Vampirkater oder Katzenvampir?
Noch immer völlig überfahren starrte Severus in Harrys Augen.
Dieser blinzelte verwirrt.
„So schlimm?“
Erst das riss Severus aus seiner Erstarrung. Sanft legte er eine Hand an Harrys Wange.
„Wunderschön.“
Harry lehnte sich an die Hand und sah seinen Mann fragend an.
„Ich habe noch nie so wunderschöne grüne Augen gesehen. Wie geht es dir?“
„Mir tut wieder mal jeder Knochen weh.“
Von der Seite hörten beide eine leise Melodie. Als sie sich umdrehten, sahen sie, wie Fawkes in Severus’ Wasserglas weinte.
Der Tränkemeisteter richtete sich mit seinem Mann im Arm auf.
„Danke, Fawkes. Hier, trink.“
Gierig stürzte Harry das Wasser hinunter. Und wie sollte es anders sein? Die Wirkung setzte sofort ein.
Nun staksten auch die anderen Tiere, die die ganze Nacht im Bett ausgeharrt hatten, zu ihrem Herrchen. Harry versorgte sie alle mit Streicheleinheiten.
„Mir geht es gut, danke, dass ihr hier wart.“
Dann fiel ihm plötzlich etwas ein.
„Was ist mit den Weasleys?“
„Mach dir keine Sorgen, Kitten. Ich habe gestern sofort einen Patronus losgeschickt. Der Orden hat sich um die Sache gekümmert. Allerdings wurde Arthur von Nagini gebissen. Aber er wird überleben. Allerdings wird er bis Weihnachten wohl im Krankenhaus liegen.“
„Zum Glück, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Moment mal. Bis Weihnachten? Aber wir haben erst den... ähm, welches Datum haben wir heute noch mal?“
Severus lächelte nachsichtig, während er über die jetzt noch weicheren Haare von Harry strich.
„Wir haben heute den zehnten Dezember. Du wirst also heute in einem Jahr als volljährig gewertet, da deine Verwandlung nach Mitternacht eingesetzt hat.“
„Hm, zehnter Dezember, der Geburtstag von Sherlock Holmes.“
„Das stimmt doch gar nicht. Holmes hat am...“
„Ich weiß, aber in irgendeinem Buch, das ich mal gelesen habe, stand als Datum der zehnte*. So merk ich es mir wenigstens.“
„Na, wenn du meinst. Sag mal, willst du dein neues Aussehen nicht im Spiegel bewundern?“
„Bewundern? Hältst du mich für eitel?“
„Nein, aber du solltest doch wissen, wie du jetzt aussiehst.“
„Na gut.“
Murrend löste sich der Kleine aus der schönen Umarmung. ‚Nur wegen meinem Aussehen muss ich aufs Kuscheln verzichten. Schmoll.’
Als der Junge aus dem Bett kletterte, stolperte er beinahe über etwas. Verwirrt blickte er nach unten.
„Wem gehört denn dieses Hemd, das da so unmotiviert am Boden rumliegt? Und warum ist es zerrissen?“
„Das war mal meines. Und zerrissen haben es deine Flügel.“
„Flügel!?“
Nun war Harry nicht mehr zu halten. In einem Affenzahn raste er ins Badezimmer.
„Vielleicht hätte ich ihm sagen sollen, dass er sich im Moment im Körper versteckt“, meinte Severus zu den Tieren. Die nickten alle zustimmend. Was bei dem Knuddelmuff besonders witzig aussah.
Kurz darauf hörten sie einen gellenden Schrei aus dem Bad.
„ICH SEHE AUS WIE EIN MÄDCHEN!!!!“
„Ups.“
Schnell war auch Severus aus dem Bett und rannte zu seinem aufgebrachten Mann.
Der stand vor den Spiegel und sah aus, als würde er bald in Ohnmacht fallen.Harry starrte sein Spiegelbild wie einen Verräter an. DAS sollte er sein?
Seine Haare hatten sich von einem dunklen in ein helles Schildpatt gefärbt und reichten ihm nun bis zum Hintern. Sie waren nicht mehr so unbändig, sondern fielen in großen Locken seinen Rücken hinab. Ein bisschen erinnerten sie Harry an Lunas Mähne. Seine Wangenknochen waren höher und das ganze Gesicht wirkte einfach nur feminin. Oder besser gesagt: man musste das Wort feminin ganz neu definieren. Die Wimpern waren um einiges länger, was Harry in seinen Augen noch mehr wie ein Mädchen aussehen ließ. Die Fangzähne waren auch gewachsen, aber das war sein kleinstes Problem.
Seine ganze Statur wirkte unbeschreiblich zierlich. Und dann die Augen. Nun gut, mit denen hatte Severus recht gehabt. Sie WAREN wunderschön. Sie schienen richtig zu leuchten. Aber dennoch.
„ICH SEHE AUS WIE EIN MÄDCHEN.“
„Stimmt doch gar nicht, du bist ein wunderschöner junger Mann. Den ich ab sofort wohl mit Mistgabeln und Fackeln verteidigen muss.“
Severus war zu ihm getreten und umarmte sein Kitten von hinten.
„Sev, das ist nicht witzig. Ich meine, schau doch nur.“
„Das tue ich und glaub mir, ich scherze nicht. Und schau nur, du bist sogar noch gewachsen. Und zwar...“
Severus nahm seinen Zauberstab, den er aus reiner Gewohnheit immer bei sich hatte, und sprach einen kleinen Zauber.
„Du bist jetzt Eins sechzig.“
„Toll, ich bin zwar gewachsen, aber sehe aus, als könnte mich ein Windhauch umwehen. Bei stärkerem Wind kannst du mich als Drachen steigen lassen.“Severus schmunzelte. Er liebte den Sarkasmus des Kleinen.
Gut, dass Harry nicht sah, dass sein Schweif aus seinen Haaren wie ein durch einen Vorhang heraussah, sonst würde er wohl ausflippen.
Er betrachtete seinen Weißen Vampir noch mal eingehend, ehe ihm etwas auffiel.
„Harry, schau doch mal auf dein linkes Handgelenk.“
Überrumpelt von dem plötzlichen Themenwechsel tat Harry wie geheißen. Und riss die Augen noch weiter auf.
„Unglaublich!“
Die Narbe der Blutfeder war restlos verschwunden. Man konnte auf dem zierlichen Handgelenk des Jungen nicht die geringste Spur mehr erkennen.
„Wie ist das möglich?“
„Mir ist gestern während deiner Wandlung schon aufgefallen, dass sich einige Narben zurückgebildet haben. Anscheinend hat deine neue Magie sich selbst geheilt.“
„Meinst du, ich könnte die Narben der anderen auch verschwinden lassen?“
Damit zeigte Harry auf das makellose Handgelenk.
„Ich weiß nicht. Aber in dem Buch stand ja, dass Weiße Vampire über sehr große Heilkräfte verfügen. Versprich mir nur, dass du es nur versuchst, wenn ich dabei bin.“
„Ähm gut, aber warum?“
„Weil ich die Vermutung habe, dass du es sonst übertreibst. Und dazu muss ich nicht mal das Buch gelesen haben. Außerdem kannst du dann, wenn nötig, auch gleich von mir trinken.“
Fast augenblicklich schoss Harry das Blut in den Kopf. Er drehte sich zu seinem Mann um und vergrub sein Gesicht an dessen Brust.
„Oh, tut mir leid, ich konnte einfach nicht anders. Dein Blut hat auf einmal so unglaublich verführerisch gerochen.“Das war nicht das Einzige, was verführerisch roch, stellte Severus fest. Von seinem Mann ging ein unglaublich angenehmer Geruch aus. Es roch wie ein Frühlingsnachtwind. Was den Tränkemeister stutzig machte, denn immerhin hatte er bis jetzt nicht gewusst, dass es so einen Geruch überhaupt gab. Aber genau diese Bezeichnung drängte sich ihm plötzlich auf. Komisch.
„Wenn ich nicht gelesen hätte, dass dieses Verhalten ganz normal für deine Wandlung ist, hätte ich mich auch mit Sicherheit gewehrt. Aber so wusste ich ja, was auf mich zukommt. Und, keine Angst, du hast mir nicht mal ansatzweise wehgetan.“
„Puh, dann ist ja gut.“
„Stimmt. Sag mal, wollen wir uns nicht mal langsam anziehen und in zum Frühstück gehen?“
Harry nickte seinem Mann zu und nach einem kurzen Kuss machten sie sich an ihre Morgentoilette.Kurz bevor beide die Wohnung verließen, stoppte Severus seinen Kleinen noch mal.
Er drehte sich zu den vier Tieren um.
„Wer von euch Viechern will Harry begleiten? Ich lasse ihn sicher nicht allein rumlaufen.“
Sofort kamen Hedwig und Fawkes angeflogen. Aber anstatt sich auf Harrys zierliche Schultern zu setzen, machten sie es sich auf Severus bequem.
„Hchmmm, nur weil ich wie ein Mädchen aussehe, heißt das nicht, dass ich hilflos bin.“
„Das weiß ich, aber ich will dich einfach nicht ohne Schutz der Meute da draußen überlassen. Und noch mal, du bist kein Mädchen.“
Grummelnd fügte sich der Junge.
Als beide aus der Tür raus waren, bot Severus seinem Mann galant den Arm.
Verwirrt und auch leicht argwöhnisch blickte Harry auf.
„Sev?“
„Das wollte ich schon von Anfang an machen, aber bis jetzt warst du immer zu klein. Es hätte dumm ausgesehen, wenn ich mich so verbogen hätte.“
Harry lächelte, sein Mann hatte Recht. Mit 1,90 war er deutlich zu groß um einen 1,40 und später 1,50 kleinen Mann den Arm zu reichen. Aber jetzt.
Harry hakte sich bei seinem Sev unter.
Der nahm das zufrieden zu Kenntnis.
„Sag mal, würde es dir etwas ausmachen, heute am Lehrertisch zu frühstücken? Irgendwie ist mir unwohl bei dem Gedanken, dich am Schülertisch sitzen zu lassen.“
„Ach ja, ich habe ganz vergessen, dass ich ja eine Sondergenehmigung habe.“
„Wie jeder Ehepartner.“
Harry sah nochmal zu Severus hoch und stellte sich dann die ganzen Fragen vor, mit denen ihn seine Hauskammeraden sicher überschütten würden. Bei der Vorstellung verzog sich sein Gesicht. Aber wenn er sich Severus so ansah, sah das wohl auch NIEDLICH aus. So ein Mist aber auch.
„Gerne.“
„Gut. Jetzt müssen wir nur noch den richtigen Namen für dich finden.“
„Bitte?“
„Ich meine für dein magisches Wesen. Bist du jetzt eine Vampirkatze oder ein Katzenvampir?“
„Also wenn dann VampirKATER. Aber eigentlich ist es mir egal. Die Entscheidung überlasse ich dir und den anderen.“
„Wenn du meinst.“
Damit erreichten sie den Lehrereingang zur großen Halle.
Severus führte seinen Kleinen zielgenau zu seinem Platz und setzte ihn rechts neben sich. Auf Harrys anderer Seite saß Hagrid, der den Jungen freundlich angrinste, wie er es immer tat.
Als alle die Neuankömmlinge bemerkt hatten, war ein kollektives Aufstöhnen zu hören.
Ja, diese Gören stöhnten tatsächlich, was Severus mit Missmut feststellte. Die hatten hier nichts zu stöhnen! Der einzige, der das durfte, war er selbst. Und so schoss er mit Blicken nur so um sich.
Es dauerte nicht lange und einige Schüler fielen doch tatsächlich von ihren Plätzen. Ob wegen Harrys Aussehen oder Severus’ Todesblicken war nicht immer deutlich zu sehen.
Als Harry die Reaktionen bemerkte, erhellte sich seine Mine eigentümlich.
Er neigte sich zu Severus Ohr.
„Das wird lustig.“Mit dieser Reaktion von Harry hätte nun wohl keiner gerechnet.
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Schwarzweiß
FanficEine Entscheidung von James Potter verändert Harrys Leben. Snarry. Romione Fred/George & Luna Fred/George &Neville Original auf Fanfiktion.de von Shiorinekoi