Fudge
Der Weg in die große Halle gestaltete sich länger als gedacht. Harry schien durch sein neues Wesen das Schloss noch mal ganz neu kennen zu lernen. Ständig sprang er von einer zur anderen Seite, plauderte mit den Gemälden und sprang sogar den blutigen Baron an. Dieser blickte zwar im ersten Moment recht mürrisch, aber als der Katzenjunge ihn begeistert anschnurrte, konnte der Geist nicht länger böse sein.
Die Begleiter des Jungen hatten ebenfalls großen Spaß, vor allem, als Harry anfing, seinen Schweif zu jagen und ihn auch noch fing. Gerade noch rechtzeitig schien der Junge zu merken, dass dieses pelzige freche Ding zu ihm gehörte, sonst hätte er reingebissen.
Luna konnte vor Lachen fast nicht mehr geradeaus gehen. Und für Severus war klar, dass die nächste Zeit wohl sehr ereignisreich sein würde und damit meinte er ausnahmsweise mal nicht die Probleme mit dem Ministerium.
Sein Kleiner benahm sich wirklich wie ein Katzenwelpe, der die Welt, und den eigenen Körper, entdeckt.
„Kitten, wir sollten die anderen nicht mehr länger warten lassen."
Harry reagierte auf den Kosenamen seines Ehemanns wie ein Hund auf einen geworfenen Ball, nämlich absolut begeistert.
Schon hatte der Tränkemeister einen heftig schnurrenden ‚Kater' an der Seite, der ihn auch noch treudoof angrinste.
Und Luna bog sich bereits wieder vor Lachen.Endlich hatten sie die Halle erreich. Als Severus die Tür öffnete, verschlug es ihm kurz die Sprache.
Nichts in dem Raum erinnerte mehr daran, dass für gewöhnlich Hunderte von Schülern hier ihr Essen zu sich nahmen. Alle Tische waren verschwunden, stattdessen war der Raum wie ein überdimensionales Wohnzimmer eingerichtet. Mit anderen Worten gemütlich.
Lange konnten sich die Neuankömmlinge allerdings nicht an diesem Bild erfreuen, denn schon ging das Geschrei los.
Kaum hatte man Harry entdeckt, als auch schon alle durcheinander riefen. Von „Merlin, wie süß!" über „Jetzt bist du der perfekte Griyffindor!" war alles dabei.
Dem Katzenjungen schien das ganze allerdings überhaupt nicht zu behagen, denn er hatte sich beide Hände über seine empfindlichen Ohren gelegt und war kurz davor, die Flucht zu ergreifen.
Severus legte seinem Partner eine Hand auf den Rücken und schickte Todesblicke in die Runde. Aber bevor er die Meute noch zurechtweisen konnte, kam ihm überraschenderweise McGonagall zuvor:
„Jetzt seid doch alle mal still! Seht ihr denn nicht, dass ihr Harry beunruhigt, ihr seid alle viel zu laut. Lasst die drei erst mal Platz nehmen."
Der Ausbruch der Verwandlungslehrerin schien zu helfen, denn plötzlich war es absolut still im Raum, selbst die Bilder sagten kein Wort mehr.
Dankbar blickte Harry auf seine Hauslehrerein und ließ sich dann von Severus zu einem bequemen Sofa führen.
Luna setze sich natürlich sofort auf die andere Seite ihres Katzenbruders, die beiden Vögel machten es sich auf jeweils einem Schoß gemütlich und Zwirbel tänzelte über Lunas Kopf.
„Warum sieht die Halle denn so verändert aus?"
Harry richtete diese Frage direkt an den Direktor.
„Da ich nicht weiß, wie lange wir hierbleiben werden, dachte ich mir, es wäre doch so viel gemütlicher."
Verstehendes Nicken war die Antwort.
Sirius konnte sich nun aber doch nicht mehr zurückhalten.
„Harry, wie war die Verwandlung, war es sehr schlimm? Was genau bist du jetzt eigentlich?"
Der Junge sah seinen überschwänglichen Paten lächelnd an.
„Die Verwandlung hat höllisch wehgetan, zumindest bis ich ohnmächtig wurde, und laut Severus habe ich selbst da noch geflucht, allerdings in Parsel. Und was ich bin? Also, entweder ein Katzenkind oder eine Nekomata. Laut dem Stammbaum der Potters ist beides möglich."
„Ich glaube, da kann ich Ihnen weiterhelfen Mr. Snape."
Diese Aussage kam von Gripock, der bis jetzt geschwiegen hatte.
Er sah seinen Lieblingskunden und Freund aufmerksam an. Dieses Kind war wirklich unnachahmlich, noch nie hatte der Kobold jemanden kennengelernt, bei dem so viele Unmöglichkeiten zutrafen.
Harry blickte den Kobold neugierig und auch verwundert über dessen Anwesenheit an.
„Kobolde haben, neben ihrer Begabung mit Edelmetallen, noch eine besondere Fähigkeit. Wir können durch jede magische Rüstung sehen und wir erkennen auch die Art jedes magischen Wesens. Beides allerdings erst, wenn besagtes Wesen erwacht ist. In Ihrem Fall handelt es sich um das Wesen der Nekomata."
„Aber Nekomata sind doch weiblich. Soll das heißen, Harry ist ein Mädchen?"
Diese fast schon gekreischte Frage kam von Hermine. Die Reaktion war erschreckend. Fast alle Anwesenden blickten den Katzenjungen mit weit aufgerissenen Augen an. Ron stotterte irgendwas von ‚mein bester Freund ist ein Mädchen' und der Rest der Ordensmitglieder ließ, mit ihrem Imitationstalent, wiedermal jeden Fisch vor Neid erblassen.
Harry, der im ersten Augenblick, wegen Hermines lauter Stimme zusammengezuckt war, sah aus, als würde er seine Freunde für diesen Kommentar am liebsten erwürgen.
„Als ich heute Morgen nachgesehen habe, war ich noch ein Junge", war das einzige, was er sagte. Dann verschränkte er seine Arme vor der Brust und knurrte in seinen nicht vorhandenen Bart.
Severus' Hand war bereits wieder auf die Schulter seines Partners gewandert, um diesen zu beschwichtigen. Allerdings schoss er geradezu mit wütenden Blicken um sich.
Auch Luna war über die Reaktionen alles andere als begeistert. Wie zum Henker kamen die denn bitte auf die Idee, Harry wäre ein Mädchen, hatte denn keiner Augen im Kopf? Mit einer für sie doch recht strengen Stimme, sagte sie:
„Es ist zwar äußerst selten, aber es gibt durchaus auch männliche Nekomata. Genauso wie es auch männliche Veela gibt."
„Das bedeutet, Harry hat nicht nur die Fähigkeiten einer Katze, sondern auch die magischen Kräfte seines Wesens dazubekommen."
Sirius sah sein Patenkind bewundernd an. Ob der überhaupt wusste, was das bedeutete?
„Bis jetzt sind mir nur die verstärkten Sinne aufgefallen. Außerdem kann ich leider nichts Süßes mehr schmecken, aber Severus meint, das würde sich nach meiner zweiten Verwandlung geben.
Wenn ich mich recht erinnere, dann haben Nekomata die Fähigkeit sich zu verwandeln, wobei immer ein Körperteil die Veränderung nicht mittmacht, also Ohren, Fangzähne oder Augen. Dann glaube ich mich noch zu erinnern, dass sie, ähnlich wie japanische Füchse, Illusionen hervorrufen können."
„Das stimmt, mein Junge, aber das sind bei weiten nicht die bemerkenswertesten Kräfte deines neuen Wesens. Bei den Nekomata spaltet sich nach einer gewissen Zeit der Schweif in zwei Teile, damit steigern sich auch die magischen Kräfte."
Noch ehe Dumbledore weitersprechen konnte, war ein frustrierter Schrei seitens Harry zu hören.
„Das ist jetzt nicht wahr, oder? Zwei Schweife, ich bin doch schon mit einem total überfordert!"
Vielstimmiges Lachen folgte dieser Aussage, was den Jungen schmollend die Unterlippe vorschieben ließ.
„Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Sie lernen schon noch mit ihrem neuen Körperteil umzugehen. Ich hatte da am Anfang auch so meine Schwierigkeiten, aber das gibt sich schnell."
Zweifelnd blickte Harry zu McGonagall. Er wusste nicht, ob er dieser Aussage trauen konnte. Immerhin verwandelte sich der ganze Körper seiner Lehrerin in eine Katze und nicht nur Teile. Als er aber das aufmunternde Nicken von Sirius und Remus sah, beschloss er, es einfach mal so hinzunehmen.
Dumbledore nahm nun seine Erklärung wieder auf.
„Was ich eigentlich noch sagen wollte, ist: Wenn sich der Schweif spaltet, bedeutet das nicht nur mehr magische Kräfte, sondern es kommt noch eine Besonderheit hinzu. Und zwar erhält der oder die Nekomata zusätzlich noch neun Leben. Also genau das, was den Katzen immer nachgesagt wird. Solltest du also zum Beispiel von einem Todesfluch getroffen werden, stirbst du zwar, aber nur für kurze Zeit.
Außerdem können sie Tote wiederbeleben, wenn sie über diese springen. Allerdings nur solange noch eine Seele in dem Körper ist."
Nach dieser Erklärung herrschte ehrfürchtiges Schweigen. Jeder versuchte, die Tragweite des eben Gesagten zu verarbeiten.
Harry, der bei der Erwähnung des Todesfluches leicht zusammengezuckt war, hatte sich instinktiv näher an seinen Mann gedrückt. Ihm gefiel das Ganze überhaupt nicht, er wollte nicht schon wieder etwas Besonderes sein.
Severus schloss seinen Kleinen in die Arme und strich ihm über den Rücken.
Der Zaubertränkelehrer hatte den Ausführungen des Direktors genau zugehört, allerdings schien er der einzige zu sein, dem dabei dessen Gesichtsausdruck aufgefallen war. Severus wettete um seine seltensten Trankzutaten, dass der alte Zausel bereits plante, wie er diese neuen Fähigkeiten des Jungen benutzen konnte. Der Tränkemeister brodelte fast über vor Wut, dieses alte Suppenhuhn sollte gefälligst seine Finger von Harry lassen. Unbewusst verstärkte er die Umarmung, in die er den Jungen gezogen hatte.
Severus schwor sich, sein Kitten vor jeder weiteren Manipulation des Alten zu schützen.
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Schwarzweiß
FanfictionEine Entscheidung von James Potter verändert Harrys Leben. Snarry. Romione Fred/George & Luna Fred/George &Neville Original auf Fanfiktion.de von Shiorinekoi