Wolfszähmung
Zum Glück war diese Nacht vorbei. Severus betrachtete seinen Kleinen und strich ihm durch das weiche Haar. Nachdem sie sich gestern hingelegt hatten, war Harry zwei Mal von schweren Albträumen geschüttelt worden. Beim ersten Mal hatte er wieder mal seinen Onkel angefleht, ihn nicht zu schlagen, Severus musste den Jungen aufweckten und ihm immer wieder versichern, dass alles in Ordnung war. Worum es im zweiten Traum ging, wusste der Tränkemeister nicht, aber es war auf jeden Fall auch nicht schön. Harry hatte sich an ihn geklammert wie ein Ertrinkender und ihm seinen Schweif um die Hüfte geschlungen. Dort lag er auch jetzt noch.
Severus wollte sich aufsetzen, aber davon schien der Katzenjunge überhaupt nichts zu halten, ganz im Gegenteil, der Klammergriff verstärkte sich nur noch. Severus gab seine Versuche, seine Bewegungsfreiheit wieder zu erlangen auf. Harry kuschelte sich, zufrieden, zurecht und fing an laut zu schnurren.
„Gut, dann bleibe ich eben noch liegen.“
Eine halbe Stunde später merkte Severus, dass Harrys Schweifspitze sachte zuckte. Vom aufwachenden Schweif angesteckt, öffnete auch sein Kleiner die Augen und wunderschöne verschlafene Smaragde blickten ihn an.
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen, Kitten.“
„Tut mir leid, dass ich dich vom Schlafen abgehalten habe.“
„Entschuldige dich nie dafür, dass du Albträume hast. Ich denke, der Besuch bei deinen Verwandten hat dich doch mehr angestrengt als gedacht.“
„Wo wir gerade beim Thema sind. Du hast gestern gesagt, die Dursleys würden unter einem Überwachungszauber stehen. Wie genau muss ich mir das vorstellen und warum hat den nicht schon Dumbledore angewandt?“
„Der Überwachungszauber ermöglicht es dem Anwender jeder Zeit einen Blick auf die Personen zu werfen, auf denen der Zauber liegt, ähnlich wie die Kameras in einem Einkaufszentrum. Allerdings wird dabei die Privatsphäre automatisch geschützt. Worüber ich ganz froh bin, ich habe kein Interesse daran, Vernon und Petunia bei ihren ehelichen ‚Pflichten’ zu beobachten.“
Sowohl Severus als auch Harry schüttelte es bei dem bloßen Gedanken.
„Und was Dumbledore betrifft. Die Antwort ist ganz einfach. Der alte Narr denkt einfach nicht daran, dass Menschen böse sein können, vor allem nicht zu einem Kind, das noch dazu mit einem verwandt ist. Ich habe ihm schon x-mal gesagt, dass es, nach seiner Logik, dann aber auch keinen Riddle oder Grindelwald geben dürfte.“
„Ich nehme nicht an, dass er dir zugehört hat.“
„Richtig. Er hat nur gelächelt und mir eines von seinen ekelhaften Zitronendrops angeboten.“
Beide verfielen in Schweigen und erst jetzt merkten sie, dass sie während des gesamten Gespräches immer noch aneinander gekuschelt im Bett lagen. Das störte sie aber nicht, es war einfach nur angenehm.
Erst als sich Igel mit lautem Fiepen zu Wort meldete, standen die beiden auf.
Sie gingen nacheinander ins Bad und zogen sich an. Harry kümmerte sich um seinen Gartenschläfer und räumte auch die Hinterlassenschaften des Kleinen weg. Fawkes und Hedwig konnten dafür ja nach draußen fliegen. Und wo er gerade an die beiden dachte, kamen sie auch schon durchs Fenster.
Hedwigs erster Weg führte zu Igel, dem sie etwas vor die Schnauze legte. Danach kam sie zu Harry und holte sich ihre morgendlichen Streicheleinheiten ab, auch der Phönix kam nicht zu kurz.
„Was ist denn das?“
Severus war gerade aus dem Bad gekommen und starrte angewidert auf das kleine Vogelhäuschen, auf dessen Vorsprung ein sichtlich zufriedener Nager saß und vor sich hinkaute.
„Hedwig hat ihm ein paar Nacktschnecken gebracht. Gartenschläfer sind Allesfresser und eines der wenigen Tiere, die Schnecken fressen.“
„Und wie bitteschön hat er es geschafft, dass deine Eule für ihn Futterlieferant spielt?“
„Ich habe sie schon bei Igels erster Behandlung gebeten, ihm welche mitzubringen. Das hat sie übrigens für viele der verletzten Tiere getan.“
„Und nachdem deine Patienten wieder gesund waren, hat sie sie nicht auf einer ihrer Jagden gefressen. Das ist erstaunlich.“
„Hedwig ist eben ein schlaues Mädchen.“
Genanntes Mädchen plusterte sich stolz auf, sie liebte es von ihrem ‚Jungen’ gelobt zu werden. Und als Harry ihr dann auch noch das Köpfchen kraulte, war für die weiße Dame die Welt absolut perfekt.
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Schwarzweiß
FanfictionEine Entscheidung von James Potter verändert Harrys Leben. Snarry. Romione Fred/George & Luna Fred/George &Neville Original auf Fanfiktion.de von Shiorinekoi