Das Fest

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Das Fest

Kaum hatte Severus die Flügeltür zur Halle geöffnet, als auch schon die ersten Köpfe zu ihnen schnellten.
Severus legte seinem Mann den Arm auf den Rücken und dirigierte ihn durch den jetzt vollkommen stillen Raum.
Harry, dem die ganzen Blicke unangenehm waren, drückte sich etwas näher an Severus. Merlin, wie er dieses Starren hasste.
Sein Mann hatte derweil ganz andere Probleme. Ihm waren in der Menge nämlich einige Schüler aufgefallen, die eine verräterische Narbe quer über das Gesicht hatten.
Die Wut des Tränkemeisters stieg rasant an. Wie konnten es diese Bälger wagen, seinem Kitten ‚Bestelllisten’ über Körperteile zu schicken?

Nur gut, dass er die Beantwortung dieser Briefe an Sirius weitergegeben hatte, dem würden schon noch einige Gemeinheiten einfallen.
Außerdem hatte der Animagus auf diese Weise etwas zu tun und ging nicht vor lauter Langeweile ein.

Aber die Tatsache dass einige dieser unverschämten Briefeschreiber hier in Hogwarts herumliefen, gefiel dem Ex-Spion überhaupt nicht.
Er würde Harry bitten, nicht allein durch die Gänge zu gehen, wenn er selbst nicht bei ihm sein konnte, nicht dass sich eine dieser Kröten an dem Kleinen vergriff.
Aber auch er selbst würde diesen ‚Gebrandmarkten’, die ausnahmslos alle aus dem siebten Jahrgang kamen, ihr letztes Jahr zur Hölle machen.

Während seiner Rachepläne schoss Severus nur so mit Todesblicken um sich, sogar der Lehrertisch bekam einen warnenden Blick von ihm ‚geschenkt’, nur so zur Sicherheit.
Als die beiden beim Griyffindortisch, und somit bei Harrys Jahrgang, angekommen waren, wurden sie auch da mit großen Augen angestarrt. Vor allem Neville schien nicht zu wissen, ob er vor Angst zittern oder Harry begrüßen sollte. Er entschloss sich für beides.
„Hallo ... Harry ... schön ... di ... dich zu sehen.“
„Hey Nev, ich freue mich auch.“
Severus musste sich ein fieses Grinsen verkneifen, er dachte schon, er hätte in den letzten Wochen seine einschüchternde Wirkung verloren. Gut zu wissen, dass dem nicht so war.
Er wandte sich an seinen Mann.
„Ich denke, bei deinen Freunden bist du gut aufgehoben, und so wie Luna zu uns herüberschaut, wird sie sich später sicher auch noch zu euch setzen. Ich hol dich später wieder ab.“
Harry schenkte seinem Mann ein dankbares Lächeln. Auch ihm waren die Schüler mit den Narben nicht entgangen und er wusste nur zu genau, dass eben das der Grund dafür war, dass Severus ihn später wieder begleiten wollte.

Als er sich gesetzt hatte und Severus zum Lehrertisch vorgegangen war, stürmten die Fragen regelrecht auf ihn ein.
„Harry, wie geht es dir?“
„Diese Ohren sind ja niedlich, darf ich sie mal anfassen?“
„Du armer, du bist mit der Fledermaus verheiratet, ist es sehr schlimm?“
„Wie kommst du mit den ganzen Briefen und Anfragen auf Körperteile klar?“
„War Snape wirklich die ganzen Jahre über ein Spion?“
Es war erstaunlicherweise Neville, der den Fragen-Regen stoppte, wenn auch auf eine grausame Art und Weise.
Der Junge nahm eine Gabel und kratzte laut über seinen, noch leeren, Teller.
Allgemeines Aufkeuchen war die Folge, Harry stieß sogar ein lautes Fauchen aus.
„Jetzt lasst Harry doch erst Mal verschnaufen, so viele Fragen kann er gar nicht gleichzeitig beantworten.“
„Danke, Nev, aber bitte mach das nie wieder.“
Damit zeigte Harry auf die Gabel, die sein Klassenkamerad immer noch in der Hand hielt.
Erst jetzt schien Neville zu bemerken, dass Harry ja nicht nur Katzenohren hatte, sondern auch über ein besseres Gehör verfügte. Auf der Stelle wurde der schüchterne Junge rot.
„Tut mir Leid, Harry, echt, das war keine Absicht.“
„Ist mir schon klar, aber bitte vergiss es in Zukunft nicht. Und was eure Fragen betrifft. Ich beantworte sie, sobald nicht die ganze Halle dabei zuhört.“
Damit deutete der Junge hinter sich.
Es stimmte. Im ganzen Raum war es immer noch erschreckend still. Alle Augen waren weiterhin auf den Jungen mit den Katzenanhängseln gerichtet. Nur zwischendurch hörte man leises Wispern.
Das merkten jetzt auch seine Freunde. Dean meinte leise:
„Am besten, wir warten, bis das Essen beginnt, dann sind die sicher alle abgelenkt.“
Zustimmendes Nicken von allen Seiten.

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