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Yoongis POV
Es ist natürlich zum Heulen, dass wir unsere Zweisamkeit so unterbrechen müssen, aber ich kann auch verstehen, dass Jimin nicht für jedes seiner Familienmitglieder frei zugänglich bei sich zuhause im Flur herumlungern und mit mir knutschen will. Also muss ich mich damit abfinden, mich von ihm zu entfernen, um sein Zimmer zu betreten.

Als ich ein wenig Abstand zu ihm habe, merke ich sofort, wie meine Gedanken sich ordnen. Alles ist weniger wild, weniger willkürlich. Ich kann wieder klare Gedanken fassen, was in Jimins unmittelbarer Nähe einfach unmöglich scheint.
Ich kann wieder ordentlich denken, ich atme tief durch.

Was zur Hölle ist gerade passiert?

Durch Jimins Abweisung habe ich fast den Verstand verloren.
Ich dachte für wenige Sekunden, dass er mich wirklich nicht mehr will.
Und das hat mich komplett fertig gemacht. Ich war fast soweit, mich von einer Brücke zu stürzen. Was zum Teufel?! Was stimmt denn nicht mit mir? Kann Liebe einen wirklich so verrückt machen? Wie ist es möglich, dass diese kleine Person bereits eine so große Rolle für mich spielt?

Und zweitens: wie kann er es nur wagen?!
In dieser Beziehung bin eindeutig ich derjenige, der den Takt angibt. Ich bin der dominante Teil, ich bin derjenige, der sagt, wo es lang geht.
Das habe ich gerade eben ganz schön verbockt.
Hoseok würde in schierer Verzweiflung die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Wie oft haben wir schon beredet, dass ich Jimin zeigen muss, dass ich der männliche Part bin? Dass ich das Sagen habe? Und jetzt hat der Kleine mich so um den Finger gewickelt. Ist ja peinlich.
Ich hätte mich durchsetzen sollen. Ich hätte mir das nehmen sollen, was ich wollte, ich hätte ihn einfach trotzdem küssen sollen. Stattdessen ziehe ich den Schwanz ein und lasse mich so herumkommandieren.
Zugegeben, das liegt ein bisschen an meiner Erziehung. Ich mache nun einmal automatisch das, was ich machen soll - auch, wenn ich mich dagegen wehre.
Trotzdem ist das gerade eben nicht gut gelaufen. In Zukunft muss ich verhindern, dass ich wie der devote Teil dieser Beziehung behandelt werde.

Ich räuspere mich geräuschvoll und sofort spüre ich Jimins Blick auf mir.
Ich zwinge mich, ihm fest in die Augen zu sehen, als ich sage: „Jimin. Wir müssen reden."

Er lässt sich schwach auf sein Bett sinken. Seine Finger verkrampfen sich in der Bettdecke, seine Haltung ist zutiefst unsicher. Seine Augen verlieren ihr Funkeln, seine Zähne vergraben sich vor Nervosität in seiner Unterlippe.
„Okay", haucht er und sieht mich angsterfüllt an.
Ich mache ein paar Schritte auf ihn zu. Es besorgt mich, wie klein er plötzlich aussieht.
„A-alles gut?", frage ich vorsichtig.
Er versucht sich an einem Lächeln, das ihm aber misslingt.
Wir müssen reden hat immer sowas von einem Abschied", sagt Jimin leise, „Wann immer ich das höre, mache ich mich bereit, etwas Schlimmes zu erleben... Es ist bedrohlich, diese Worte zu hören, Yoongi. Besonders von dir."
Ich schlucke.
„W-wieso?", frage ich, „Besonders von mir?"
Jimins Blicke gleiten über mein Gesicht, als wolle er sich jedes kleine Detail einprägen wollen.
„Du bist mir sehr wichtig, Yoongi", flüstert er, „Du gehörst jetzt schon zu meinem alltäglichen Leben und ich will nicht, dass sich das ändert. Ich hab dich sehr gern, das weißt du ja. Aber wenn du es dir anders überlegt hast und es dir doch zu schwer fällt, das zu akzeptieren... Ich könnte es verstehen, ich würde es hinnehmen müssen, aber ich habe Angst davor."
Mir treten fast die Tränen in die Augen. Ich will nicht, dass er denkt, ich würde ihn verlassen.
„Jiminie, das ist es nicht, worüber ich reden will", sage ich. Nach einem kurzen Zögern lenke ich ein: „Also doch, schon irgendwie, aber nicht so, wie du denkst."
Er lächelt, aber es sieht so aus, als hätte er furchtbare Schmerzen. Schnell setze ich mich neben ihn und nach einer Sekunde des Überlegens berühre ich sanft seine Hand.
„Ich hab nicht vor, mich irgendwie zu verabschieden. Im Gegenteil. Ich muss mit dir über was reden, was mich schon seit ein paar Tagen nicht in Ruhe lässt." Ich seufze. „Das ist mir verdammt unangenehm, aber irgendwann müssen wir halt drüber sprechen. Und ich sage, wir tun es jetzt."
Jimin sieht mich ratlos an, als hätte er keinen Plan, was ich hier eigentlich meine. Das macht es mir noch schwerer, es tatsächlich anzusprechen.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt