Kapitel 85 - d.L.N.

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Sie fasste es nicht. Sie konnte es einfach nicht fassen. Da vertraute sie einmal wirklich blind ihrer Familie und wurde so enttäuscht. Wie dumm konnte sie sein? Noch weniger fasste sie es, dass ihre Mutter ihren Vater dann noch verteidigte. Wie konnte sie nur? Er hatte ihr Leben zerstört.. Wie sollte sie irgendeinem von den Jungs unter die Augen treten? Sie war so bescheuert gewesen...

Sie spazierte orientierungslos durch die Straßen und klammerte sich an das alte Notizbuch oder wie sie es nannte: Die Libero-Bibel. Es wurde langsam dunkel, aber das war ihr egal. Das abendliche Rot leuchtete, doch war es für sie nur ein Zeichen des Schmerzes.

‚d.L.N.'

Sie wusste wieder was es bedeutete. Es machte jetzt so viel Sinn. Sie kam in einen Park und setzte sich auf eine Bank. Keine Ahnung wo sie genau war, aber woher sollte sie das auch wissen so ohne Handy. Sie war sobald sie zuhause geparkt hatten weg. Sie wollte ihren Eltern erstmal nicht unter die Augen treten.

Wie sollte sie auch. Was die ihr angetan hatten.. Sie wollte zu ihren Großvater. Mit ihm reden und sich dafür entschuldigen, dass sie die letzten Tage so dumm war. Aber das konnte sie nicht. Sie konnte kaum etwas an dem jetzigen Stand verändern.

Umso mehr es ihr klar wurde, umso größer wurde dieser Kloß im Hals. „Yuu..", schluchzte sie und ihre Tränen liefen unaufhaltsam ihre Wangen herunter. Tropfen für Tropfen regneten auf ihren Rock und zogen in den beigen Stoff. Er hatte sie nie angelogen... Sie konnte sich wieder erinnern.

*Flashback*

Sie saß auf der Tribüne eines Turniers und hatte das Buch in der Hand. Unter ihr wärmten sich ein paar Jungs auf und auf ihrem Schoß befand sich die Libero Bibel. In ihrer mitgebrachten Tasche waren noch viele kleinere Notizbücher, mehr als die Menge an Büchern und Heften, die sie sonst in die Schule mitnahm. In ihrer rechten Hand hielt sie ihr Handy und schrieb ausgelassen mit Kenma, während sie auf den Anfang des Matches wartete.

Kenma und sie hatten ständig Kontakt. Sie schrieben immer, wenn sie unterwegs war und sie sah ihm so oft beim Zocken zu. Er war echt ihr bester Freund. Sie musste jedoch zugeben, dass sie ständig nach unten zu den Spielern sah. Besser gesagt zu einem braunhaarigen, kleineren Jungen, der nicht nur mit seinem Talent glänzte, sondern noch irgendetwas an sich hatte, was Asa nicht beschreiben konnte.

Sie kannte nur seinen Namen, da ihm sein Coach schon letztes Jahr öfters ermahnt hatte. Nishinoya. Wenn sie sich nur trauen würde, ihn anzusprechen, doch war er ein Libero und diese hatten, sobald sie sich vorstellte immer überhaupt keine Lust mit ihr zu sprechen. Sie wusste auch wieso. Diese Zwei, die sie überhaupt nicht ausstehen konnten, hatten angefangen nachdem sie etwas rumgekommen ist, unabhängig von einander Gerüchte über sie zu verbreiten.

Diese wurden natürlich durch ein paar unglückliche Situationen noch verstärkt und jetzt konnte sie es echt vergessen irgendwie Kontakt zu Liberos aufzubauen... Allein die Blicke, die sie ihr immer zu schickten, gaben ihr eine Gänsehaut. Trotzdem hatte sie dieses dicke Buch angelegt und ihre Augen klebten an diesen Spielern.

Das ganze Match saß sie alleine auf ihrem Platz. Sie bemerkte gar nicht wie schnell die Zeit verging und ihr Großvater überhaupt nicht auftauchte. Manchmal kam er aber auch einfach nicht, da er sich mit irgendjemanden wieder mal stundenlang unterhielt. Doch was sollte er machen, so bekannt er hier war?

Trotzdem musste sie dann doch mal nach dem Spiel nach ihm suchen. Sie stand nach dem Schlusspfiff auf und machte sich auf die Suche. Ihre Notizen hatte sie zum Glück schon soweit ergänzt. Sie schlenderte die Treppen hinunter und blickte sich seufzend um. Doch nirgends war ihr Großvater zu entdecken.

Dagegen entdeckte sie rechts vom Treppenaufgang schon ein paar bekannte Gesichter, denen sie jetzt nicht unbedingt alleine über den Weg laufen wollte. Sie drückte das Notizbuch an sich und versuchte unauffällig um die nächste Ecke zu verschwinden.

Destiny (Nishinoya x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt