die letzten Ferientage

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Die letzten Ferientage

Nach einem anstrengenden Tag voller Recherche und einem angenehmen Abendessen zogen sich alle in ihre Zimmer zurück.
Harry war der Meinung, er könnte nun endlich mal einen Blick in das Buch werfen, welches ihm Flamel und Dumbledore zur Hochzeit geschenkt hatten.
Während sein Mann also immer noch über seine Finanzen fluchte, setzte sich Harry in einen gemütlichen Sessel und nahm das Buch zur Hand. Beim Aufklappen fiel ihm allerdings gleich ein Brief in die Hand.

Lieber Harry!

Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich dich so vertraulich anspreche, aber Albus hat mir so viel von dir erzählt, dass ich das Gefühl habe, dich schon lange zu kennen. Außerdem hast du in deinem ersten Jahr versucht, den Stein der Weisen zu retten (auch wenn du mittlerweile ja weißt, dass dieses Ding nichts weiter war als ein Stein). Wie Albus dir bereits gesagt hat, war ich alles andere als begeistert von seiner Schnapsidee, die Gerüchte vom Aufenthalt des Steins in Umlauf zu bringen. Um genau zu sein hatten wir einen ziemlichen Streit deswegen. Nachdem sich meine Befürchtungen als richtig herausgestellt hatten, beschlossen wir dann, meinen Tod zu fingieren, aber auch das hast du ja bereits durchschaut.
Ich finde deine Beobachtungsgabe erstaunlich und ich will dir auch danken, dass du mein Geheimnis nicht weitererzählt hast. Genug Grund hättest du auf jeden Fall gehabt, wenn ich da nur an das Turnier letztes Jahr denke. Auch darüber haben Albus und ich uns gestritten. Wie zum Henker war es möglich, dass sich ein falscher Moody einschleicht? Immerhin ist mein Mann seit Ewigkeiten mit ihm befreundet und da ist ihm nicht aufgefallen, dass es sich um ein Fake handelt!? Ich sage dir, wenn der gute Albus so weitermacht, dann streiten wir nur noch. Aber genug davon, ich bin mir sicher, dich interessieren unsere Eheprobleme nicht. Eigentlich wollte ich dir und deinem Mann einfach nur alles Gute wünschen. Ich bitte dich außerdem, Mr. Snape nichts vom mir zu erzählen (zumindest jetzt noch nicht), er würde meinen Mann wohl für einen seiner Tränke verwenden. Auf diesem Brief liegt übrigens ein Zauber, der nur dir erlaubt, meinen Namen zu lesen, für alle anderen bin ich einfach nur der Mann von Albus Dumbledore.
Ach ja, sollte mein lieber Gatte dich ärgern, dann schreibe mir bitte, dann lege ich ihn übers Knie, bis seine Hinterbacken rot glänzen.

Alles Liebe
Nicolas Flamel

P.S. Du kannst mir auch so jederzeit schreiben, ich würde mich freuen.

„Iiiiiiiihhhhhhh! Kopfkino!“
„Harry, was ist passiert?“
Severus war nach dem Schrei seines Ehemanns sofort zu diesem gerannt und sah ihn nun erschrocken an.
Der Katzenjunge musste erst Mal tief Luft holen, dann zeigte er Severus den Brief, oder besser gesagt die Stelle, mit der angedeuteten Bestrafung für seinen Direktor.
Der Tränkemeister wurde leicht grünlich.
„Merlin, bei der Vorstellung bekommt man ja Albträume, kein Wunder, dass du geheult hast wie eine Grashüpfermaus.“
Auf den erstaunten Blick von Harry setzte sich Severus auf dessen Sessellehne und fing an zu erklären.
„Das ist eine Mausart, die wie Wölfe den Mond anheult.“
„Ja und außerdem Skorpione mitsamt dem Giftstachel fressen.“
„Wenn du das weißt, warum hast du mich dann so fragend angesehen?“
„Weil es mich überrascht hat, dass du diese Tiere kennst.“
„Deine Mutter liebte Tiere ebenfalls, auch wenn sie nicht das gleiche Talent wie du mit ihnen hatte. Sie hat mir immer ganz aufgeregt davon erzählt, wenn sie wieder etwas Neues herausgefunden hatte. Außerdem mag auch ich Tiere sehr gern und ich muss gestehen, viele davon sind einfach faszinierend.“
Harry hatte dem mit leuchtenden Augen zugehört. Er freute sich immer darüber, etwas über seine Mutter zu erfahren, bis jetzt hieß es immer nur, sie habe grüne Augen gehabt und sei gut in Zaubertränke gewesen. Nicht gerade viel Information für ein Waisenkind. Es ging immer nur um James, aber das hatte seit dessen Verrat zum Glück auch aufgehört. Harry konnte richtig sehen wie die Hochachtung von Sirius und Remus, die sie immer für ihren besten Freund hatten, den Bach runter ging. Das brachte ihn auf etwas anderes.
„Sag mal, Severus, hätte Mama nicht mehr gegen James Entscheidung, mich zu verkaufen, tun können?“
„Nicht wenn James den Vertrag bereits abgeschlossen hatte. Dazu hätte sie das Einverständnis von ihm gebraucht und ihr war anscheinend klar, dass sie da lange drauf warten konnte. Das was sie getan hat, war leider die einzige Möglichkeit, dir zu helfen.“
„Und wenn sie James verlassen hätte, was dann?“
„So leid es mir tut und so wenig ich es auch in der Vergangenheit verstanden habe, aber Lily hat deinen Vater (angewiderter Blick von Harry), entschuldige, aber sie hat James geliebt. Leider, wie ich dazu sagen möchte. Ich habe ihr damals gesagt, dass sie selbst mit deinem Paten besser beraten gewesen wäre. Und nein, da wusste ich noch nicht, dass er schwul ist.“
Harry dachte eine Weile darüber nach und beschloss, es einfach dabei zu belassen. Wenn seine Mutter James wirklich geliebt hatte, dann war es für sie sicher auch nicht leicht gewesen.
Harry lehnte seinen Kopf vertrauensvoll an Severus, der immer noch auf seiner Lehne saß.
Dieser registrierte das erfreut und legte den Arm um seinen Kleinen.
„Sag mal, von wem genau ist eigentlich der Brief, der uns heute vermutlich Kopfkino-Albträume bescheren wird? Ich habe nur gelesen, dass es sich um den Mann von Albus handelt.“
Harry sah entschuldigend zu seinem Gefährten.
„Es tut mir leid, aber er hat mich gebeten, es dir noch nicht zu sagen, aber keine Sorge, er ist in Ordnung, er möchte nur seine Privatsphäre schützen.“
„Das kann ich verstehen. Aber du weißt ja anscheinend, wer es ist.“
Darauf erhielt er ein Nicken.
Einige Zeit schwiegen die beiden und genossen einfach nur die Gegenwart des anderen.
Nach einiger Zeit allerdings viel Severus etwas ein.
„Weißt du, was ich nicht verstehe?“
„Chinesisch?“
„Das auch, aber eigentlich meinte ich etwas anderes. Die Zwillinge haben heute beim Essen gesagt, dass Percy der älteste der Weasley-Kinder ist, aber das ist doch Bill.“
„Ja und nein. Bill ist zwar der älteste, aber Percy wurde früher geboren.“
Harry konnte richtig sehen, wie es in Severus ratterte. Er musste lachen, war es ihm doch nicht anderes ergangen, als er die Geschichte das erste Mal gehört hatte.
„Also, ich glaube, das musst du mir genauer erklären.“
„Es ist eigentlich ganz einfach, wenn auch ein wenig traurig. Das erste Kind, das Mrs. Weasley auf die Welt gebracht hat, war Percy. Schau nicht so, ich erkläre es ja. Also Percy war zwar das erste Kind, allerdings war er krank. Ich nehme an, du weißt, was der Begriff Mageiophagen bedeutet.“
Severus zog scharf die Luft ein. Und ob er das wusste. Dabei handelte es sich um eine Krankheit, die nur Zauberer beifiel und dann auch nur im Säuglingsalter. Es waren Viren, die sich von der Magie der Kinder ernährten, bis diese komplett aufgebraucht war und die Kleinen an Entkräftung starben. Bei den Muggeln wurde dieses Phänomen als plötzlicher Kindstod bezeichnet.
„Wie hat er überlebt?“
„Indem sein Arzt ihn unter Stasis gesetzt hat.“
„Aber das funktioniert doch nur über kurze Zeit und das Virus würde sich auch auf diese Magie stürzen.“
„Das ist nicht ganz richtig. Der Arzt, den Namen habe ich vergessen, hat herausgefunden, dass es möglich ist, die Stasis zu verlängern, wenn dafür die Magie eines Blutsverwandten verwendet wird. Und was den Virus betrifft, auch da hat der Arzt eine Lösung gefunden. Während Mrs. Weasley die Stasis einmal im Monat erneuerte, hat Mr. Weasley den Virus mit seiner eigenen Magie gefüttert. Dadurch dass die Magie von Mr. Weasley wesentlich stärker ist als die eines Säuglingss hat sich der Virus sozusagen überfressen und ist schlussendlich abgestorben, wenn etwass das nicht lebts überhaupt sterben kann.“
„Das heißt mit anderen Worten, dass Percy das Virus erst nach Charlies Geburt losgeworden ist, dann aber ganz normal aufwachsen konnte.“
„Genau, allerdings hatte die Behandlung einige Nebenwirkungen, nicht für den Patienten, aber für denjenigen, der den Virus füttert. Mr. Weasley hat auf diese Weise einen beträchtlichen Teil an seiner eigenen Magie eingebüßt, die sich auch nicht erneuern wird. Das ist auch der eigentliche Grund, warum er nie befördert wird. Und was Mrs. Weasley betrifft, zwar hat ihre Magie keinen Schaden genommen, aber sie wurde durch dieses Erlebnis zu der Glucke und Vollblutmutter, als die wir sie jetzt kennen.“
Severus musste diese ganzen Informationen erst einmal verarbeiten. Er fragte sich, wie viele Schüler ebenfalls Geschwister hatten, die an dieser Krankheit litten, oder ob einige dieser Schüler selbst darunter gelitten hatten. Denn zu seiner Schande musste sich der Tränkemeister eingestehen, dass er nicht wirklich wusste, wie alt die Kinder in Hogwarts waren, immerhin war es ja so, dass die Kinder mit elf Jahren ihren ersten Schulbrief bekamen, darum hatte er sich auch nie Gedanken darüber gemacht.
Harry wusste ganz genau, was seiner Fledermaus gerade durch den Kopf ging.
„Die meisten Familien würden es nur ungern zugeben, dass ihre Kinder eine solche Krankheit hatten, deswegen sind sie auch sicher froh, dass niemand so genau auf das Alter ihrer Sprösslinge achtet.“
„Du hast ja Recht, trotzdem ist eine solche Information eine kalte Dusche. Aber sag mal, warum weißt du eigentlich so genau bescheid? Ich denke nicht, dass dir Percy das alles erzählt hat.“
„Nein, das war Bill. Ich habe mich in den letzten Ferien über Percys Art beschwert, vor allem, wie er mit den Zwillingen umgeht, und da hab ich es eben erfahren. Bill hat mir außerdem erzählt, dass die Weasleys immer noch über einen Adelstitel verfügen, der aber aufgrund ihrer Armut auf Eis gelegt wurde.“
Das wiederum wusste auch Severus. Die Weasleys hatten ebenfalls den Titel Lord inne, allerdings war es in der Zauberwelt Gesetz, dass man diesen und andere Titel nur tragen durfte, wenn man über ein gewissen Einkommen oder Vermögen verfügte. Warum das so war, wusste er allerdings nicht. So nickte er nur.
„Na ja und das ist auch der Grund für Percys Eifer, er will der Familie den Lord-Titel zurückholen, wenn ihm das gelänge, wäre er auch das Oberhaupt seiner Familie und er würde endlich aus dem Schatten seiner ‚älteren Brüder’ hervortreten. Laut Charlie war das nämlich immer schon ein Problem für Percy, er hat immer darauf bestanden, dass er der älteste ist, und ihm deswegen die meisten Rechte zustehen. Ein unmögliches Verhalten, wenn du mich fragst, vor allem, wenn man an das Opfer denkt, das sein Vater für ihn gebracht hat. Aber das sieht diese karrieregeile Person als völlig selbstverständlich an.“
„Na dann habe ich ja genau die richtige Strafe für ihn gefunden.“
„Ja und ich bin mir sicher, dass Percy denkt, du hättest das mit voller Absicht gemacht, um seine rechtmäßigen Chancen auf den Titel zunichte zu machen.“
„Geschieht ihm ganz Recht, wenn du mich fragst. Mit dieser Besessenheit erinnert er mich irgendwie an Ginny, nur dass es bei der um dich geht. Die kleine sieht mich jedes Mal an, als würde sie mir am liebsten an die Gurgel springen.“
Harry fing an zu kichern.
„Was ist daran bitteschön so lustig?“
„Na ja, du warst jahrelang ein Spion und willst mir ernsthaft sagen, du hättest es nicht bemerkt?“
„Was nicht bemerkt?“
„Ganz einfach. Sobald Ginny sich unbeobachtet glaubt, wirft sie dir ganz andere Blicke zu. Dann sieht es eher so aus, als würde sie dich mit den Augen ausziehen wollen.“
Nun gingen Severus’ Augenbrauen wieder auf Wanderschaft. Diese Göre tat was? Das war ja nicht zum Aushalten. Wenn ihn jemand mit Blicken auszog, dann nur sein Kitten und sonst niemand! Moment, was dachte er da eigentlich? Böser Severus, ganz böse, sofort aufhören.
Wieder holte ihn das Lachen seines Mannes aus seinen Gedanken.
„Was?“
„Du hast gerade so ausgesehen wie Fred und George, wenn sie sich stumm streiten. Es sah so aus, als würdest du dich selbst für irgendetwas rügen.“
„Du hast eindeutig eine zu gute Beobachtungsgabe.“
Damit zog Severus seinen Kleinen noch näher an sich, was diesem wieder Mal lautes Schnurren entlockte.
So verbrachten sie auch den Rest des Abends, natürlich gesellten sich irgendwann auch ihre Tiere dazu.
Vor dem Schlafengehen aktivierte Harry noch seine Lichtkugel und ließ sich dann von seinem Mann in starke beschützende Arme ziehen.

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