Kleine Geschichtsstunde

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Kleine Geschichtsstunde

Schon von weitem konnten sie das Stimmengewirr des Ordens hören, die immer noch fleißig am Diskutieren warnen. Gerade schien Moody die glorreiche Idee zu haben, dass doch einfach Remus Harry heiraten sollte. Die Reaktionen der beiden Rumtreiber hätten eine ganze Kneipe Hafenarbeiter vor Scham erröten lassen, wobei Harry erstaunt feststellte, dass es nicht sein Pate war, der die blumigsten Ausdrücke verwendete.
Noch einmal sahen sich die drei an, ehe sie das Wohnzimmer betraten. Sofort waren alle Blicke auf die Neuankömmlinge gerichtet.

Bevor allerdings noch jemand Fragen stellen konnte, bedeutete Snape ihnen allen zu schweigen.
Nachdem sich der Lehrer und die beiden Schüler gesetzt hatten, fing der Tränkemeister an:
„Harry, Ms. Lovegood und ich sind zu einer Entscheidung gekommen, wie das Problem am besten zu lösen ist.“
Noch mehr fragende Blicke.
Harry war der Meinung, dass es das Sicherste wäre, wenn er weiterreden würde.
„Professor Snape hat sich bereit erklärt, die Rolle meines Ehemanns zu übernehmen. Damit wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, ich wäre aus der Schusslinie und der Professor könnte endlich seinen Job als Spion aufgeben.“
Was nun folgte war die Ruhe vor dem Sturm. Diese dauerte allerdings nicht lange, schon ging es los:
„Was!? Alter, hast du jetzt komplett den Verstand verloren? Snape?“ Ron.
„Harry, das kann doch nicht dein Ernst sein, willst du, dass jeder denkt, dass du dir nur gute Noten erschleichen willst?“ Hermine.
„Es tut mir Leid, aber das geht nicht, wir brauchen Severus, um für uns bei Voldemort zu spionieren.“ Dumbledore.
„Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben als diese.“ Molly, Tonks und Minerva.
„Auch wenn ich im Grunde nichts gegen diesen Vorschlag habe, aber Severus erfüllt nicht die nötigen Voraussetzungen, um dich heiraten zu dürfen.“ Remus
„Oh, das ist eine ganz tolle Idee, ihr beide würdet ein so schönes Paar abgeben.“ Poppy.
„Seid ihr sicher, dass Snape nicht einfach die Chance nutzen will, um Harry an den Schlangenkopf auszuliefern?“ Moody.
„Cool. Ob wir dann unsere Scherzartikel auch am Professor testen dürfen?“ Die Zwillinge.
Die schönste Reaktion zeigte allerdings Sirius. Erst wurde er blass, dann rot und bevor er noch etwas sagen konnte, wieder blass, als er hörte, was sein Gefährte zu diesem Vorschlag zu sagen hatte. Als das Farbenspiel beendet war, wandte er sich wieder an die Dreiergruppe, die alles bis jetzt schweigend beobachtet hatte.
„Sag mal, spinnst du jetzt völlig? Glaubst du wirklich, ich würde zulassen, dass ein Todesser mein Patenkind in die Finger bekommt? Eher würde ich zulassen, dass Harry Moddy heiratet, als in dir auszuliefern. Und Harry, was denkst du dir dabei, ich dachte, du hasst die Fledermaus? Und auch wenn nicht, er könnte vom Alter her dein Vater sein und....“
„Sirius, beruhige dich bitte erst mal. Ich rechne natürlich nicht damit, dass du Luftsprünge machst, aber bitte, bevor du dich weiter aufregst, hör uns erst zu. Danach kannst du immer noch dein Veto einlegen, vertrau mir bitte, in Ordnung?“

Der Animagus sah zwar immer noch alles andere als begeistert aus, aber er nickte zögernd.
„Danke. Also erst mal zu eurem Einwand, dass Professor Snape ein Todesser ist. Es stimmt nicht, habe ich Recht?“
Damit richtete Harry seine Augen auf Snape, der daraufhin das Wort ergriff.
„Stimmt, um ehrlich zu sein. Ich war nie ein Anhänger vom Dunklen Lord, sondern von Anfang an ein Spion für den Orden.“
„Wenn das wahr ist, warum nennst du ihn dann immer den Dunklen Lord, das machen doch nur seine Anhänger?", kam es sofort misstrauisch von Tonks.
„Ganz einfach, es ist ziemlich schädlich für die Gesundheit, wenn man vor Riddle steht und ihn falsch anspricht, das habe ich im Übrigen durch eine sehr schmerzhafte Lektion gelernt. Aber um wieder auf meine Tätigkeit als Spion zurückzukommen. Ich arbeite bereits seit meiner Schulzeit für die weiße Seite. Um genau zu sein, auf die Bitte meines Großvaters und des Direktors.“
Nun richtete sich die Aufmerksamkeit auf letztgenannten.
„Severus hat Recht. Als mir klar wurde, wie schnell Tom an Macht gewann, entschloss ich mich, ihm entgegen zu wirken. Ich setzte mich mit einigen damaligen Freunden in Verbindung, um zu beratschlagen, was zu tun war. Es war Severus' Großvater, der den Vorschlag machte, einen Spion in die, wie er es nannte, Organisation zu schleusen, um sie von innen heraus zu vernichten. Allerdings konnten wir nicht einfach einen Erwachsenen Zauberer dafür nehmen, das hätte Tom sofort durchschaut. Deswegen kamen wir auf die Idee, einen Schüler für diese Aufgabe zu verpflichten und Severus war der beste Kandidat für diese Aufgabe.“
„Aber warum ausgerechnet Severus?“, kam es unverständlich von Molly.
„Wir brauchten jemanden, der in Slytherin war und nachgewiesenermaßen nichts gegen Muggels oder Muggelstämmige hatte und beides traf eben auf Severus zu. Also haben sein Großvater und ich ihn gefragt, ob er sich dazu bereit erklären würde, und er hat zugestimmt.“
Nun herrschte nachdenkliches Schweigen, diese neuen Erkenntnisse mussten erst mal verarbeitet werden. Es war Sirius, der die Stille brach.
„Aber ich verstehe das nicht. Wenn das alles so ist, wie ihr behauptet, warum hat die Fledermaus dann immer wieder Lily beleidigt, ich dachte, ihr wärt Freunde. Hat sie überhaupt von deiner angeblichen Tätigkeit gewusst?“
„Natürlich hat sie davon gewusst. Um ehrlich zu sein, habe ich mich erst dafür bereit erklärt, als ich mit Lily darüber gesprochen habe und mir ihre Unterstützung zugesagt hatte.
Viele dachten immer, ich wäre in Lily verliebt gewesen, aber in Wirklichkeit war unsere Beziehung der von Harry und Luna sehr ähnlich. Wenn auch nicht so intensiv.
Potter Senior hat mir sogar unwissentlich geholfen, als er mich im fünften Jahr vor der ganzen Schule gedemütigt hat. Als Lily mich vor euch in Schutz nahm und ich sie vor allen als Schlammblut bezeichnet hatte, war das ideal, um die Aufmerksamkeit der zukünftigen Todesser zu erlangen. Nach eurem Streich musste ich mich dann nur noch im Gemeinschaftsraum der Slytherin über Potters Arroganz und die Einmischung des Schlammbluts aufregen und schon hatte ich Lucius Malfoy an der Angel. Der hat sich lang und breit über den Niedergang der Zauberwelt ausgelassen und dass es eine Schande ist, dass an einer Schule wie Hogwarts Muggel aufgenommen werden und ich musste ihm nur zustimmen, alles andere hat sich dann ganz von selbst ergeben.“
„Also war dein Streit mit Lily nur gespielt und sie wusste die ganze Zeit über alles Bescheid?“
Fassungslos starrte Remus seinen ehemaligen Schulkollegen an. Auch den anderen ging es nicht anderes, vor allem Sirius hatte sichtlich zu kämpfen.
„Ja, genau so war es. Ich habe mich später immer wieder bei Streichen gegen die Rumtreiber ‚erwischen lassen’ um zum Direktor zitiert zu werden, wo ich meine Berichte abgeben konnte. Lily habe ich auch immer auf dem Laufenden gehalten. Allerdings haben wir beschlossen, dass so wenige wie möglich über meine Tätigkeit erfahren sollten, um meine Tarnung nicht zu gefährden. Und da Albus nach dem ersten Sturz des Dunklen nicht an dessen endgültigen Tod geglaubt hat, hielt er es für besser die Verteidigung bei meiner Verhandlung so vage wie möglich zu halten.“
Wieder wandten sich alle Blicke auf den Direktor.
„Wenn ich bei der Verhandlung die volle Wahrheit gesagt hätte, wäre Severus in Gefahr gewesen und wir hätten ihn nach Toms Auferstehung auch nicht wieder als Spion einsetzen können. Aber so glauben selbst einige im Ministerium, dass Severus noch immer zur schwarzen Seite gehört und das ist auch genau der Grund, warum ihm die Todesser und vor allem Voldemort noch immer vertraut.“
Wieder kehrte Stille ein, als sich alle der Tragweite des Ganzen so richtig bewusst wurden. Snape arbeitete also schon seit seinem 15. Lebensjahr als Spion für Dumbledore und er hatte außer seinem Großvater, dem Direktor und seiner besten Freundin niemanden, mit dem er darüber reden konnte. Kein Wunder, dass der Mann immer mit einer Leichenbittermiene herumging.
Es war wieder Sirius, der die Stille brach, allerdings hätte mit dem, was er sagte, wohl wirklich niemand gerechnet:
„Das heißt also, bevor Harry der ‚Goldjunge’ des Direktors wurde, warst du sein ‚Silberjunge’’.“
Snape sah Sirius an, als hätte ihn der gerade um ein Date gebeten. Er der ‚Silberjunge’? Das war ja noch schlimmer als Rosenprinz, oder zumindest fast. Der Tränkemeister musste sich sehr beherrschen, um nicht die Kontrolle über seine Gesichtszüge zu verlieren. Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf die beiden Teenager neben ihm, die sich gerade einem Heiterkeitsausbruch hingaben.
„Siri, das ist super! Slytherin Silber und Gryffindor Gold. Professor, seien sie froh, dass sie nicht in Hufflepuff waren, sonst wären sie jetzt der ‚Lilajunge’.“
Harry und Luna schienen sich gar nicht mehr einzukriegen vor lachen. „Verräter" ging es Snape durch den Kopf.
Die anderen Anwesenden stimmten nur zu gerne in das ausgelassene Lachen mit ein und dass der Kerkermeister sie alle mit Todesblicken bedachte, steigerte die Lachsalven nur noch.

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