Canossa und ein neuer Anfang

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Canossa und ein neuer Anfang

Nachdem Dumbledore sich von Minerva getrennt hatte, ging er noch mal in die Krankenstation, um sich von Poppy eine Kopie von Harrys Untersuchungsergebnissen geben zu lassen.
Danach begab er sich in sein Büro, wo er eine kurze Nachricht über den Kamin an Molly Weasley schickte, mit der Bitte, alle Hausbewohner im Wohnzimmer zu versammeln.
Nachdem das erledigt war, zog er sich um, nahm die Briefe an Harry, die immer noch auf seinem Schreibtisch lagen, und wartete auf seine Stellvertreterin.
Als Minerva zur verabredeten Zeit erschien, machten sie sich ohne zu sprechen auf zum Hauptquartier des Ordens, wo schon alle wie gewünscht auf sie warteten.
Die Anwesenden waren: Sirius, Remus, die Weasleys (Arthur, Molly, Ron und die Zwillinge), Hermine und Luna.
Sirius sah sich suchend um.
"Wo ist Harry?"
"Das werden wir euch gleich mitteilen. Molly, als ich sagte, du sollst alle im Wohnzimmer versammeln, meinte ich damit nicht die Kinder."
Der Ordensleiter sah dabei die Anwesenden, Ron, Hermine, Luna, Ginny, Fred und George an.
"Wenn es sich bei dem Gespräch um Harry handelt, werden wir hierbleiben“, meldete Hermine sich gleich zu Wort.
"Es geht doch um Harry, nicht wahr? Was ist mit ihm passiert, warum ist er nicht hier?"
"Ja Ms Granger, es geht bei dem Gespräch um Harry, aber ich wäre Ihnen dennoch dankbar, wenn Sie den Raum verlassen würden. Es ist ein unangenehmes Thema und ich möchte Sie nicht damit belasten."
"Wir haben jahrelang Ihre Arbeit gemacht und jetzt wollen Sie auf einmal dass wir uns raus halten, vergessen Sie’s."
"Ron hat Recht, wenn unser Freund unsere Hilfe braucht, werden Sie uns ohnehin nicht davon abhalten können, also wäre es für alle leichter, mit dem Diskutieren aufzuhören und endlich zur Sache zu kommen", kam es mit leicht verträumter Stimme von Luna. Die anderen nickten nur zustimmend.

Dass Luna sich mit Harry sehr gut verstand und das anscheinend schon bevor ihr Vater dem Orden beigetreten ist, war Hermine und Ron schon früher aufgefallen. Aber weder ihr Freund noch die verträumte und leicht verrückt wirkende Luna hatten ihnen bis jetzt näheres über ihre Bekanntschaft erzählt. Auch Ginny war diese Freundschaft schon aufgefallen, sie hatte sie leicht eifersüchtig zu Kenntnis genommen. Immerhin war sie seit der ersten Klasse in den besten Freund ihres Bruders verliebt und die Tatsache, dass dieser sich für ein Mädchen aus ihrem Jahrgang interessierte, das nicht sie selbst war, wurmte Ginny doch.

Sirius, der immer ungeduldiger wurde, wandte sich an Dumbledore.
"Albus, lassen Sie die Kinder hier und sagen Sie endlich, was mit meinen Patenkind los ist! Erst schneit die Fledermaus heute früh hier rein und schnappt sich ohne weitere Erklärungen Harry. Dann ist er den ganzen Tag verschwunden und jetzt sind Sie und Minerva hier, aber von dem Jungen keine Spur. Also, bitte, ersparen Sie uns das lange Warten."
"Nun gut, wenn ihr alle der Meinung seid, dass es in Ordnung geht, werde ich das akzeptieren.
Heute Morgen bekam ich in meinem Büro Besuch von Gripock einem Gringots-Kobold. Er hat mich gebeten, sowohl Minerva, Severus als auch Harry zu einem Gespräch gebeten.
Als Harry dann ankam, überreichte Gripock ihm drei Briefe, einen von seiner Mutter direkt an ihn adressiert und zwei von James, die jeweils an Gringotts und den Tagespropheten gingen.
Um es kurz zu machen, James hat einen Wesenstest an Harry vorgenommen, als dieser noch im Mutterleib war, und dabei festgestellt, dass Harry nicht nur ein, sondern zwei magische Wesen in sich trägt.
Er hat die Kobolde gebeten, Harrys magisches Erbe bis zu seinem 15. Geburtstag mit einer Blockade zu versiegeln.
Außerdem ist noch ein Vertrag vorhanden, der Harry dazu zwingt, bis spätestens 1. Oktober diesen Jahres zu heiraten.
Der Brief an den Tagespropheten ist nichts anderes als eine Heiratsanzeige, die am ersten August zu veröffentlichen ist."
Mit diesen Worten blickte Dumbledore niedergeschlagen in die fassungslosen Gesichter der Anwesenden.
"Das kann nicht sein." Sirius war aufgesprungen und sah den Direktor anklagend an .
"Das hätte James seinem Sohn niemals angetan, warum hätte er das auch tun sollen? Er liebte seine Familie über alles!"
"Er liebte Lily, das geht aus den Briefen ganz deutlich hervor. Wie er seinem Kind gegenüber empfunden hat, darüber möchte ich im Moment nicht einmal genauer nachdenken."
Diese doch sehr strenge Aussage von McGonagall verblüffte nun doch alle. Jeder wusste das die Lehrerin James sehr gemocht hatte  und auch bewundert hatte. Das sich ihre Meinung über einen ihrer damaligen Lieblingsschüler nun so geändert hatte, gab doch einigen Anwesenden zu denken.
Remus wandte sich an Dumbledore.
"Können wir die Briefe sehen?"
Nickend reichte der Angesprochene sie weiter.
Wie schon heute morgen im Büro von Hogwarts, machten auch hier die Briefe die Runde.
Man hörte immer wieder entsetztes Aufkeuchen, Schniefen und auch Fluchen.
Bei einer Nachricht allerdings weiteten sich bei allen Anwesenden die Augen:
Harry war ein WEISSER VAMPIR!!! Dass sich der Grünäugige auch in einen Racheengel verwandeln konnte, schlossen alle aus. Dafür war der Junge einfach zu gutmütig, auch wenn das sicher nicht James’ Verdienst war.
"Ich kann es einfach nicht glauben, er hat ihn verkauft und das noch bevor sein Kind überhaupt geboren wurde! Er hat sich nicht mal Zeit gelassen, herauszufinden, ob es sich um ein Mädchen oder um einen Jungen handelt."
Fassungslos blickte Molly auf die Zeilen vor sich. Für sie als Vollblutmutter war es einfach unverständlich, eines ihrer geliebten Kinder auch nur ansatzweise so respektlos zu behandeln. Der arme Harry, immer traf es ihn.
"So erschütternd diese Nachricht auch ist. Und ich schwöre, James hat im Moment wirklich Glück, dass er bereits tot ist, sonst würde ich ihn jetzt umbringen. Aber das erklärt noch lange nicht, warum Harry nicht mit euch mitgekommen ist“, warf nun der sichtlich aufgebrachte Werwolf ein.
"Als Harry sich von dem ersten Schock erholt hatte, warf er ein, dass nach dem Artikel der nächste Woche abgedruckt wird, Fudge die Vormundschaft übernehmen wird, um aus ihm Kapital und Ansehen zu schlagen."
"Das kann er nicht, die Vormundschaft kann nicht so einfach angefochten werden. Ich habe mich damals erkundigt, als ich erfahren habe, dass auf Grund meiner Mugglestämmigkeit Professor Mcgonagall in der Zauberwelt für mich verantwortlich ist."
"Ja, Ms. Granger, das hat der Direktor Mr. Potter auch erklärt. Er hat dann… um einen... Blanko-Trank gebeten." Weiter konnte die Verwandlungslehrerin nicht sprechen, da ihr bereits wieder Tränen in den Augen standen.
Nun auf Höchste alarmiert, blickten die Zuhörer den Direktor an. Der holte nur die Pergamente von Poppy hervor und reichte sie an Sirius weiter.
Bereits nach den ersten Zeilen hatte der Animagus jegliche Farbe verloren, sodass sich Remus beunruhigt über dessen Schulter lehnte, um mitlesen zu können.
Nachdem er die Seiten zu Ende gelesen hatte, blickte Sirius mit einer Mördermiene zu Dumbledore. Im nächsten Augenblick fing er an zu brüllen und wollte sich auf den alten Mann, der erschrocken zurücksprang, stürzen. Er hätte es auch geschafft, wenn Lupin nicht im letzten Moment von hinten seine Arme um ihn geschlungen hätte.
"Remus, lass mich los, er hat ihn dorthin geschickt, er ist an Harrys Zustand schuld!"
"Bitte, Tatze, ich kann nicht dich und Moony im Zaum halten! Beruhige dich, wenn du jetzt ausflippst und etwas Unüberlegtes tust, hilfst du Harry damit kein Stück. Er wird dich brauchen und du kannst ihm nicht helfen, wenn wir dich wegsperren müssen. Also, bitte, beruhige dich."
Nur langsam hörte Sirius mit dem Toben auf. Als er sich zu seinem Freund umdrehte, erstarrte er. Remus Pupillen waren leuchtend bernsteinfarben und er zitterte. Es fiel ihm ganz offensichtlich selbst nicht leicht, die Fassung zu wahren und sein innerer Wolf machte es ihm auch nicht wirklich leichter. Immerhin war sein Welpe verletzt und derjenige der zumindest teilweise Schuld an dieser Misere hatte, stand nur wenige Meter vor ihm.
Die anderen hatten die ganze Szene nur mit schreckensgeweiteten Augen beobachtet. Sie alle kannten den Animagus nur als einen fröhlichen, zeitweise etwas kindischen Mann. Doch das hier erinnerte doch eher an den verrückten Massenmörder, als der er in der Öffentlichkeit hingestellt wurde.
Von allen unbemerkt nahm sich nun Luna die Papiere und fing an, diese zu lesen. Auch sie wurde blass und Tränen rannen dem sanften Mädchen über die Wangen. Nach einigen heftigen Schluchzern hatte sie die Aufmerksamkeit der anderen. Als sie mit der Lektüre zu Ende war und die Blicke bemerkte, reichte sie die Blätter einfach weiter, stand kommentarlos auf und verließ das Zimmer.
Nun wiederholte sich das gleiche Spiel wie schon vorhin bei den Briefen. Als das Ringelspiel beendet war, unterschieden sich die Reaktionen nicht sehr von Sirius und Luna.
Molly klammerte sich an ihrem Mann fest und weinte, während Arthur ihr nur immer wieder über den Rücken strich und sie mit Worten versuchte zu beruhigen.
Hermine und Ron gaben genau das gleiche Bild ab und Fred und George gingen im Zimmer auf und ab, fluchten, was das Zeug hielt, und schworen Rache, dass man regelrecht Angst bekommen konnte.
Auch Remus und Sirius hatten sich wieder gesetzt und hielten sich aneinander fest, um sich gegenseitig von unbedachten Handlungen abzuhalten.

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