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Yoongis POV
Ich bin, zusammen mit dem Menschenmädchen, in der Stadt unterwegs.
Sie braucht irgendeinen Kram für die Uni oder sonst was, ich hab ehrlich gesagt kaum zugehört. Ich weiß nicht mal, warum ausgerechnet ich mitkommen musste. Ich langweile mich zu Tode. Und ich vermisse mein Bett wie verrückt.

„Wie findest du das?", fragt sie interessiert und hält ein kleines Büchlein hoch, auf dem irgendwelche grellfarbigen Blumen mir die Netzhaut wegbrennen zu drohen.
„Grauenhaft", sage ich ehrlich.
Sie verdreht die Augen und legt es seufzend wieder weg.
„Du bist mir hier absolut keine große Hilfe", meint sie, als würde sie das ehrlich überraschen. Einfältiges Ding.
„Du hast doch nicht wirklich erwartet, dass wir wie weltallerbeste Freunde durch die Straßen hüpfen und ich dir sage, wie toll alles ist, was du haben willst, oder?", frage ich zweifelnd.
Sie schnaubt.
„In meinen Träumen vielleicht. Sowas würde niemals in der Realität passieren, das weiß ich", sagt sie.
„Sehr richtig", erwidere ich und wende mich ab, um in den Regalen zu stöbern.
„Aber ich hab zumindest angenommen, dass du ein klitzekleines Bisschen mehr Interesse zeigst", höre ich sie im Hintergrund weiterreden, „Du kannst doch nicht die ganze Zeit in deinem Zimmer hocken..."

Aha!
Daher weht der Wind also.
Sie hat etwas dagegen, dass ich mein neues Leben in vollen Zügen - nämlich ausschließlich in meinem Zimmer - genieße.
Zugegeben, ich hab mich in letzter Zeit eher selten bis gar nicht aus meinem Bett bewegt, es sei denn, irgendwer hat die magischen fünf Buchstaben benutzt - „Essen".
Aber ist das wirklich so schlimm?
Sie kann doch froh sein, dass sie mich so selten wie nur irgend möglich sieht. Stattdessen schleppt sie mich zu super unnötigen Shopping-Trips.

„Stopp mal, Kleine", bremse ich sie, bevor sie auf irgendwelche blödsinnigen Ideen kommt, „Und wie ich das kann. Mein Zimmer ist der Wahnsinn, falls du es noch nicht mitbekommen hast. Und da es mein Zimmer ist, was du gerade selbst gesagt hast, kann ich darin so viel Zeit verbringen, wie ich will. Denk ja nicht, ich bräuchte irgendwelche dämlichen Hobbies. Ich mag alles so, wie es jetzt ist. Kein Bedarf an Veränderungen."
Ich ziehe ein anderes Büchlein aus dem Regal, eins ganz ohne irgendwelche Blumen und Muster. Es ist schlicht, schwarz und in silberner Schrift steht Notizen darauf.
Ich drehe mich um und halte es ihr vor die Nase, sie nimmt es interessiert an sich und besieht es genauer.
Und da sag nochmal einer, ich wäre eine schlechte Shopping-Begleitung...!

„Yoongi, du verbringst 99% deiner Lebenszeit in deinem Bett", sagt sie besorgt, „Du kannst doch nicht den ganzen Tag nichts machen. Ich möchte nur nicht, dass du dich langweilst."
Ich schnaube.
„Du hast noch nie eine Katze mehr als fünf Minuten beobachtet, oder?", frage ich abschätzig, „Es liegt in meinen Genen, dass ich nichts machen so toll finde, Kleine. Gewöhn dich daran. Vielleicht solltest du dir ein Beispiel an mir nehmen."
Sie grinst.
„Ja, so schaffe ich mein Studium mit links", stichelt sie.

Wie kann man nur etwas gegen Nichtstun haben? Welcher Mensch tickt denn so? Oder ticken die alle so? Gott, wie unglaublich dumm diese Rasse doch ist. Anstatt auszuruhen, müssen die doch immer in Bewegung sein. Dabei wissen sie gar nicht, was sie verpassen. Nichtstun ist eine Philosophie. Und zwar meine persönliche. Und damit komme ich aktuell perfekt durchs Leben. Es geht mir ziemlich gut damit. Wenn sich diese Menschen alle so abhetzen müssen - kein Problem. Vor allem aber: nicht mein Problem.

„Außerdem", fällt es mir wieder ein, „habe ich sehr wohl Beschäftigung. Ich hab zwei... na, sagen wir, Menschen, mit denen ich mich gut verstehe."
Sie zwinkert mir zu. „Zwei Freunde", sagt sie langsam und deutlich, als müsste sie mir ein komplett neues Wort beibringen.
Ich verdrehe die Augen. „Nein", lüge ich, „Zwei Menschen, die in Ordnung sind. Das sind nicht sofort meine Freunde, bloß weil sie mich nicht anekeln."

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt