~9 🐾

395 26 4
                                    

„Natürlich darfst du bleiben!"

Ein riesiges Lächeln bahnt sich seinen Weg auf meine Lippen. Ich kann es nicht aufhalten. Es ist da.
Ich freue mich so sehr, dass meine Eltern so verständnis- und liebevoll sind. Und noch mehr freue ich mich, dass wir jetzt einen... wie sagte er noch gleich? Einen Neko haben. Ich werde mir alle Mühe geben, dass Min Yoongi sich hier bald wie zuhause fühlt. Ich sehe es als meine Aufgabe, ihm ein besseres Leben zu ermöglichen.

„Danke!", sage ich und falle meinen Eltern um den Hals. Ich höre meinen Vater leise lachen, meine Mutter berührt leicht meinen Rücken. „Das ist doch selbstverständlich!"
Ich löse mich von ihnen und drehe mich zu dem Hybriden um.
„Hast du das gehört?", frage ich glücklich, „Du kannst hierbleiben! Ist das nicht fantastisch?"

Er sieht gerade irgendwie überfahren aus. Nicht richtig glücklich, aber auch nicht enttäuscht. Total verwirrt halt. Ich glaube einfach, er hätte nicht damit gerechnet, dass er wirklich bleiben darf.
Nun ist er es, dessen Mund ungläubig offen steht. Er starrt mich und meine Eltern nur an, eine ganze Weile. Meine Mutter erwidert sein Anschauen mit einem warmen Lächeln, mein Vater grinst fröhlich. Ich freue mich einfach nur. Min Yoongi hat jetzt ein Zuhause. Ein richtiges Zuhause. Nach dem, was er gerade berichtet hat, dürfte es schon Jahre her sein, dass er sich heimisch oder gut behandelt gefühlt hat. Das wird sich jetzt ändern, dafür werde ich sorgen!

„D-Das heißt...? Ich kann bleiben? Hier bleiben? U-und hier wohnen?"
Der Neko sieht uns immer noch so an, als wolle er sicher gehen, dass wir nicht scherzen.
„Ja!", sage ich, „fühl dich wie zuhause!"

An meine Eltern gewandt sage ich: „Er kann doch in eines der Gästezimmer ziehen, richtig? Wir haben zwei, da wird das doch sicher kein Problem sein." Meine Mutter nickt, mein Vater grinst immer noch. „Ja", sagt er und sieht den jungen Mann an, „Wenn du damit kein Problem hast, würden wir dich für's Erste in eines der Gästezimmer einquartieren, bis sich die Möglichkeit gefunden hat, einen der anderen Räume zu deinem Zimmer umzugestalten." Meine Mutter legt den Kopf schief. „Oder es wird einfach gleich sein Zimmer", sagt sie nachdenklich, „Im Ernst, wer braucht denn zwei Gästezimmer?" Mein Vater lacht auf. „Wo du Recht hast, Liebling... Also schön. Ist auch besser, dann musst du dich nicht ständig umgewöhnen, hm?"

Der Hybrid scheint eingefroren zu sein, für eine Sekunde habe ich Angst, dass er nicht mehr atmet.
„M-mein Zimmer?", fragt er stotternd, „So wie in... mein eigenes Zimmer?! Ein ganzer Raum? Für mich allein?"

Mein Herz zersplitterte in tausend Teile. Dass er so fassungslos darüber ist, bald ein eigenes Zimmer ganz für sich allein zu haben, verrät doch nur, an was für Plätzen er bisher hat schlafen und wohnen müssen. Wie können Menschen nur so grausam zu anderem Lebewesen sein? Das ist einfach unmöglich. Was ist aus dem Vorsatz geworden, alles und jeden so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden will?! Kopfschüttelnd gehe ich zu dem Hybriden und lege ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter.
„Yoongi", sage ich ruhig, „Natürlich bekommst du dein eigenes Zimmer. Das ist doch selbstverständlich. Wir gehen gleich mal hoch und ich zeige es dir. Einverstanden?"
Er nickt geplättet. „Wow... Das ist... Das ist der Wahnsinn! Vielen, vielen Dank! Ich weiß wirklich nicht, wie ich je dafür aufkommen kann... Das ist niemals mit Geschirrspülen und Aufräumen wieder gutzumachen."

Ich kichere. „Ach, mach dir deshalb keine Gedanken. Du brauchst uns nicht zu entschädigen. Ich zumindest bin froh, dass du bleiben möchtest."
Meine Eltern nicken zustimmend.
„Und du musst auch unser Haus nicht in Ordnung halten", sagt meine Mutter, „das soll nicht deine Aufgabe sein. Das haben wir bisher immer geschafft, ich will dich damit nicht belasten. Du erholst dich erst einmal schön, betrachte das hier als Urlaub."
„Aber natürlich Urlaub für immer, so lange du möchtest", sage ich auf den beunruhigten Blick des Hybriden hin. Natürlich, Urlaub klingt wie ‚eine Woche', ist ja klar, dass er Angst hat, nach ein paar Tagen wieder rausgeschmissen zu werden, wenn er das Wort Urlaub hört. Urlaub ist nie lange, deshalb habe ich das Gefühl, ihm klarmachen zu müssen, dass er bleiben kann solang er will.
„Vielen Dank", sagt er und senkt den Kopf. Aber: zu langsam, ich habe gesehen, wie er lächelt. Das ist wirklich unverschämt niedlich. Seine Wangen werden dann immer ganz fluffig und ich sehe seine kleinen Reißzähnchen aufblitzen. Vielleicht bekomme ich ihn ja mal öfters zum Lächeln oder Lachen. Das würde mich freuen.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt