(Huhu, da bin ich wieder. Heute tauchen wir mal ein kleines Bisschen in die Vergangenheit von Isa und erfahren von einer neuen Person, die bald öfter mal auftauchen wird. Nicht ganz bald, aber bald. Viel Spaß.)
Nicht darüber nachdenken, beschließe ich, ist vielleicht bei dieser Sache besser, wenn ich antworte ohne mein Gehirn zu verwenden. Trotzdem brauche ich lange, bis ich mir ein paar Worte zurechtgelegt habe. Ich schaue wieder auf die Decke vor mir.
„Snape hat gesagt, dass du niemanden verwandeln kannst. Selbst wenn... Nicht dass ich es so toll finden würde aber es ist kein...ist nicht der Weltuntergang.
Was meinen Vater betrifft...sollte das hier irgendwann vielleicht doch mal vorbei sein und wir immer noch...jedenfalls, dann heirate ich dich eben bevor er mir das verbieten kann. So wenig, wie der sich für mich interessiert... Könnte ich schon schaffen.
Was deine Narben und so weiter betrifft...wenn's wirklich so schlimm ist, kann ich zur Not auch einfach die Augen zumachen."
Okay, vielleicht nicht die taktvollste Art. Ich traue mich kaum, wieder auf zu sehen. Entweder Isa heult jetzt gleich wieder rum oder flippt wieder mal aus oder... Nein. Einfach nein. Das ist doch nicht ihr Ernst! Das kann Isa nicht machen, ich glaube es nicht! Wie unhöflich ist das denn bitte?
Beleidigt schaue ich sie an, wie sie den Kopf zurückgelegt hat, an die Wand gelehnt dasitzt und ... schläft.
„Das ist nicht dein Ernst, oder? Bitte sag, dass du nur so tust." Es bleibt ruhig.
Leise stehe ich auf, durchquere den Kerker mit wenigen Schritten und setze mich vorsichtig zu ihr.~
Ich traue mich fast gar nicht, die Augen wieder zu öffnen. Ich wette, dass Draco unglaublich beleidigt ist, wenn er merkt, dass ich eben mal eingeschlafen bin, wodurch ich leider nur einen Teil seines Geplapperes mithören konnte.
Vermutlich wäre es besser, gleich zuzugeben, dass ich nicht mehr schlafe, doch es ist so schön, einfach seinem leisen Atem dicht bei mir zu lauschen, nichts sonst. Nichts sonst tun, hören, sehen, spüren.
Dieser eine Moment scheint so viel Wert zu haben, in unserer eigenen, kleinen Welt, in der es niemanden und nichts gibt als uns beide zusammen. Für den Augenblick ist das Leben schön.
Gerade jetzt fällt mir etwas ein, was ein sehr wunderbarer Mensch mal zu mir gesagt hat, vor sehr langer Zeit: 'Das Leben ist immer schön, auch, wenn wir es gerade nicht sehen können. Und wenn dein Leben gerade mit seinen Ecken und Kanten auf dich einschlägt, denk daran: Irgendwo auf dieser Welt hat dafür jemand anderes einen Regenbogen-Einhorn-Glitzerlichtzauber-Sonnenstrahl anhimmeln-Gänseblümchen-Honigkuchenpferd-Moment.'
Bei der Erinnerung aus einem scheinbar ganz anderen Leben muss ich lächeln. Eigentlich ist es traurig, doch es war so schön... In den wenigen Sekunden, die ich so tue, als würde ich schlafen, damit ich einfach nur da sein und Draco, der neben mir sitzt, beim Atmen zuhören kann, geht mir unendlich viel durch den Kopf.
In einer Zeit, bevor das alles angefangen hatte, das ganze Drama, die ganzen Probleme, dieser ganze halbe Weltuntergang, hatte ich eigentlich eine doch sehr schöne Zeit. Sogar eine richtige Kindheit. Gut, zu meinem Vater hatte ich noch nie ein Traum-Verhältnis, doch meine Mutter lebte noch, Voldemort wieder nicht und alles war gut. Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem meine damals beste Freundin Jill Dungen kennenlernte, die einmal diese schönen Worte zu mir gesagt haben würde. Ich war gerade einmal fünf und sie sechs. Mein Vater nahm mich damals oft mit ins Ministerium zu seiner Arbeit, da meine Mutter eine lange Zeit schwer krank war und nicht auf mich achten konnte. Den Hauselfen traute er diesen Job nicht zu. So kam ich mit.
Ich langweilte mich schrecklich dort, eines Tages also, während Vater mit ein paar anderen wichtigen Erwachsenen, die ich damals für absolut alt und doof hielt, ein Gespräch hatte, schlüpfte ich durch die Tür des Konferenzraumes auf den Korridor.
Ich kam mir ungeheuerlich mutig und abenteuerlich vor, wie ich mit meinen fünf Jahren alleindurch das Zaubereiministerium stiefelte und mich hinter den Wandteppichen vor den Erwachsenen versteckte. Aber ich war klein und dumm, und was hätte anderes passieren können, als dass ich mich verlief?
Mittlerweile achtete ich kaum noch daran, mich zu verstecken. Vater würde unglaublich wütend sein, das war alles an was ich denken konnte. Bis ich das andere Mädchen sah.
Sie saß vor einer verschlossenen Tür und ich weiß noch ganz genau, wie sie eine kleine Blume in den Händen hielt, sie drehte und wendete wie das Wunderbarste was ihr je unter die Augen gekommen war. Ich kannte die Blume nicht – in meinem 'Garten' wurden solche unordentlichen Teile gleich entfernt.
Ich setzte mich einfach zu dem Mädchen. Sie blickte nicht auf und ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, da es hinter sehr langen dunkelbraunen, fast schwarzen und glatten Haaren von der Seite nicht zu erkennen war.
Ich erinnere mich so gut, weil die Zeit mit dem Mädchen eine, nein, nicht eine, die schönste Zeit meines Lebens war.
„Was ist das für eine Pflanze?" fragte ich – ohne eine Begrüßung oder Vorstellung. Nebenbei fand ich den Gedanken sehr amüsant, was mein Vater wohl sagen würde, wenn ich meine Manieren so in der Tasche hielt. Das Mädchen vor mir blickte auf, sah mich an und lächelte breit.
Dann blickte sie wieder auf die Blume.
„Schneeglöckchen. Aber die kommen eigentlich immer erst nach dem Schnee, was ein bisschen dumm ist, wenn sie doch Schneeglöckchen heißen. Und klingeln tun sie auch nicht. Aber das sind meine Lieblingsblumen."
Nach diesem Tag kam ich immer mit ins Ministerium. Tag für Tag traf ich mich heimlich mit Jill, die ebenfalls fast immer dort war, weil ihre Muggelmutter verstorben war und ihr Vater den ganzen Tag im Ministerium sein musste. Anders als ich hatte Jill schon viel früher angefangen das Ministerium zu erkunden, so kannte sie viele Verstecke.
Ob in kleinen Hohlräumen hinter Wandteppichen, in unbenutzten Schränken oder unter Schreibtischen – wir fanden immer eine Ort, wo wir in aller Ruhe und Gemütlichkeit über diese dummen und langweiligen Erwachsenen lachen konnten.
An dem Tag, an dem Jill den verrückten Regenbogen-Einhorn-Glitzerlichtzauber-Sonnenstrahl Anhimmel-Gänseblümchen-Honigkuchenpferd-Moment-Satz zu mir sagte, war ich acht Jahre alt. Ich erinnere mich nur noch, dass ich sehr traurig war, weil mein Vater immer schlechter gelaunt war und manchmal schlug er sogar meine Mutter.
Der Satz war das letzte, was ich je von Jill gehört habe. Am selben Tag noch fand mein Vater heraus, dass ich mich mit einem Halbblutmädchen in meinem Alter traf, dessen Mutter tot und ihr Vater nicht sonderlich hoch angestellt war. Seit da musste ich immer zu Hause bleiben.
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moon & misery
Fanfiction(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...