Kapitel 84 - Realisierung

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Der Vormittag verlief schleppend. Asa seufzte in einer Tour und langsam war sie sich überhaupt nicht mehr sicher, ob sie irgendjemanden überhaupt noch trauen konnte. Das Notizbuch war ein Rätsel in sich. Diese Abkürzungen halfen ihr ja doch nicht weiter. Besonders dieses d.L.N.! Wer sollte das sein?

Hatte sie vielleicht doch schon einen Freund gehabt und ihre Eltern wussten nur nicht bescheid. Aber sie hatte damit abgeschlossen! Es waren nur noch wenige Tage, dann würde sie an die neue Schule gehen und alles hinter sich lassen. Auch den Jungs ging sie an dem Tag erfolgreich aus dem Weg und der USB-Stick verharrte weiterhin in ihrer Tasche.

Der fiel ihr auch erst wieder ein, als sie schon bei ihrer Mutter in der Praxis war und er ihr aus Versehen aus der Tasche fiel. Sie packte ihn wieder weg und wollte anfangen zu helfen, doch als sie zu ihrer Mutter ins Zimmer kam, blickte diese abwesend auf ein Bild. Neugierig wie sie war, schielte Asa über die Schulter ihrer Mutter und entdeckte ein Familienfoto. Auf diesem waren jedoch nur die beiden und ein älterer Herr.

"Mein Opa ist doch bescheuert gewesen. Wieso-" "Asa sag das nicht!", unterbrach sie sie enttäuscht und mit wütendem Unterton, worauf Asa sich jedoch verteidigte. "Oh doch! Papa meinte er war.." "ASA! Das stimmt nicht." Erst klang sie wirklich wütend, doch flachte es urplötzlich wieder ab, so als wäre ihr etwas aufgefallen.

Die Aussage brachte den Kopf ihrer Tochter endgültig zum Rotieren. "Wie das stimmt nicht?", fragte sie und legte den Kopf leicht schief, worauf ihre Mutter sachte das Erklären begann: "Dein Großvater war ein toller Mann. Du warst sein Ein und Alles und er hat ständig auf dich aufgepasst." Asas Mund stand offen als sie diese Wörter vernahm. Das konnte doch nicht sein. "Wie meinst du...?"

"Dein Vater.. er hat dir wohl einiges erzählt, was so nicht ganz stimmte..", fing ihre Mutter an, als sie schließlich den ahnungslosen und doch verzweifelten Ausdruck ihrer Tochter erblickte. "Hä? Aber er hat mir was erzählt! Im Gegensatz zu dir!"

"Ja.. ich weiß. Es war falsch, wenn ich so darüber nachdenke, aber du schienst so glücklich. Ich hatte dich lange nicht mehr so sorgenfrei erlebt, ich konnte es dir nicht sagen."

"Sorgenfrei? Ich war ständig in Sorge und am Grübeln!" "Nein. Du hattest endlich wieder Freunde und ein Ziel. Etwas was ich früher nicht sehen wollte." Asa hatte keine Ahnung was ihre Mutter meinte. "Komm mal mit. Du willst doch bestimmt wissen, woher dein Vater überhaupt Nishinoya kennt, oder?"

Asa nickte. Diese Information wollte er nicht rausrücken. Sie gingen in die kleine Küche und ihre Mutter stieg auf einen Stuhl um von einem Regal ganz oben ein etwas verstaubtes Buch herunterzuholen. Erst hätte Asa wetten können, dass es dort bestimmt schon jahrelang lag, doch konnte man sehen, dass es vor kurzem erst geöffnet wurde.

"Dieses Buch hatte dein Opa mir damals unter die Nase gehalten, damit ich es endlich verstehe, dass du wirklich talentiert bist und das du es gerne machst und nicht annähernd dazu gedrängt wirst, so wie ich und dein Vater es jahrelang aufgenommen haben, aber trotzdem wollte ich es nicht verstehen."

Asa griff zum Buch und ihre Mutter gab es ihr. "Dieses Buch?" "Schau hinein.", wies sie ihre Tochter an und die ließ es sich nicht zweimal sagen. Sofort legte sie es ab und blätterte darin umher. Es war dort alles zu finden. Abwehrhaltungen, Angriffe und Zeichnungen. Aber nicht irgendwelche Zeichnungen und das alles schloss letztendlich alle übrigen Fragen.

Sie hatte in dieses Buch nur Liberos gezeichnet. Umso weiter sie blätterte, umso genauer wurden die Zeichnungen und sie hatte sich schließlich hauptsächlich auf einen einzigen Libero beschränkt.

Nishinoya Yuu.

"Ich weiß nicht genau, was dein Vater dir erzählt hat, aber ich weiß, dass dieser Junge oder wie du ihn abgekürzt hattest d.L.N.. Dir immer wieder Mut gemacht hatte weiter zu machen, obwohl viele nicht auf dich gehört hatten oder gemein zu dir waren, wodurch du immer wieder verheult nach Hause kamst. Wir sahen halt nur das, aber es gab auch andere. Neben diesen Ausreißern, die es leider überall gibt und dir immer wieder den Tag versaut haben."

Sie legte eine Hand auf die Schulter von Asa und lächelte sie hoffnungsvoll an. "Diese Jungs, welche du wirklich als Freunde gezählt hattest, obwohl sie überall in Japan verteilt wohnten."

"Die Chii-Gruppe.", murmelte Asa und sah ihre Mutter schuldig an. "Diese Jungs waren die Einzigen, die dich und deinen Namen in Verbindung bringen konnten, da Opa darauf achtete, wen du triffst, damit du entspannter deinem Hobby nachgehen konntest. Ich konnte ihm gar nicht glauben, dass du diejenige wärst, die sämtliche Spitzenspieler der Präfekturen kennst und du ihnen sogar geholfen hast, so gut zu werden."

In Asas Kopf ratterte es. "Aber.. das heißt.." "Dass die Jungs der Karasuno dich nicht annähernd kennen konnten. Vielleicht war es eher ein Rückschluss, weil du ihnen geholfen hattest?" In Asa machte es klick! Das Notizbuch! Sie hatten von Anfang an von ihren Notizen gewusst, da sie es liegen gelassen hatte..

Sie hatte sie einfach so verurteilt.. Sie hatte vollkommen umsonst.. "Asa..?" Tränen rannten unaufhaltsam über ihre Wangen. "Mama.. ich habe einen Fehler gemacht." Sie strich ihr über den Rücken.

"Sie werden dir schon verzeihen, Schatz. Jeder verdient eine zweite Chance und es war auch mein Fehler." "Aber Papa meinte auch, dass ich mich von dem Training fernhalten muss, weil ich sonst sterben würde..", schluchzte sie. Ihre Mutter schüttelte fassungslos den Kopf. "Nein. Ich wollte nur nicht, dass du wieder in diese Schiene rutscht, aber du warst auf einmal so glücklich und das hat mich echt zum Grübeln gebracht.. Das was dein Vater meinte, dass war nach der OP und eigentlich steht schon längst eine Nachuntersuchung an."

„Eine Nachuntersuchung?" Die Frau nickte. „Wie wäre es, wenn ich die Termine für heute absage und ich gleich mal im Krankenhaus anrufe und wir deinen Kopf mal durchchecken lassen? Ich denke ich bin dir das mehr als schuldig."

Im Krankenhaus ging die Untersuchung ganz schnell, nachdem sie bestimmt zwei Stunden im Wartezimmer verbracht hatten. Der Arzt meinte nach der Tomographie, dass es erstaunlich war, wie gut die Synapsen sich wieder verbunden haben und hatte gefragt, ob Asa mal kurzzeitig Bewusstlos war, als sich bestimmte Nerven wieder verbunden hätten.

Er hatte sogar bestätigt, dass Asa also ruhig wieder sportlichen Aktivitäten nachgehen könnte, aber natürlich trotzdem mit Vorsicht. Auf Nachfrage ihrer Mutter, ob sie vielleicht einen Helm tragen sollte, lachte er und meinte nur, dass es übertrieben wäre.

Es war aber zu spät. Morgen war schon das Turnier und das heutige Training endete in ein paar Minuten. Alles hatte Asa falsch gemacht.. Sie sah nur noch auf die Uhr. Wieso konnte sie die Zeit nicht einfach zurückdrehen? Dann wäre sie nicht so gewesen.. Hätte nicht den größten Fehler ihres Leben begangen..

Aber jetzt war es zu spät...


*~*~*

Wörter: 1123

Vielleicht hilft das Kapitel noch ein wenig, um Klarheit zu schaffen ;D

Destiny (Nishinoya x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt