Reaktionen

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„Poppy!“
Laut brüllend lief Severus zu einem der Krankenbetten und legte seine pelzige Last darauf ab.
„Um Merlins Willen, Severus! Was ist den nun schon wieder passiert, dass du so einen Aufstand machst?“
Schweigend deutete der Tränkemeister auf seinen Ehemann, oder besser -kater.
Der war mittlerweile in Ohnmacht gefallen, was seinem Partner nur noch größere Sorgen bereitete.
Die Krankenschwester zog ihren Zauberstab und untersuchte ihren Patienten mit einigen Diagnosezaubern.
„Was genau ist passiert?“
„Wir waren gerade in einem Restaurant, als Harry plötzlich anfing zu schreien. Er meinte, der Dunkle Lord wäre extrem wütend, aus seiner Narbe trat auch Blut aus. Im nächsten Moment hat er sich in diese Gestalt geflüchtet und ich bin sofort hergekommen. Aber warum ist der Kleine jetzt ohnmächtig? Waren die Schmerzen etwa so schlimm?“
„Severus, beruhige dich, du bist doch sonst nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen.
Harrys Muskeln haben sich etwas verkrampft und er blutet leicht aus der Stirn, aber es ist bei weitem nicht so schlimm wie frühere Attacken dieser Art. Und der Grund warum er in Ohnmacht gefallen ist? Tja, mein Lieber, das liegt vermutlich daran, dass du mit Harry durch sämtliche Kamine von London bis hierher gerauscht bist. Anscheinend verträgt er diese Art zu reisen in seiner Katzenform noch weniger als sonst.“
Severus hatte den Anstand bei dieser Erklärung beschämt dreinzuschauen. Allerdings war er froh, dass es seinem Wuschelkopf schon wieder besser ging. So interpretierte der Lehrer zumindest das Schnurren.
Im nächsten Moment wurde die Tür zur Krankenstation aufgerissen und eine ganze Horde stürmte den Saal. Alle redeten wild auf Poppy und Severus ein, nur Luna war die Ruhe selbst, sie setzte sich auf das Bett und begann den kleinen Kater zu kraulen.
Severus wollte bereits losbrüllen, aber ein Blick auf die Herrin der Krankenstation ließ ihn stumm bleiben.
„Sagt mal, spinnt ihr alle? Was soll dieser Lärm? Das hier ist ein Krankenzimmer und kein Quidditch-Feld. Außerdem weckt ihr meinen Patienten auf.“
„Aber Poppy, wir wollten doch nur wissen, was mit Harry los ist, Severus ist ja so schnell mit ihm weggewesen.“
Molly wirkte leicht beleidigt, immerhin hatte sie sich Sorgen gemacht.
„Das hättet ihr auch ein bisschen leiser fragen können, und um eure Frage zu beantworten. Eurem Freund geht es gut, er muss sich nur ein wenig ausruhen. So und jetzt alle raus hier, Severus und Luna dürfen bleiben.“
„Warum darf Luna bleiben und wir nicht? Immerhin sind wir Harrys beste Freunde“, maulte Ron los.
„Ganz einfach, weil Ms. Lovegood von Ihnen allen die einzige ist, die sich zu benehmen weiß. Und hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen leiser sein, Mr. Weasley?“
Damit schob die resolute Krankenschwester die ganze Bande hinaus, nicht mal Sirius wagte zu protestieren. Er hatte schon in der Schule einen Mordsrespekt vor der Medihexe gehabt.

Eine ganze Weile saßen Severus und Luna einfach nur da und streichelten das Fell des niedlichen Katers. Sie wurden aus ihren Gedanken gerissen, als sie das Rascheln von Flügeln hörten.
Fawkes und Hedwig landeten sanft auf Harrys Bett und fingen sofort an, ihn liebevoll anzuschnäbeln.
„Die beiden müssen ein regelrechtes Harry-Radar haben.“
„Eher einen ausgeprägten Elterninstinkt, für die beiden ist er eben ihr Küken und das schützen sie.“
Luna lächelte die drei Tiere an und begann sie zu streicheln.
Severus musste darüber nachdenken. Er hatte ja schon gehört, dass Fawkes den Kleinen als sein Küken ansah, aber Hedwig? Wie alt war die Schneeeule überhaupt?
Wieder wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als der Kater auf dem Bett in Licht getaucht wurde. Keine zwanzig Sekunden später lag Harry wieder in seiner, seit zwei Tagen, normalen Gestalt vor ihnen. Er hatte sich um seine beiden gefiederten Freunde gewickelt und zuckte zufrieden mit der Schweifspitze.
„Riddle scheint seinen Wutanfall beendet zu haben, sonst hätte sich mein Bruder nicht zurückverwandelt.“
Ein stummes Nicken von Severus war die einzige Antwort.

Etwa zehn Minuten später fing Harry an sich zu bewegen. Er drehte sich auf den Rücken und öffnete langsam die Augen. Nachdem er ein paar Mal geblinzelt hatte, war seine erste Reaktion:
„Nein, nicht wirklich, oder?“
Luna kicherte.
„Ich fürchte leider doch, mein Lieber. Wie es scheint, wird Poppy in naher Zukunft wirklich Miete von dir verlangen.“
Der Grünäugige grummelte nur etwas vor sich hin, das deutlich nach „Dann soll sie mir aber auch ein Extrazimmer geben“ klang.
Missmutig griff der Katzenjunge nach seinem Zauberstab, den er, nach einem wütenden Blick an die Decke, nach oben richtete und einen Zauberspruch murmelte.
„Das wollte ich schon lange einmal machen.“
Das ließ auch die anderen nach oben sehen und beide rissen überrascht die Augen auf.
Die ehemals weiße Wand hatte sich in eine grüne Landschaft mit glitzerndem See und strahlender Sonne verwandelt. Außerdem tummelten sich überall fantastische Geschöpfe. Severus vermutete, dass es sich dabei um die Wesen handelte, von denen Luna immer erzählte. Zu mindestens lag die Vermutung nahe, da sich an einem Baum ein kleiner Odradek von einem Ast baumeln ließ.
Was aber das Beste an dem ‚Bild’ war, es war lebendig und das im wahrsten Sinne des Wortes. Etwas, das Severus wieder einmal staunen ließ, da diese Art der Magie erst in der siebten Klasse unterrichtet wurde.
Nachdem Harry zufrieden sein Werk betrachtet hatte, wandte er sich an seinen Mann.
„Die gute oder die schlechte Nachricht zuerst?“
„Die Gute bitte.“
„Also es sieht so aus, als könnte Lord Schlangengesicht mir in meiner Katerform nichts anhaben, weder spüre ich Schmerzen, noch seine Wut, oder andere Gefühle, die nicht mir gehören. Jetzt muss ich nur noch lernen, mich gezielt in eine Katze zu verwandeln.
Die schlechte Nachricht: Riddle hat die Sonderausgabe des Tagespropheten gelesen und er ist, gelinde gesagt, nicht sehr glücklich darüber. Hast du etwas in deinem Mal gespürt? Er hat versucht dich zu rufen.“
„Nein, Dumbledore hat die Magie des Males geblockt.“
Mit diesen Worten schob der ehemalige Spion seinen Ärmel zurück und zeigte den beiden Teenagern die Symbole.
„Ich weiß zwar nicht, was genau das für Zeichen sind, aber sie halten den dunklen Lord ab.“
„Das sind alchimistische Schriftzeichen. Ich wusste nicht, dass der Direktor weiß, wie man sie anwendet. Ach und Severus. Bitte tu mir einen Gefallen und nenne Riddle nicht mehr ‚Dunkler Lord’. Du bist kein Spion mehr, also musst du auch keine Angst davor haben, den falschen Namen zu nennen.“
Im ersten Moment blickte Severus seinen Partner nur verständnislos an, aber dann sickerte das Gesagte doch in seinen Kopf. Ja, der Junge hatte Recht, er musste sich nicht mehr davor fürchten, durch eine unbedachte Äußerung einen Cruciatus abzubekommen.
Als zweites fiel ihm auf, dass sein junger Ehemann ihn mit seinem Wissen schon wieder überrascht hatte. Langsam wurde es wirklich peinlich, es schien so, als würde der Tränkemeister sich anstrengen müssen, wenn er in Zukunft mit seinem Gatten mithalten wollte.
„So, können wir jetzt bitte aus dieser Hölle in Weiß verschwinden?“
„Du meinst Hölle in bunt.“
Luna zeigte lachend an die Decke.
Harry nickte und rief nach Poppy. Die kam auch gleich angewuselt und nachdem sie den Grünäugigen noch einmal kurz untersucht hatte, entließ sie ihren Lieblingspatienten.

SchwarzweißWo Geschichten leben. Entdecke jetzt