Umwandlung, die zweite

6.5K 247 25
                                    

Umwandlung, die zweite

In der Wohnung angekommen, stürzte sich Harry sofort auf seine spielenden Tiere.
Igel schien einen Narren an Frosch gefressen zu haben, zumindest turnte der Kleine auf ihm herum wie sonst nur auf Harrys Kopf.
Severus wollte so schnell wie möglich mit seinem Mann über dessen bisherige Abenteuer sprechen. Allerdings wollte er vermeiden, dass der sich wie bei einem Verhör vorkam.
Darum hatte er auch eine Idee, wie er das Ganze angenehmer gestalten konnte.
„Harry?“
„Ja?“
„Hast du Lust, mit mir zu baden?“
Schlagartig wechselte sein Kitten die Farbe und zwar in Dunkelrot.
Severus nahm Harry in die Arme und zog ihn näher zu sich.
„Angst?“
„N... nein, nur etwas peinlich.“
„Warum? Wir haben doch schon einige intime Momente geteilt.“
„Ja .... schon a... aber da waren wir nie nackt.“
Den letzten Teil hatte der Junge nur noch leise und schnell runtergerasselt. Severus hatte ihn dennoch verstanden.
„Ist es dir unangenehm, mich nackt zu sehen?“
Immerhin wusste Severus, dass er nicht gerade das Schönheitsideal der meisten erfüllte. Und obwohl sein Kleiner ihm bereits gestanden hatte, ihn zu lieben, musste das noch lange nicht bedeuten, dass er das hier wollte.
Harry hingegen sah ihn völlig irritiert an.
„Bitte! Wie kommst du denn darauf? Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich dich auch... sexy, ich meine, anziehend finde.“
In seiner Aufregung hatte er nicht mal Zeit, über das gesagte rot zu werden.
„Was ist dir dann peinlich?“
Harry sah verschämt auf Severus Brust, nicht bereit, diesem in die Augen zu sehen.
„Ich, ich bin doch nur ein Knirps... dürr... und...“
An der Stelle brach der Junge dann völlig ab. Er starrte einfach weiter stur auf das schwarze Hemd vor sich.
Severus zog überrascht eine Augenbraue hoch. Hielt sein Kleiner sich etwa für hässlich? Unglaublich, schon vor Harrys Verwandlung in einen halben Kater hätte er an jeder Hand zehn Jungen und Mädchen haben können. Seit diesem Schuljahr hatte sich das nochmal verdoppelt.
Und hier stand der Junge nun komplett verunsichert und eingeschüchtert.
In den letzten Wochen hatte sich Harry als so stark erwiesen, dass der Kerkermeister immer wieder vergaß, wie es in dem Jungen wirklich aussah. Anscheinend hatte er die Zeit bei den Dursleys noch lange nicht verwunden. Eigentlich nicht verwunderlich, Severus musste da nur an seine eigene Kindheit denken.
Vorsichtig legte er einen Finger unter Harrys Kinn und zwang den Jungen so ihn anzusehen.
„Harry, hör mir zu, egal was deine Verwandten über dich und dein Aussehen gesagt haben, es stimmt nicht. Du bist weder mickrig noch sonst irgendwas. Ja, du bist kleiner als der Durchschnitt, aber das ist nur ein Ergebnis von jahrelangem Hunger. Bitte mach dir nicht solche Sorgen um dein Aussehen. Außerdem, was sollte ich denn dann bitte sagen? Ich bin zwar groß, dafür aber blass. Ich habe eine schiefe und gekrümmte Nase, die mich wie die böse Hexe aus den Märchen der Gebrüder Grimm aussehen lässt. Und zu guter Letzt sind da noch meine langen dürren Finger.“
Harry hatte während der Tirade immer größere Augen bekommen, nun aber unterbrach er sein Gegenüber. Er streckte sich und fuhr die Nase seines Mannes nach.
„Ich mag deine Nase, vor allem die kleinen Höcker. Und du hast keine dürren Finger. Es sind eher die Hände eines Musikers.“
Severus konnte nur den Kopf schütteln. Niemand anders würde sein Aussehen so beschreiben wie sein Kitten. Aber das war einer der Gründe, warum sich Severus immer mehr in Harry verliebte, der Junge sah die Dinge eben mit seinen eigenen Augen und ließ sich von niemandem reinreden.
„Und was sagst du? Wollen wir baden?“
Diesmal nickte Harry.

Im Bad zögerte der Junge dann doch noch mal kurz. Severus ließ sich davon aber nicht stören und zog sich einfach aus.
Als er in die Wanne gleiten wollte, spürte er die kleine Hand seines Gefährten auf dem Rücken.
Erstaunt blickte er sich um.
Harry fuhr einige Narben nach.
„Riddle?“
„Unter anderem. Einige sind auch von meinem Vater.“
Ja, auch Severus’ Kindheit war alles andere als leicht gewesen, wenn auch bei weitem nicht so schlimm wie die von Harry.
Der Nekomata nickte nur und zog sich dann ebenfalls aus.
Traurig sah Severus auf dessen Vernarbungen. Zwar waren viele zurückgegangen, aber die Krallenspuren an der Seite und die vielen tiefen Wunden am Rücken würden dem Jungen wohl bleiben.
Als Harry die Reaktion bemerkte, lächelte er einfach nur.
„Mach nicht so ein Gesicht. Komischerweise machen mir die Narben am wenigsten aus.“
Severus zog den Jungen einfach nur neben sich. Zum Glück war die Wanne groß genug.
„Ich liebe diese Wanne, sie ist fast wie ein kleines Schwimmbecken. Und wesentlich bequemer als das Vertrauensschüler-Bad.“
Und da waren sie auch schon beim Thema.

SchwarzweißWo Geschichten leben. Entdecke jetzt