Winkelgasse Kaufrausch

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Winkelgasse Kaufrausch

Severus war es nun endgültig zu viel. Noch ehe jemand reagieren konnte, hatte er seinen Zauberstab geschwungen und jeder Umstehende mit einer Kamera wurde nun von dieser attackiert. Dabei nahm er sich das ‚Monsterbuch der Monster’ zum Vorbild und hexte jedem Fotoapparat Zähne, was zu lautem Geschrei der Umstehenden führte und nicht nur die Besitzer der nervigen Geräte in die Flucht schlug.
Luna und ihr Vater konnten sich das Lachen nicht verkneifen und auch Sirius schien sich prächtig zu amüsieren.
Nachdem die protestierenden Schreie abgeebbt waren, funkelnden die Passanten den Tränkemeister an, einige wollten sogar ihre Zauberstäbe hervorholen. Doch da ergriff Severus auch schon das Wort und die Stimmlage ließ sogar Eis gefrieren:
„Verschwindet endlich! Wenn noch einer von euch Gesindel meinem Gatten zu nahe kommt, sind verzauberte Fotoapparate noch euer kleinstes Problem.“
Diese Aussage hatte die verschiedensten Reaktionen zur Folge. Die Schaulustigen unter ihnen, die Severus noch aus ihrer Schulzeit kannten, machten sich schnellstmöglich aus dem Staub. Einige Frauen kreischten laut auf oder fielen in Ohnmacht. Die dritte Fraktion aber fing an zu schreien, dass es wohl nicht möglich wäre, dass ein ehemaliger Todesser mit einem so seltenen Wesen verheiratet war. Ein älterer Zauberer hielt sich für ganz schlau, als er vortrat:
„Was bilden Sie sich eigentlich ein? Jemand wie der Held der Zauberwelt und auch noch eines der seltensten magischen Wesen überhaupt würde sich doch nicht mit jemandem wie Ihnen binden! Außerdem haben wir alle gelesen, was für Bedingungen erbracht werden müssen, um das Recht zu erlangen, Mr. Potter zu erwerben. So ein niedriger Zauberer wie Sie, Snape, ist doch nur Dreck...“
Weiter kam er nicht, denn neben Severus war plötzlich ein lautes und bedrohliches Knurren zu hören.
Dieses Geräusch kam nicht etwa von Sirius, sondern von dem Katzenjungen, der war nun nicht mehr ängstlich, dafür aber geladen. Wie konnte es diese billige Entschuldigung von einem Zauberer wagen SEINEN Severus so zu beleidigen. Harrys Ohren hatten sich angriffslustig nach hinten gelegt (Flugohren), sein Schweif peitschte von einer auf die andere Seite, seine Pupillen hatten sich vergrößert. Die Krallen waren nun voll ausgefahren, allerdings hatte er sie nicht mehr in seinen Partner versenkt, sondern er hatte sie in bester Angriffspose vor sich erhoben. Und als ob das alles noch nicht bedrohlich genug wäre, hatte er auch noch seine Oberlippe zurückgezogen, so dass man einen sehr guten Blick auf die messerscharfen Fangzähne hatte.
„Wagen Sie es nicht noch einmal, schlecht über Severus zu reden, keiner von Ihnen, oder ich garantiere für nichts mehr.“
Erschrocken wichen alle Umstehenden, mit Ausnahme von Harrys Freunden und natürlich seinem Mann, einige Schritte zurück. Keiner hatte Lust, nähere Bekanntschaft mit einem wütenden Nekomata zu machen. Als Harry den Zauberer, der sich vorhin so abfällig über Severus geäußert hatte, anzischte, konnte dieser das Wasser nicht mehr halten. Luna brach darauf hin wieder in Lachen aus, geschah dem Heini auch ganz recht.
Severus blickte fasziniert auf seinen Kleinen, er hätte nie im Leben gedacht, dass dieser schüchterne Junge zu so einer Wandlung fähig war. Am unglaublichsten aber fand es der Kerkermeister, dass dieses Verhalten hervorgerufen wurde, weil jemand ihn, Severus Snape, beleidigt hatte. Severus konnte ein Gefühl von Stolz und Freude nicht unterdrücken. Bevor er aber weiter in diesen Empfindungen schwelgen konnte, musste er sich erst mal um seine kleine Furie kümmern. Sanft legte er seine Hände auf die Schultern des Katzenjungen.
„Es ist gut, Harry, lass uns gehen. Ich denke, wir haben jetzt unsere Ruhe.“
Die Wandlung, die auf diese sanften Worte erfolgte, war erstaunlich, genau so schnell wie der Grünäugige auf 180 war, beruhigte er sich auch wieder. Entschuldigend blickte er seinen Mann an, als dieser aber nur lächelte, fing wieder das Schnurren an.
So machte sich die kleine Gruppe – Severus hatte immer noch mit einer Hand auf Harrys Rücken – auf nach Gringotts.

Als sie die Bank betraten, richteten sich auch da sofort alle Blicke auf sie. Diesmal erstickte Severus einen Tumult aber schon im Keim, indem er mit Todesblicken nur so um sich warf.
Erstaunlich war allerdings die Reaktion der Kobolde. Ihnen war natürlich nicht entgangen, dass ihr kleiner Freund die Bank betreten hatte. Allerdings fingen sie nicht an, wie Menschen zu rufen oder winken, sondern sie bewegten alle auf die gleiche Weise ihre Ohren. Harry kam den Fragen zuvor.
„Das ist die Art, wie Kobolde sich begrüßen, und da ich ja jetzt auch Ohren habe, kann ich das auch.“
Vergnügt ließ der Grünäugige seine Katzenohren zucken, er schien dabei richtig Spaß zu haben. Außerdem fiel Severus auf, dass Harry mit seinen Ohren anscheinend weniger Probleme zu haben schien als mit seinem Schweif. Noch ehe er den Kleinen aber darauf ansprechen konnte, kam ihnen schon Gripock entgegen.
„Guten Morgen, es ist schön, auch alle wohlauf zu sehen, vor allem nach dem Tumult da draußen.“
Missbilligend deutete der Bankangestellte auf die Straße.
„Danke, Sir Gripock. Ich hoffe, Ihnen geht es auch gut?“
Der Kobold bejahte dies. Daraufhin fragte er nach ihren Wünschen.
„Also, Luna und ich würden gerne in unser Verließ, um die Unterlagen meiner verstorbenen Frau zu holen. Außerdem braucht meine Tochter endlich einen neuen Geldbeutel mit einem höheren Limit.“
Wieder nickte Gripock und wandte sich dann an das Ehepaar Snape.
„Ich möchte ebenfalls in eines meiner Verließe, am besten in eines der Rose, in welchem der Immervollbeutel liegt. Im Übrigen möchte ich sie bitten, eine Liste mit all meinen Vermögenswerten zu erstellen und mir diese zuzusenden.“
Snape war sich im Klaren darüber, dass der Kobold für diese Arbeit Zeit brauchen würde. Im Stillen verfluchte Severus sich dafür, nicht schon eher nach dem Rechten gesehen zu haben. Die Durchsicht würde eine gefühlte Ewigkeit dauern.
„Ich möchte bitte auch in mein Verließ, immerhin habe ich auch einen Immervoll deponiert. Und ich glaube, es gibt noch jemanden, der seinem Verließ einen Besuch abstatten möchte.“
Damit deutete Harry auf den schwarzen Hund, der ihn aufmerksam ansah.
„Sehr wohl, meine Herren. Wenn ich Sie dann bitten dürfte, mir zu folgen. Ach ja, Mr. Snape, um in das Rose-Verließ zu kommen, müssen wir sehr weit runter.“
Damit zwinkerte er Harry zu und dackelte voraus. Der Gryffindor grinste und sprang doch tatsächlich vergnügt auf, als er das hörte. Auch Luna freute sich, sie liebte die Fahrten mit den Wagen ebenfalls. Ganz anders Severus, der machte ein Gesicht als hätte er Dumbledore in Unterwäsche gesehen. Harry, dem der Stimmungsumschwung natürlich auffiel, blickte ihn besorgt an.
„Magst du Waggons nicht?“
„Es ist nicht so, dass ich sie nicht mag, viel mehr hasse ich sie, fast genau so wie Fliegen. Mir wird bei dem Gerüttel immer schlecht, wovon so mancher Bankangestellte ein Lied singen kann.“
Gripock versuchte vergeblich, ein Lachen zu unterdrücken, ja er hatte schon einige Geschichten über Severus Snapes schwachen Magen gehört. Er war auch der Grund, warum die Direktion überlegte, Spucktüten in den Waggons zur Verfügung zu stellen.
Auch die übrigen schienen ihren Spaß zu haben, vor allem Mr. Lovegood. Der konnte sich noch gut daran erinnern, wie oft sich Severus damals in den Flugstunden übergeben musste. Sehr zum Frust des unter ihm Fliegenden.
Harry fand das allerdings weniger witzig, er fing an, in seiner Tasche zu kramen und förderte dann eine kleine Phiole zu Tage.
„Hier, probiere mal den Trank, ich habe ihn eigentlich gebraut, um gegen die Reiseübelkeit bei Portschlüsseln oder Kaminen zu wirken. Mir wird zwar immer noch schlecht, aber ich übergebe mich nicht mehr, vielleicht funktioniert er ja auch bei wackligen Wagenfahrten.“
Damit reichte er dem überraschten Tränkemeister das Fläschchen.
Severus nahm den Trank, ohne lange zu überlegen, immerhin hatte er ja in Harrys Aufzeichnungen gelesen, wie begabt der Junge war. Die erste Überraschung, der Trank schmeckte fast wie Wasser. Auf den erstaunten Blick seines Partners hin lächelte Harry, denn fast alle seine Tränke waren geschmacksneutral.

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