Lösung

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Lösung?

Harry nahm gerade seinen Löffel zur Hand und wollte mit seiner Suppe beginnen, als sich ein großer Bartkauz vor ihm niederließ.
Poppy und Snape, die sich gerade über Harry weitere Behandlung unterhielten, wandten sofort ihre Aufmerksamkeit auf den Vogel.
Beide waren äußerst misstrauisch. Was war denn nun wieder los? Snape brachte es auf den Punkt.
"Wenn das schon wieder schlechte Nachrichten sind, garantiere ich für nichts mehr."
"Keine Sorge, Professor, das ist Segler, er gehört Gripock. Das ist vermutlich der Stammbaum der Potters um den ich ihn gebeten habe." Damit begrüßte Harry erst mal den Vogel und befreite ihn dann von seiner Last: ein Brief und ein Buch. Nachdem er ihm noch einen Eulenkeks gegeben hatte, von denen ein paar mittlerweile in einer Schüssel auf Harrys Nachttisch standen, machte sich Segler wieder auf den Weg.
Harry unterdessen legte die Schriftstücke auf die Seite und aß weiter. Er wusste, Poppy würde nicht erlauben, dass er eine Mahlzeit ausließ. Außerdem hatte er von dem Spaziergang Hunger bekommen.
Zufrieden drehte sich die Medihexe wieder zu Snape und führte ihre unterbrochene Unterhaltung weiter.

Nachdem der Junge mit Essen fertig war, machte er es sich mit seinen zwei Vögeln bequem und griff nach Gripocks Brief.

Sehr geehrter Mr. Evans!

Wie mir Professor Snape berichtete, wünschen Sie Einblick in den Stammbaum der Familie Potter.
Deswegen sende ich Ihnen das Buch mit der Familiengeschichte und dem Stammbaum Ihrer Familie.
Da mir durchaus bewusst ist, warum Sie dieses Dokument benötigen, habe ich mir die Freiheit genommen, die für Sie relevanten Stellen zu markieren. Das heißt, jedes magische Wesen, in das Sie sich eventuell verwandeln könnten, leuchtet blau hervor.
Leider ist es weder mir, noch einem meiner Kollegen gelungen, eine Möglichkeit zu finden, Ihre derzeitige Situation zu lösen.
Bitte seien Sie sich aber dennoch immer meiner Unterstützung sicher.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen zumindest ein wenig helfen, und freue mich auf unser nächstes Wiedersehen.

Sir Gripock (Großkobold)
Gringotts

Trotz der wenig erfreulichen Nachricht musste Harry doch lächeln. Dass Gripock nicht vergessen hatte, ihn mit Mr. Evans anzusprechen und nicht mit dem mittlerweile verhassten Potter, bedeutete ihm wirklich viel.
Danach nahm er sich das Buch mit seiner Familiengeschichte. Diese interessierte ihn allerdings nicht im geringsten, sondern er richtete seine Aufmerksamkeit sofort auf das Verzeichnis der Familienmitglieder. Und schnaufte.
"Bei Merlins Dreitagebart, das ist kein Stammbaum, das ist ein Stammwald!"
Dieser Ausruf verschaffte dem Jungen nun wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden, sowohl Mensch als auch Tier.
"Was meinst du, Harry? Wusstest du denn nicht, das deine Familie väterlicherseits bis zu Merlin zurückzuführen ist?", meinte Poppy verwundert.
"Nein, woher auch? Das Einzige, was ich über meine Eltern weiß, ist, dass sie gegen Riddle gekämpft haben und dabei gestorben sind. Na ja und einige Geschichten aus der Schulzeit meines Vaters. Sonst nichts, irgendwie hat das wohl nie jemand für wichtig gehalten."
Auch wenn es bei weitem nicht so schrecklich war, wie andere Dinge, die er die letzten Tage über den Jungen erfahren hatte. Es versetzte Snape doch einen Stich zu hören, dass es wirklich niemand, nicht mal Dumbledore, für nötig befunden hatte, den Kleinen über seine Vergangenheit aufzuklären. Bewies es doch nur zu deutlich, dass sich anscheinend wirklich nie jemand für Harry als Person interessiert hatte.
Wieder mal wurde der Tränkemeister aus seinen düsteren Gedanken gerissen.
"Gut, dass Gripock die für mich wichtigen Ahnen markiert hat, sonst würde ich nächste Woche noch an diesem vermaledeiten Buch sitzen", wetterte der Junge auch schon weiter. Dann drehte er sich zu seinem Lehrer um.
"Professor….ähm… würden Sie mir,… ich meine, wenn es Ihnen nichts ausmacht und Sie Zeit haben. Würden Sie dann mit mir die magischen Wesen durchgehen, für die ich in Frage komme? Ich glaube nicht, dass ich alle kenne, vielleicht können Sie sie mir erklären?"
Oh, Mann, wie Harry dieses Herumgestottere hasste, das war ja schlimmer als Rons Verhalten Fleur letztes Jahr gegenüber. Und außerdem hoffte er, dass sein Professor nicht mitbekam, dass Harry sich exzellent mit magischen Wesen auskannte. Aber Fakt war nun mal, dass der Grünäugige, so egoistisch es auch klingen mochte, nicht bereit war, Snape schon wieder gehen zu lassen. Dafür fühlte sich der Junge einfach zu wohl in dessen Gegenwart.
Also blickte er den Tränkemeister hoffnungsvoll und mit, wie er wusste, rotem Kopf an in der Erwartung einer positiven Antwort. Hatte er schon erwähnt, wie peinlich ihm das Ganze war?
Snapes Kopf indessen arbeitete auf Hochtouren. Der Junge wollte tatsächlich, dass er, die Fledermaus aus den Kerkern, bei ihm blieb? Er sah sehr wohl, wie peinlich dem Grünäugigen diese Bitte war, aber er sah auch den Blick seines Schülers, dem er, wie er bereits befürchtet hatte, nicht standhalten konnte. Und es war auch so, dass der Professor Harrys Gegenwart immer mehr zu schätzen wusste und er sich mittlerweile auch für den Jungen verantwortlich fühlte.
Also nickte er und setzte sich wieder auf den Besuchersessel, den er mittlerweile gemietet zu haben schien, neben Harrys Bett. Kam es ihm nur so vor oder sahen ihn die beiden Piepmätze auf dem Bett triumphierend an? Zu Poppy schaute er erst gar nicht, so masochistisch war er nun auch nicht veranlagt. Auch wenn seine Arbeit als Spion etwas anderes vermuten ließ.
Die Medihexe hatte ihn wirklich mit einem wissenden Lächeln bedacht. Ging dann allerdings wieder in ihr Büro, um weitere Vorbereitungen für das neue Schuljahr zu treffen.

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