Kapitel 12 - Vornamen

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„Langsam denke ich echt, das da schon längst was zwischen euch läuft.", merkte Tanaka an, als die Drei wieder auf dem Weg zum Kiosk waren. Asa riss verteidigend ihre Hände hoch. „Ne-Nein, da läuft nichts, keine Ahnung wieso er mich... kein Plan wirklich..." Nishinoya schmunzelte verspielt. „Ach jaa? Das würde erklären, wieso du immer noch so fleißig zusiehst und er dich fast von Anfang an mit Vornamen anspricht." Sie merkte wie beide das Thema wieder vertiefen wollten. Es nervte sie, dass sie immer noch an ihrem Wunschkonzert festhielten und egal, was Asa sagte sie nicht umstimmen konnte. „Außerdem hast du unser Angebot heute noch nicht bejaht, also?"

„Da läuft nichts!" Die Jungs lachten laut, worauf Asa ihre Hände zu Fäusten ballte und beleidigt schrie: „Wenn ihr meint könnt ihr mich auch Asa nennen! Mir egal! Nur hört endlich damit auf!" Sie wusste sich nicht anders zu helfen, aber darauf sahen die Beiden sie richtig erstaunt an und stoppten das Lachen. Sie hatten sie noch nie so laut erlebt.

„Asa-chan, also?", fragte Nishinoya stolz nach der kurzen Stille. Sie verschränkte wütend ihre Arme. „G-Genau, Yuu-Senpai!" Nishinoyas Kopf wechselte in Sekunden die Blickrichtung und er war leise. Tanaka hingegen zeigte auf sich. „Dann bin ich ab jetzt Ryu-senpai?" „Ja.", äußerte sie kühl, während sie innerlich schon wieder explodierte. Sie hatte ihn einfach Yuu genannt! Wie konnte sie nur...!? Aber er hatte sie auch Asa genannt! Das klang so toll aus seinem Mund! >.<

Sie war nun etwas gelassener, da die Beiden endlich damit aufhörten, in ihr und Hinata das nächste Pärchen zu sehen. Tanaka jedoch war nur leise, weil er bemerkte, wie rot sein Kumpel im Gesicht geworden war. Eigentlich wollte er sich lauthals freuen, dass er nun auch endlich nach gefühlten Wochen als Senpai angesprochen werden würde, aber so war er etwas von ihrem Rollentausch verwirrt, da eigentlich Asa ständig rot war und nicht Noya.

Sein Grinsen konnte er aber trotzdem nicht zurückhalten. Dann vibrierte jedoch plötzlich Tanakas Handy und er las fast panisch die Nachricht. „Ohh maann, ich muss schnell nach Hause, ich hab vergessen, dass meine Schwester heute mit mir nen Film ansehen wollte." Schon während er das sagte, winkte er den Beiden zum Abschied zu und rannte um die nächste Ecke.

Asa und Nishinoya konnten gar nicht so schnell reagieren, wie er schon verschwunden war. Ohne weiter Zeit damit zu verbringen Tanaka hinterherzusehen, gingen sie still nebeneinander her. Die Stimmung war plötzlich eine ganz andere und Asa wurde richtig nervös. „D-da hat er uns e-einfach alleine gelassen, hm?", stammelte Nishinoya total befangen durch die Stille. Asa nickte nur, obwohl sie wusste, dass er sie gar nicht ansah. Sie wusste schon wieder gar nicht was sie sagen sollte. Noch dazu kam es ihr komisch vor, dass Nishinoya überhaupt so stottern konnte, so laut und ungebändigt er sonst immer rüberkam, aber es war irgendwie knuffig.

Sie erreichten schließlich den Laden und Asa bekam schon wieder ein für sie kostenloses Eis in die Hände. Im Hintergrund erkannte sie den Kassierer durch die Fenster, der ihr mit einem Daumen nach oben deutlich zu zwinkerte. „D-Dankeschön, Ni..äh... Yuu-Senpai.", nuschelte sie lächelnd, jedoch schien er sofort wieder den Blickkontakt zu vermeiden. Sie fand es toll, dass sie ihn jetzt so nennen durfte, aber trotzdem ging es ihr an die Substanz. Kurz darauf spazierten sie weiter durch die Dunkelheit. Asa überprüfte immer wieder, ob ihre Begleitung überhaupt noch neben ihr ist, da sie ihn so still gar nicht kannte.

Sie erkannte seinen Umriss. Sein Blick war nach vorne gerichtet und er schien genauso Angespannt zu sein, wie sie. Ihre Augen klebten eine Zeit lang unbewusst an ihm, bis er plötzlich seinen Kopf zu ihr richtete. „I-Ist irgendwas?" Schnell sah sie zum Boden. Ihr Herz pochte furchtbar nervös. „Ne-Nein, nichts. Nu-Nur danke, dass du mich dauernd begleitest."

„I-ich kann doch kein Mädchen alleine im Dunkeln nach Hause laufen lassen!" Feuer brannte wieder in seinen Augen und er machte eine Heldenpose. Asas Wangen waren wieder knallrot und sie lächelte unbewusst über beide Ohren. Sie war etwas erleichtert, dass man einerseits die Gesichtsfarbe durch die Dunkelheit nicht erkennen konnte und er doch immer noch derselbe war. Innerlich jedoch herrschte in ihr Krieg. Sie wollte nicht in ihn verknallt sein. Es tat ihr jeden Tag aufs Neue weh und doch genoss sie es gerade so sehr mit ihm mal alleine zu sein.

Trotzdem hatte sie gegenüber ihm immer noch ein schlechtes Gewissen, einfach weil sie nicht wirklich so gesprächig ist und so aß sie langsam ihr Eis. „Wi-Wieso bist du eigentlich immer so ruhig?", fragte er auf einmal forsch. Konnte er Gedanken lesen?!

Geschockt überlegte sie. War sie schon immer so? Dann fuhr er etwas zurückziehender fort: „I-Ich mein das jetzt nicht negativ oder so, nu-nur scheinst du ständig etwas sagen zu wollen und e-es dann doch meistens sein zu lassen. Das vorhin war das erste Mal, wo du wirklich aus dir heraus gekommen bist..." Hatte er sie wirklich dauerhaft beobachtet oder wie kam er da drauf? Warte... hatte er sie beobachtet? Machte er das wirklich öfters?? „Weißt du, wir fressen dich nicht. Eigentlich glaube ich sogar, dass wir alle davon profitieren könnten, wenn du einfach mal drauf los redest, was in deinem Kopf so vorgeht."

Sie sog diese Worte auf wie ein Schwamm. Mehr sagen? Sie redete in letzter Zeit wirklich nur mehr, wenn sie mit jemanden unter vier-Augen war, mal abgesehen von der jetzigen Situation, aber sonst... sie war halt schon immer eine der Stilleren, aber seit ihre Freunde weg waren und sie sämtlichen Kontakt verloren hatten, war es schlimmer geworden. Selbst bei Hinata hatte sie manchmal noch Probleme offen zu reden, aber es tut gut, ihn als Kumpel zu haben. Denn sie war eigentlich echt schlecht darin neue Freunde zu finden und ihm vertraute sie schon, aber sobald nur wieder eine Person mehr da war...

Als er merkte, dass sie dazu nichts äußerte, wurde er sichtlich nervöser. „Tu-Tut-Tut mir leid, wenn ich dich irgendwie damit angreife oder so." Sie schüttelte den Kopf und murmelte nur leise: „Danke." Er hatte es fast nicht ausmachen können, da sie es fast schon hauchte, jedoch war Nishinoya erleichtert, dass es nicht negativ angekommen war. Er war richtig glücklich, dass er seine Gedanken loswerden konnte. Er fühlte sich auf einmal einfach so, als könnte er ihr alles Mögliche sagen und das tat er darauf auch. Er erzählte, wie er Tanaka kennengelernt hat, wie er zum Volleyball kam und sogar ein paar Kindheitsgeschichten.

Asa hörte gespannt zu. Seine plötzliche lockere Art steckte sie ein wenig an und sie wollte sich seine Worte zu Herzen nehmen. Doch gleichzeitig wollte sie nicht unhöflich sein oder ihn von seinem Redeschwall abhalten. Er redete mit ihr! Nur mit ihr! Da musste sie doch jede Sekunde genießen. Aber sie versuchte ihn auch ab und an zu unterbrechen, weil er das ja gesagt hatte, aber das war wirklich leichter gesagt als getan.

Nishinoya erzählte zu euphorisch und viel zu schnell, um ihn irgendwie freundlich zu unterbrechen. Außerdem sah er auch so gut wie nie zu ihr um ihre Gestiken zu sehen, was Asa doch irgendwie deprimierte. Erst als sie bei einer Erzählung plötzlich laut das Kichern anfangen musste, war seine volle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. Danach konnte sie endlich mal eine Frage stellen und das ging durch die lockere Atmosphäre sogar richtig flüssig, was sie selbst erstaunte: „Geht ihr öfters zusammen Flusskrebse fangen?"

Nishinoya war darauf komischerweise wieder leise und nickte nur, während er sie immer noch ansah. Asas Augen fingen derweil an zu leuchten. „Darf ich das nächste Mal mit?" „K-Klar." Sie fand es komisch, dass er wieder zum Stottern anfing und wieder in die entgegengesetzte Richtung blickte, aber sie waren schon fast bei ihrem Haus angekommen und das war das erste Mal, dass sie mit ihm alleine war.

„D-Danke fürs Begleiten.", quetschte sie aus ihrem Mund. „Oh... ähm dann... B-bis Morgen, Asa-chan." Sie musste zugeben, dass es sie doch irgendwie mutiger machte, wenn er derjenige war der so stotterte. Sie lächelte ihn glücklich an und ging zum Haus, wo sie sich nochmal kurz umdrehte und ihm zuwinkte: „Tschu, Yuu-Senpai". Glücklich über den Tag und das sie wirklich mal mit ihm ein paar Wörter wechseln konnte, verschwand sie wie eine Bekloppte grinsend in ihrem Zimmer.

Nishinoya stand paralysiert vor ihrem Haus und sein Herz schlug hektisch. Er kam auf das ‚Yuu-senpai' einfach nicht klar. Sie musste es auch noch so niedlich sagen. Auch ihr Kichern hatte ihn total aus dem Konzept gebracht. Keine Ahnung wie lange er noch vor ihrem Haus stand, aber letztlich lief er immer noch knallrot nach Hause. 

*~*~*

Wörter: 1406

Ich verbring die letzten Tage echt zu viel mit schreiben. Corona yay ._.
Aber hey, dafür kann ich euch grad echt viel Lesestoff geben ;) 


Destiny (Nishinoya x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt