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Als wir bei mir zuhause angekommen sind, herrscht erst einmal Stille im Auto. Er hat sich die ganze Fahrt lang nicht gerührt. Ich hoffe, es geht ihm gut.

Als ich einen prüfenden Blick in den Rückspiegel werfe, geht mir das Herz auf. Er hat sich auf der Rückbank zusammengerollt und schläft tief und fest. Es ist so süß anzuschauen.
Ich kriege ein schlechtes Gewissen, immerhin muss ich ihn gleich wecken. Ich will ihn ein bisschen an das Haus gewöhnen, bevor meine Eltern kommen.
So leise wie möglich versuche ich, meine Tür aufzumachen. Doch es gelingt mir nicht, ich merke, wie er sich auf dem Rücksitz regt. Mist. Ich hätte ihn doch schlafen lassen sollen, er hätte es sich verdient.

Etwas ratlos setzt er sich auf und streckt sich. Als er gähnt, erhasche ich einen Blick auf seine spitzen Eckzähne. Katzen sind nunmal Fleischfresser.
Der Hybrid sieht sich etwas verunsichert um. Ich öffne die Autotür für ihn und sehe ihn freundlich an.

„Wir sind da", verkünde ich so munter wie möglich. Als er nichts sagt und mich nur mustert, rede ich weiter. „Wenn du aussteigst, dann zeige ich dir ein wenig unser Haus. Also, das heißt, wenn du das möchtest natürlich."
Immer noch starren mich diese dunklen Augen nur fassungslos an. Wieso nur? Ich würde so gern wissen, was ich falsch mache. Aber ich kann ihn ja schlecht fragen.

Ich beschließe, ihm noch etwas Zeit zu geben und schon aufzuschließen.
„Ich gehe schonmal vor, in Ordnung? Lass dir alle Zeit, die du brauchst. Es ist alles gut."
Wieder erwidert er nichts, scheinbar bringen Nicken und Kopfschütteln ihn auch nicht mehr weiter.
Ich seufze leise, als ich mich umdrehe und durch unseren Vorgarten in Richtung Haus gehe.

Ich persönlich liebe mein Zuhause. Das Haus ist groß, aber nicht protzig. Es ist eine Mischung aus Moderne und dem guten Altbekannten. Und unser Grundstück verteilt sich auf ein paar hundert Quadratmeter, 300 würde ich schätzen. Ich fühle mich hier wohl. Es ist einfach gemütlich.
Ich folge dem mit steinernen, glatten Platten ausgelegten Gehweg von unserer Auffahrt durch den grünen Vorgarten. Eigentlich müsste ich noch das Auto in die Garage fahren, weil ich da einfach beruhigter um mein Auto sein kann, allerdings sitzt da noch ein kleiner, verunsicherter Hybrid drinnen, der das alles hier noch nicht kennt. Ich will ihn nicht gleich sofort überfordern.
Unser Vorgarten. Ich liebe ihn. Anders als ich, hat meine Mutter einen grünen Daumen. Mein Weg zur Haustür führt an blühenden Rhododendren, wunderschönen Rosen und prachtvollen Büschen mit Blüten in Schneeballform vorbei. Das gesamte Grundstück ist von einer Hecke aus Flieder umgeben, die es vor neugierigen Blicken von der Hauptstraße aus (und von so manchem Nachbarn) schützt.
Alles duftet und riecht blumig, besonders jetzt, wenn der Frühling sich langsam verabschiedet und man den Sommer begrüßen darf. Es ist, als würden sich alle Pflanzen nochmal die größte Mühe geben aufzutrumpfen, bevor sie im Sommer langsam verwelken.
Ich lasse meinen Blick über den weiten, leuchtend grünen Rasen schweifen. Er bleibt an dem dunklen, gusseisernen Zaun hängen. Manchmal denke ich, dass unser Grundstück durch ihn etwas Friedhofs-Flair bekommt. An anderen Tagen finde ich ihn edel und wunderschön. Das zwei Meter hohe Tor, dass sich am Ende (oder am Anfang?) unserer Einfahrt befindet, sieht genauso aus wie der Zaun. Irgendwie hochherrschaftlich. Keine Ahnung, was sich meine Eltern dabei gedacht haben, so einen Zaun anzuschaffen. Hätte es Holz nicht auch getan?
Ich lasse meinen Blick die gepflasterte Einfahrt bis hin zu meinem parkenden Auto wandern. Hoffentlich traut sich der Hybrid bald auszusteigen, sonst bekomme ich Ärger von meinen Eltern, warum ich das Auto draußen habe stehen lassen.

Ich nähere mich der großen, dunklen Eingangstür mit den großen verglasten Scheiben. Unser Haus ist weiß verputzt, die Fenster sowie die Tür haben Rahmen aus dunklem Eichenholz. Das Dach besteht aus schwarzen Dachziegeln, wenn die Sonne darauf scheint, sieht es fast so aus, als wären sie dunkelblau. Ich fühle mich hier heimisch und wünsche mir, dass es dem Jungen in meinem Auto auch bald so geht.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt