Ich habe Angst (2)

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Ich habe Angst, Teil 2

Nur langsam beruhigte Harry sich wieder, die ungewohnten Berührungen halfen dabei ungemein. Mit Ausnahme von Luna hatte ihm noch nie jemand einfach so über Kopf und Rücken gestreichelt. Deshalb genoss er diesen Moment auch in vollen Zügen.
Nur leider hielt das schöne Gefühl nicht lange, denn kurz darauf verwandelte sich sein Schluchzen in einen penetranten Hustenanfall.
Dadurch aufgeschreckt, kam Poppy aus ihrem Büro angewuselt.
„Was ist passiert? Severus, warum liegt Harry so verkrümmt? Hilf ihm sofort sich aufzusetzen. So ist es ja kein Wunder, dass er keine Luft bekommt.“
Snape, der im ersten Augenblick durch Harrys plötzlichen Luftmangel ziemlich erschrocken war, fasste sich und half dem Jungen dabei sich aufzusetzen. Kurze Zeit später und nach einigen Zaubersprüchen der Medihexe ließ Harrys Husten nach und auch sein Atem normalisierte sich wieder.
„Blödes Asthma, dämliche Lungenschwäche“, schimpfte er los.
Poppy reichte dem zeternden Teenager einfach nur wortlos einen Trank, den dieser auch brav schluckte.
„Bäh, ehrlich, die Tränke für innere Verletzungen sind wirklich mit Abstand die ekligsten. Wer immer die erfunden hat, muss ein Sadist gewesen sein.“ Von den beiden Erwachsenen erntete er für diese Tirade nur ein Lächeln.
Snapes Belustigung verwandelte sich im nächsten Moment allerdings in kalte Wut. Er musste daran denken, dass Harrys Verwandten an dessen katastrophalen körperlichen Zustand verantwortlich waren. Am liebsten hätte der Tränkemeister diesen verabscheuungswürdigen Kreaturen einen kleinen Besuch abgestattet und ihnen gezeigt, was er von Kindesmisshandlung hielt. Am besten indem er sie von deren eigener Medizin kosten hätte lassen. Allerdings musste er sich zurückhalten. Wenn er jetzt losstürmen würde, hätte er sein Rachebedürfnis für den Moment zwar befriedigt, aber dem Jungen brächte das gar nichts, außer Ärger.
Denn dann träte das Ministerium auf den Plan und würde Fragen stellen und eine Untersuchung einleiten. Damit hätten sie dann allerdings Harry in ihren Fängen, also genau das, was es zu verhindern galt. So musste Snape seine Rachepläne wohl oder übel auf später verschieben.

Er wurde von Poppy aus seinen Gedanken gerissen.
„Harry, ich habe dir einen Essens- und Medikamentenplan zusammengestellt, an den du dich bitte in den nächsten Monaten hältst. Du musst dringend an Gewicht zulegen und wir werden gegen deine chronische Lungen- und Abwehrschwäche angehen. Außerdem brauchst du langsames Muskelaufbautraining. Die Betonung beruht auf langsam, also kein Quidditch! Und ich habe auch eine Salbe, die deine Narben verschwinden lassen. Wenn auch leider nicht alle. Dafür sind manche Verletzungen einfach schon zu alt.“
Harry nickte ob dieser langen Behandlungsaussicht nur. Er hatte sich ohnehin schon gedacht, dass es genau so kommen würde. Zwar hatte er bis jetzt immer versucht, so gut es ging, für selbst für sich zu sorgen, aber da er kein Heiler war, hatte er damit nur bedingt Erfolg.
„Gut dann fangen wir gleich mal damit an“, meinte Poppy und rief nach Dobby. Welcher auch gleich diensteifrig erschien.
„Dobby, bitte bring für Harry eine Schale mit frischem Obst und Saft. Ach und in nächster Zukunft darf er nur diese Dinge essen.“ Damit überreichte die Krankenschwester dem Hauself die Liste mit den für Harry verträglichen Lebensmitteln. Dobby studierte das Blatt aufmerksam und wandte sich dann an seinen über alles geliebten Menschen.
„Dobby wird sich um alles kümmern, Mr. Harry Potter Sir.“
„Danke Dobby, würdest du bitte auch ein paar Nüsse für Fawkes und Hedwig und eine Schale Wasser bringen?“
Der Hauself nickte begeistert und verschwand. Kurs darauf erschien alles Gewünschte auf einem Tablett. Harry reichte die Schale mit Nüssen und das Wasser an die beiden Vögel weiter. Die sich auch gleich begeistert darauf stürzten. Dann wandte er sich seinem Obst zu, dass Dobby fein säuberlich in Scheiben geschnitten hatte. Nach kurzem Überlegen nahm er sich ein Stück Apfel und reichte den Teller an die beiden Erwachsenen weiter. Poppy lehne dankend ab und verschwand nach einem abschließenden Blick wieder in ihrem Büro.
Snape hingegen nahm sich ebenfalls ein Stück Apfel. Er musste über die fürsorgliche Art seines Schülers lächeln. Eigentlich sollte der Junge ja im Moment nur an sich denken, aber das schien diesem gar nicht einzufallen.
Es war einfach nur niedlich mitanzusehen, wie der Junge sich um die beiden Vögel kümmerte, die nach wie vor nicht mal Anstalten machten, die Krankenstation zu verlassen.

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