Ein neuer Zuwachs

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Ein neuer Zuwachs

Kurz bevor sich Harrys Freunde für heute verabschieden wollten, kamen Severus und der Alchemist wieder aus dem Labor.
„So mein Kind, morgen können wir die Dementoren in die Amulette umsiedeln. Und dann bekommen die verantwortlichen Auroren einen schönen neuen Schmuck.“
„Kind?“ Severus sah seinen Laborpartner etwas genervt an.
Die Jugendlichen im Hintergrund lachten.
„Tut mir leid, ich habe vor Jahren die Angewohnheit entwickelt jeden unter 100 mit Kind anzusprechen.“ Entschuldigte sich Nicolas lächelnd.
Dann wandte er sich an die Teenager.
„Und euch wünsche ich auch noch einen schönen Abend. Ich werde jetzt mal meinem Mann die Hölle heiß machen gehen.“
Weiter vor sich hin grinsend stieg der Alchemist in den Kamin und war weg.
Severus seufzte.
„Der Mann ist brillant und sehr nett. Aber er hat ausgesprochen große Probleme mit Zeit.“
Harry legte den Kopf schief.
„Was meinst du? Nur weil er dich gerade Kind genannt hat?“
Der Tränkemeister schüttelte den Kopf.
„Nein, das meinte ich nicht. Aber Mr. Flamel nimmt Zeit ganz anders wahr als wir. Für uns sind zwei Monate mitunter viel, für ihn ist es nicht mal eine Erwähnung wert. Eigentlich kein Wunder wenn man bedenkt wie lange er schon lebt.“
Seine Zuhörer nickten, das konnte zeitweise sicher lästig werden. Vor allem für den Partner des Mannes.
Dann wechselte der Lehrer das Thema.
„Und, was habt ihr nun für einen Plan?“

Sofort war Ron in seinem Element. Begeistert fing er an zu erzählen.
„Das ist natürlich nur ein vorläufiges Konstrukt“, schloss er seine Rede. „Wir werden da auf keinen Fall alleine hingehen. Sirius wird dafür sorgen müssen dass genügend Auroren und auch Ordensmitglieder zur Verfügung stehen. Und das möglichst so, dass es Riddle nicht durch einen Spion zu Ohren kommt.
Allerdings dürfen aber auch nicht zu wenige Leute sichtbar sein. Das würde auch nach Falle schreien. Wir werden ein Mittelmaß finden müssen.“
Severus hatte sich das alles still angehört. Schließlich nickte er.
„Der Grundgedanke ist gut, aber wie Sie schon sagten Mr. Weasley, da fehlt es noch der Feinschliff. Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass ihr euch einfach mal so eben in Gefahr begebt. Das hatten wir in der Vergangenheit bereits zu oft. Auch wenn ihr alle sehr gut mit euren Stäben umgehen könnt.“
Mit so einer Antwort hatten die Jugendlichen bereits gerechnet. Severus war, was die Sicherheit seiner Schüler anging, nicht zu Kompromissen bereit. So verblieben sie dabei, dass sie noch an den Feinheiten arbeiten würden und verabschiedeten sich dann ebenfalls.

Harry kletterte auf Severus’ Schoß.
„So wie es sich vorhin angehört hatte, wart ihr auch erfolgreich?“
Severus fuhr durch Harrys weiches Haar.
„Ja, das waren wir. Uns ist es auch gelungen ein Gefäß für den Dementor zu machen, der den Teil von Riddles Seele gefressen hat. Du wirst Nagini nur noch damit bewerfen müssen.“
Harry fing an zu prusten.
„Was? Habe ich so etwas Witziges gesagt?“
„Nein, das nicht, aber die Vorstellung mit einem Seelenfresser um sich zu werfen ist dann doch etwas. Wie soll ich sagen?“
„Gewöhnungsbedürftig? So ging es mir auch. Aber du wirst ihn ja nicht einfach nur durch die Botanik schmeißen und hoffen, dass die Schlange zufällig ins Schussfeld gerät. Du sollst ihn schon mit deinem Zauberstab steuern. Nicht, dass du noch den Falschen triffst.“ Erklärte Severus.
„Dann ist ja gut. Obwohl, sag mal, könnte das bei Riddle selber nicht auch funktionieren?“ Harry sah seinen Mann mit schräggelegtem Kopf an.
„Das haben Flamel und ich uns auch schon überlegt, aber wir sind von der Idee abgekommen. Riddle ist zwar kein Racheengel, aber er hat doch die Gene in sich. Es kann sein, dass der Dementor das merkt und ihn deswegen nicht angreift. Oder besser gesagt, er wird ihn aus dem Grund mit Sicherheit nicht angreifen. Du vergisst, dass er bereits im ersten Krieg diese Mistviecher auf seine Seite gezogen hatte. Das muss einfach an seinem Erbe liegen.“
Der Vampirkater schmiegte sich an die Brust seines Mannes und überlegte.
„Dann verstehe ich nicht, warum mich der Dementor überhaupt angegriffen hatte? Ich meine, ich bin ein Weißer Vampir und hatte noch zusätzlich die Seele eines Racheengels in mir. Oder zumindest einen Teil davon. Hätte das den Seelenfresser nicht abschrecken müssen?“
Severus kraulte Harrys Nacken, was diesen zum Schnurren brachte.
„Es war doch nur ein Teil von Riddles Seele, ein Bruchstück. Wenn man einen Horcrux erschafft dann verändert das den Zauberer. Ich denke, der Dementor hat die Seele einfach nicht als das erkannt was sie war. Für ihn war es einfach nur Nahrung. Keine sehr ausgewogene möchte ich noch dazu sagen.“
„Kann sein. Wie auch immer, ich bin froh, dass es funktioniert hat. So frei habe ich mich schon seit Jahren nicht mehr gefühlt.“
„Dann ist ja gut.“ Severus zog seinen Mann zu einem sanften aber leidenschaftlichen Kuss heran. Seit der Sache mit dem Überfall und dem verfluchten Dementor wollte er nur noch bei seinem Kleinen sein.
Als sie sich lösten fing Harry wieder an zu kichern.
„Neville hat vorhin etwas in einer Sofaritze gefunden.“ Damit holte er den Knopf hervor.
Severus machte große Augen.
„Hast du ihnen auch erklärt was es damit auf sich hat?“
„Ich habe es angedeutet, Hermine hat es für Ron auf den Punkt gebracht. Der war ganz schön durch den Wind.“ Harry kicherte weiter. Natürlich sagte er nicht, wie peinlich ihm das Ganze vorhin war. Nun war es nur noch lustig.
„Wir sollten die Dinger mal suchen gehen. Nicht das vielleicht noch einer meiner Kollegen drüber stolpert“, murmelte Severus.
Harry sah den Mann gespielt beleidigt an.
„Soll das heißen, du schämst dich für uns?“
Das ließ der Tränkemeister natürlich nicht auf sich sitzen. Und im nächsten Moment befand sich Harry auf dem Rücken liegend Severus über sich.

Der Mann sah ihn fast schon grimmig an.
„Sag so etwas nie wieder, du bist das Beste was mir je passiert ist. Ich würde dich nie wieder hergeben. Ich liebe dich.“ Severus hatte mit dunkler fast knurrender Stimme gesprochen.
„Warum soll dann niemand davon erfahren?“ Wollte Harry wissen, und deutete auf den Knopf, der immer noch in seiner Hand lag.
Severus schnaubte.
„Weil ich keine Lust auf blöde Sprüche habe. Du weißt ja, wie die sein können.“
Harry lächelte, ja das wusste er.
„Severus?“
„Ja?“
„Küss mich.“
„Immer.“
Das war das letzte Wort das die nächste Zeit gesprochen wurde.

Die beiden hatten gerade ihr Abendessen beendet und gingen nun in den angrenzenden Wald um die Tiere zu besuchen und zu versorgen.
Harry wurde auch gleich von Yuki angesprungen. Die kleine Knieseldame hatte Shiba wie eine Boa um den Hals gewickelt.
„Na ihr, habt ihr uns schon vermisst?“ Sofort fing Yuki ganz aufgeregt an zu miauen. Auch schnurren und fauchen war zwischendrin zu hören. Ihr Stimmchen überschlug sich sogar öfter mal.
Als sie fertig mit erzählen war drehte sich Harry mit großen leuchtenden Augen zu Severus um.
„Es ist da!“
„Was ist da?“ Wollte Severus überfordert wissen.
„Hedwigs und Fawkes Küken.“
Der Vampirkater zog seinen Mann hinter sich her. In der anderen Hand hielt er seine Yuki.
Severus kam bei dem Tempo des Kleinen fast nicht mit. Immer wieder stolperte er über Wurzeln oder seine eigenen Beine.
„Kitten, nicht so schnell. Ich bin keine Katze.“
„Nein, aber ein Peryton“, lachte Harry ausgelassen.
Schlitternd kamen sie am Baum an indem das Vogelpaar sein Nest hatte.
„Hallo ihr beiden, dürfen wir uns euer Junges ansehen?“ Wollte der Vampir mit großen Augen wissen.
Beide Vögel gurrten. Hedwig rutschte ein wenig auf die Seite. Und da saß es. Ein kleiner flauschiger Federball. Halb Eule, halb Phönix. Teilweise war das Gefieder nicht nur rot und weiß sondern auch rosa. Durch die magischen Gene des Vaters schien sie sich etwas schneller zu entwickeln als normale Vögel.
„Ein kleiner Eunix“, flüsterte Harry.
„Er ist wunderschön“, stimmte Severus zu.
Fawkes stieß einen schrillen Ton aus.
„Oh, ich glaube es ist ein Weibchen“, schmunzelte Harry.
„Entschuldige Fawkes, ich wollte deine Tochter nicht beleidigen. Hat sie denn einen Namen?“
Wieder meldete sich Yuki zu Wort und Harry übersetzte.
„Sie meint, den könnten wir in unserer Sprache nicht aussprechen, aber wir sollten ihr einen zusätzlichen Namen geben.“
„Sind die Eltern damit einverstanden?“
Severus sah prüfend auf die stolzen Vogeleltern. Die stimmten wieder gurrend zu.
Alle blickten auf Harry.
„Warum ich?“
„Weil sie dir vertrauen“, erklärte Severus.
Harry sah sich die kleine Eunixdame lange an. Sie war so süß, aber auch wunderschön. Und sie war eines der seltensten Tiere die es gab. Zumindest war Harry sich dessen sicher. Außerdem war die Kleine noch unglaublich zart.
„Aura, das bedeutet Lufthauch. Was haltet ihr davon?“
Alle stimmten zu. Hedwig stupste ihre kleine Tochter in Richtung Harry. Der Junge verstand.
Vorsichtig streckte er die Hand aus und fuhr hauchzart über das Vogelköpfchen.
„Willkommen in unserer verrückten kleinen Familie.“
Aura hatte die Hand aufmerksam beobachtet und als sie nun berührt wurde ließ sie die Zweibeiner das erste Mal ihre Stimme hören. Der Klang war eine Mischung aus dem Huhen von Hedwig und dem sanften Trällern von Fawkes.
„Bezaubernd. Die Kleine wird in einigen Jahren alle Vogelherzen höher schlagen lassen“, prophezeite Severus. Sehr zum Frust von dem Vogelpapa. Der benahm sich wie jeder andere Vater auch wenn es darum ging, dass seine Tochter irgendwann mal erwachsen werden könnte. Mit lauten Protestgeschrei.
Harry kicherte.
„Der Erste der sich Aura nähert wird von Fawkes vermutlich durch den ganzen schottischen Himmel gejagt werden.“
„Da könntest du recht haben“, grinste Severus.

Sie verbrachten noch einige Zeit im Wald. Severus nahm endlich seine lang vernachlässigten Reitstunden auf den Thestralen wieder auf. Harry selber turnte auf den Bäumen und den Einhörnern herum.
Außerdem wurde von der Tiergemeinschaft beschlossen, dass Harry nach dem letzten Angriff wieder vermehrten Schutz bräuchte. Etwas, dass Severus sofort unterschrieb.
„Jaja, verschwört euch nur gegen mich. Aber gut, ich habe nichts dagegen wenn ihr wieder mit in den Unterricht kommt. Nur Einhörner und Thestrale wären vielleicht etwas zu auffällig.“
Severus zuckte die Schultern.
„Warum denn? Die meisten können die Thestrale doch eh nicht sehen.“
„Ja, und die welche es können bekommen einen Nervenzusammenbruch. Das lassen wir schön bleiben. Die HA wird mich auch nicht aus den Augen lassen. Ich habe im Klitterer bereits wieder ‚Dienstpläne’ gesehen. Ihr seid schlimmer als jede Glucke.“
Severus zog seinen Mann zu sich.
„Wir wollen dich nur nicht verlieren, das ist alles.“
Der Vampir seufzte.
„Und das ist auch der einzige Grund, warum ich das zulasse.
Komm, wir sollten langsam ins Bett. Morgen möchte ich als erstes zu den Dementoren. Und dann will ich wissen, wie die Lehrer das mit Sirius Ernennung gemacht haben.“
Severus stimmte zu. Und so machten sie Schluss für heute.
Ab dem nächsten Tag würde es sicher wieder rund gehen.
Und ja, das tat es auch.

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