Überredungskunst

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Überredungskunst

Die anderen Anwesenden wussten nicht, wofür sie sich im Moment mehr interessieren sollten. Für das Gespräch zwischen Dumbledore und Harry, oder die Aussöhnung von Snape und Sirius.
Da aber zu vermuten war, dass der Direktor jeden Lauscher sofort enttarnen würde, beschlossen sowohl Schüler als auch Ordensmitglieder, ihre Aufmerksamkeit auf die beiden anderen zu konzentrieren. Die starrenden Blicke entlockten sowohl Snape als auch Siri lediglich hochgezogene Augenbrauen.
McGonagall konnte sich nicht zurückhalten.
„Na, immerhin sind sie sich schon mal in einem einig.“
Zustimmendes Gelächter war die Antwort.
Luna, die nicht wollte, dass das klärende Gespräch der beiden Streithähne wegen diesem albernen Verhalten ins Wasser viel, tauschte mit Remus einen Blick. Nachdem der ihr zugenickt hatte, schnappte er sich Sirius und zog ihn in die entfernteste Ecke des Raumes. Die Ravenclaw hingegen zog, ohne groß zu diskutieren, den Tränkemeister hinterher. Bevor der Lehrer noch zu einer Antwort ansetzten konnte, unterbrach ihn das Mädchen.
„Harry hat Recht, wenn Sie ihn heiraten, müssen Sie wohl oder übel mit Sirius auskommen. Immerhin liebt Harry seinen Paten und so werden Begegnungen nicht ausbleiben. Und es wäre wohl eher schlecht, wenn sie beide sich dann ständig gegenseitig angiften.“
„Für dich gilt das gleiche, Siri, du hast doch gesehen wie sehr Harry Severus vertraut, dann solltest du dasselbe tun“, mischte sich auch Remus ein.
Sirius sah seinen Partner ungläubig an.
„Sag mal, hast du vergessen, was in unserer Schulzeit alles passiert ist? Ich glaube kaum, dass das mit einem Gespräch bereinigt ist. Vor allem, wenn ich an meinen selten blöden Streich denke, der unserer Fledermaus hier fast das Leben gekostet hat.“
Zwar schnaubte Snape, als er wieder mal mit Fledermaus tituliert wurde, aber er merkte auch, dass Black zumindest ein schlechtes Gewissen zu haben schien, wenn er an seine Aktionen von damals dachte. Das war zumindest schon mal ein Anfang.
Luna sah das genau so und richtete sich mit den nächsten Worten an beide Männer.
„Harry hat mir mal erzählt, dass er jahrelang von seinem Cousin gemobbt wurde, dabei war die Harry-Jagd wohl noch das Harmloseste. Ich habe ihn gefragt, ob er Dudley jemals verzeihen würde können, seine Antwort war und ich zitiere wörtlich: ‚Dudley wurde von seinen Eltern dazu erzogen, mich nicht zu mögen, das bedeutet, wenn er sich in den nächsten zwei Jahren bei mir für sein Handeln entschuldigt, könnte ich ihm verzeihen. Wenn er allerdings mit seiner Entschuldigung zwanzig Jahre warten würde, könnte er mich mal gern haben.’“
„Und genau da ist das Problem, bei Severus und mir liegt der Streit schon über zwanzig Jahre zurück und ich habe mich nie bei ihm entschuldigt, auch wenn ich wusste, dass mein Handeln falsch war.“
„Aber du warst in dieser Zeit in Askaban, also konntest du dich schlecht mit ihm aussprechen. Jetzt aber hast du die Gelegenheit und die solltest du nutzen“, versuchte Remus ihm gut zu zureden.
„Wie hast du es eigentlich geschafft, dass er dich akzeptiert?“
Diese Frage beschäftigte Sirius schon länger. Zwar wusste er, dass Snape immer noch grummelig auf den Werwolf reagierte, aber lange nicht so feindselig wie noch vor zwei Jahren.
„Ganz einfach, nachdem ich zum zweitem Mal fast für Severus Tod verantwortlich war, habe ich mich mit ihm zusammengesetzt und wir haben uns ausgesprochen. Außerdem war es auch nicht Severus Idee, mein Geheimnis an den Schülerrat zu verraten, sondern meine.“
„Warum?“
„Weil ich nicht nur einen anderen Lehrer sondern auch noch drei Schüler angegriffen habe. Und zu allem Überfluss auch noch Wurmschwanz entkommen ist. Ich dachte, es wäre besser, die Schule zu verlassen, und da Peter mich ohnehin sicher verraten hätte, bat ich Severus, es zu tun. So konnte er auch seine Tarnung festigen.“
Sirius ließ sich das Gesagte kurz durch den Kopf gehen und musste Remus Recht geben. Es wäre wohl ziemlich auffällig gewesen, wenn der vermeintliche Spion für den Namenlosen nichts gegen die Anwesenheit eines ‚Monsters’ an der Schule unternommen hätte. Also nickte er nur resigniert.
„Gut, dann halten Luna und ich die anderen davon ab, euch bei eurer Aussöhnung zu stören.“
Damit gingen die beiden wieder zu den anderen, die sie auch sofort mit Fragen bestürmten.

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