„Warum erzählst du mir nicht mal etwas über dich?"
Das überrascht mich nun doch.
Ich hätte nie gedacht, dass er sich für mein Leben interessieren würde. Er wirkt immer so kühl, dabei ist er doch irgendwie lieb, wetten?„I-ich?", frage ich verblüfft. Er nickt und sieht sich neugierig zu mir um. „Ja", sagt er, „zweite Person Singular; DU. Was gibt's bei dir so Spannendes zu berichten?"
Irgendwie nichts. Mein Leben ist ziemlich durchschnittlich, aber ich denke nicht, dass er das durchgehen lässt.Das bringt mich irgendwie zum Lachen. „Was soll ich dir denn erzählen?"
Taut er wirklich auf? Will er bloß ablenken oder interessiert es ihn tatsächlich?Er schmunzelt, wohl über meine Verwirrung.
„Keine Ahnung", sagt er achselzuckend, „Alles, was du für wichtig hältst."
Er betrachtet mich abwartend. Seine dunklen Augen strahlen solch eine Ruhe aus, dass auch ich runterkomme.
Ich denke nach. Was gibt es denn Wichtiges aus meinem Leben?„Siehst du die Bilder?", frage ich und sehe mich in meinem Zimmer um. Ich erwarte so einen Spruch wie ‚Na, die sind ja wohl kaum zu übersehen', doch Yoongi nickt nur.
„Das sind meine besten Freunde."
Wieder nur ein Nicken.
„Meine Familie hast du teilweise ja schon kennengelernt..." - „Wieso nur teilweise?", fragt er sofort. Ich muss lächeln, als ich an den Rest denke. „Oh man, schöne Frage. Da wären noch meine Großeltern - mütterlicherseits und väterlicherseits -, dann meine Tanten und Onkel - familiär sowie einfach nur Freunde der Familie -, Cousins und Cousinen - angeboren und angeheiratet -, deren Kinder und..."
Yoongi stößt geschockt Luft aus. „Wenn ich's nicht besser wüsste, hätte ich das Gefühl, in einer türkischen Großfamilie gelandet zu sein."
Sein Kommentar bringt mich zum Lachen, er selbst grinst auch ein wenig unbeholfen.
„Sag mal... muss ich die alle kennenlernen? Ich kann eigentlich nich so gut mit Menschen", sagt er nach einer Weile der Stille. Ich versuche so ernst wie möglich zu klingen, als ich sage: „Na hör mal! Wir haben dich aufgenommen, du gehörst jetzt hier her! Demnächst veranstalten wir eine große Feier, laden die ganze türkische Großfamilie ein, all unsere Freunde, Verwandten und die gesamte Nachbarschaft und stellen dich offiziell vor!"
Er starrt mich an.
„Wäre toll, wenn du bis dahin Einrad fahren, Jonglieren oder ein Instrument spielen könntest, um etwas aufzuführen. Dann finden dich alle ganz okay und dann musst du dich jedem einzelnen vorstellen und dich mit ihnen unterhalten, damit du ein vollwertiges Mitglied wirst", zähle ich auf.
Gut, ich hab es übertrieben, ich kann mein Lachen nicht mehr zurückhalten. Ich pruste los.
Yoongi sieht erst geschockt, dann genervt und dann erleichtert aus. Seelenruhig streckt er mir die Zunge heraus.
„Sehr witzig", meint er nur.
„Im Ernst, Yoongi. Wenn du willst, kannst du mal mit mir und meinen Freunden abhängen, aber du musst sie nicht auf Biegen und Brechen kennenlernen. Wenn du sagst, Kontakt zu Menschen ist nicht so deins, dann akzeptiere ich das. Ich meine, es wär schon toll, wenn du dich mit meinen Freunden verstehen würdest, aber ich wäre dir auch nicht böse, wenn du sie gar nicht kennenlernen möchtest."
Er nickt nur und schaut sich die Bilder von meinem engsten Freundeskreis an.
„Und deine Karnickel-Familie?"
Ich muss lachen. „Die würde ich dir schon gern nach und nach vorstellen. Wenn du magst. Wenn du partout keinen Bock hast, dann eben nicht. Aber wir feiern relativ viele Geburtstage und Feste hier gemeinsam, ich fände es ziemlich schlimm, wenn du dann oben allein in deinem Zimmer sitzen müsstest. Und die sind alle ganz lieb, ehrlich."
Er hebt den Kopf. Seine Blicke durchbohren mich. „Sind die alle wie ihr?"
Ich habe keine Ahnung, was er meint. Ich öffne den Mund, weiß aber nicht, was ich darauf antworten soll.
„Wir sind alle auf unsere eigene Art besonders", kommt plötzlich der Kalenderspruch über meine Lippen, den ich eigentlich gerade nicht sagen wollte.
Er hebt die Brauen. „Okay?"
Ich seufze. „Ich mag meine Familie. Natürlich sind nicht alle wie wir. Niemand auf der Welt ist gleich, nicht mal innerhalb einer Familie, Yoongi."
Er schweigt. Vielleicht denkt er an seine eigene Familie. Seine Mutter und seinen Vater. Hat er überhaupt noch mehr? Omas und Opas, Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen? Vielleicht. Aber hat er sie jemals kennengelernt, wenn er immer nur in Forschungslaboren und dann verkauft in anderen Ländern gelebt hat?
„Da ist was dran", sagt er auf einmal mit fester Stimme. Ich sehe auf. Er fokussiert einen Punkt auf meinem Boden. Als ich nachsehe, kann ich nichts besonderes dort entdecken.
Ich will nachfragen, aber ehe ich mich versehe, ist der Moment der Beklemmung schon wieder vorbei und er betrachtet die Bilder erneut.
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Meow! [Yoonmin/Sope]
FanfictionDu entdeckst eines Tages ein dir unbekanntes Wesen; eine Mischung aus Mensch und Katze. Da du ihn aus einer misslichen Lage befreit hast, willst du diesen Hybriden aufpäppeln (und vielleicht auch ein bisschen besser kennenlernen) und nimmst ihn mit...