~28 🐾

156 15 0
                                    

Yoongis POV
Mein Herz klopft so laut, dass ich Angst habe, Jimin könnte es hören.
Verdammt, warum sind Menschen so ein doppelschneidiges Schwert?! Einige sind die schlimmsten Kreaturen auf dieser Welt und haben mir das Leben zur Hölle gemacht. Die anderen geben sich die größte Mühe, meine Hölle von Leben zu verschönern und die Hölle daraus zu streichen.
Man weiß nie, woran man bei ihnen ist und daher ist größte Vorsicht geboten.
Auch bei diesem scheinbar so unschuldigen Jungen.

Er führt mich die Treppe hoch und durch einen langen Flur. Dann bleibt er vor einer der vielen Türe stehen und dreht sich zu mir um.
„Das ist mein Zimmer", sagt er schüchtern und tritt zur Seite, damit ich in den Raum sehen kann.
Ein großes Bett, ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch mit einem Computer darauf, ein Sitzsack und ein Fernseher mit einer Spielekonsole. Mehr kann ich nicht entdecken. Das Zimmer ist nicht so groß wie der Eingangsbereich dieses wahnsinns Hauses, aber wenn man mal vergleicht, wo ich so gelebt habe, ist das Zimmer ein Saal. Die Wände sind in einem hellen Blau gestrichen und über dem Bett sind mit lila Tusche Muster gezeichnet worden. Es sieht süß aus. Vielleicht war er das ja selber. Alle Wände sind beklebt mit irgendwelchen Postern von Leuten, die ich nicht kenne. Vielleicht seine Freunde, vielleicht aber auch Superstars, die in den letzten beiden Jahrzehnten an mit vorbeigegangen sind. Auf seinem Schreibtisch sehe ich ein Bild von ihm und seiner Familie. Alle scheinen sehr glücklich.
Es sieht nicht viel anders aus als andere Schlafzimmer, die ich in meinem Leben gesehen habe.
Der Gedanke kommt so plötzlich und mit solch einer Selbstverständlichkeit, dass ich erschaudere.
Min Yoongi, du kleine Hoe.

„Wir müssen nicht hier draußen stehen", sagt Jimin lächelnd, „Du kannst auch reingehen."

Meine Augen suchen den Boden nach etwas Spannendem ab.
Denn schon wieder hat mich ein Mensch gebeten, in sein scheiß Schlafzimmer zu gehen.

Etwas verunsichert tritt er selbst ein paar Schritte in sein Zimmer. Unentschlossen folge ich ihm. Was, wenn er etwas versucht? Er kennt mich nicht, aber es ist nicht unmöglich. Hybriden werden gern mal an Freunde ausgeliehen, damit die ihren Spaß haben. Das bin ich alles schon durch.
Gleichzeitig hoffe ich inständig, dass ich Jimin richtig einschätze und er nicht jemand ist, der sich an Schwächeren vergreift.
Was red ich da? Natürlich ist er der Schwächere von uns beiden. Und wenn er irgendetwas versuchen sollte, dann haue ich ihm einfach eine runter und laufe weg.

Halt doch die Klappe, denke ich zu der Stimme, die das gerade gedacht hat und offensichtlich nicht zu mir gehört, du würdest ihm nicht wehtun und das weißt du ganz genau.

„Du kannst dich gern irgendwo hinsetzen. Auf den Sitzsack oder das Bett... sag mal, willst du etwas trinken? Entschuldige, dass ich das nicht früher gefragt hab."
Ich schüttle nur den Kopf. Wenn dieser hübsche Junge anfängt, mich zu bedienen, ist es Zeit, sich einweisen zu lassen. Dienen ist meine Rolle, nicht seine.
„Okay", sagt er nur und lässt sich demonstrativ aufs Bett fallen. Ich setze mich auf die Bettkante und sehe mich in seinem Zimmer noch einmal genauer um.
Aber ich kann die Stille nicht in Ruhe genießen, denn die ganze Zeit spüre ich, dass Jimin mich beobachtet. Es ist, als würde er mich berühren, denn dort, wo sein Blick auf mir ruht, kribbelt es ganz seltsam.
Zackig wende ich ihm meinen Kopf zu und überrascht schaut er mir in die Augen. Seine Wangen erröten leicht und er blinzelt, bevor er den Mund kurz öffnet, es sich dann aber anders überlegt und ihn wieder schließt. Schnell schaut er woanders hin und räuspert sich.

„Und du wohnst jetzt nebenan?", beginnt auch schon die Fragerei. Ich wusste, das würde kommen.
Ich nicke ergeben.
„Das ist cool", strahlt er, „In dieser Straße gibt es nicht viele in unserem Alter. Und jetzt hab ich endlich mal einen Jungen, mit dem ich etwas unternehmen kann." Er zwinkert mir freudig zu, was mein Herz hüpfen lässt. Ich weiß, dass er auf das Menschenmädchen und seine kleine Schwester anspielt, die beide weiblich sind und sicher andere Dinge mögen als Jimin.
„Apropos, ich bin noch 18, aber bald habe ich Geburtstag, dann bin ich 19."
Verdammt ist der jung... Ein mulmiges Gefühl kommt in mir auf. Minderjährig ist er zwar nicht, aber dennoch so jung...
Ich nicke wieder nur, weil ich keine Ahnung habe, was ich darauf erwidern soll.
Plötzlich höre ich sein Lachen. Ich schließe die Augen und nehme es in mich auf, spüre die Leichtigkeit...
„Sehr gesprächig bist du wohl nicht, wie?", fragt Jimin belustigt.
Ich zucke nur mit den Schultern und er lacht wieder. Ich kann nicht anders, als ihn anzustarren. Es ist diese unendliche Fröhlichkeit, diese unbeschwerte Freiheit, die mich so fasziniert.
„Magst du Musik?", fragt er plötzlich. Meine Ohren zucken interessiert, ich nicke. Er lächelt. „Welche Musik?"
Ich weiß es nicht. Ich habe sehr lange keine mehr gehört. Das, was das Mädchen und ich immer während Autofahrten hören, ist ganz gut. Aber frag mich nicht, wie das heißt.
Als er merkt, dass ich schon wieder zu Boden sehe, spüre ich, wie sich das Bett bewegt und er aufsteht. „Wir finden schon etwas", meint er zuversichtlich.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt