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Yoongis POV
Verdammt.
Ich wusste ja, dass das Gespräch kommt.
Aber dass das so scheiße werden würde, hätte ich dann doch nicht erwartet.

Oh Gott, ich hab keine Ahnung, was ich gelabert habe.
Sie hat mich mit diesem Thema so durcheinander gebracht. Ich hätte niemals gedacht, dass dieses Thema jemals aufkommen würde. Erstens nicht, weil ich nicht vorhatte, jemandem zu erzählen, dass mir so etwas je passiert ist, es ist demütigend und privater als privat. Und zweitens nicht, weil ich nie erwartet hätte, dass ein Mensch die unangenehme Situation wirklich auf sich nimmt, um mit mir darüber zu reden. Entweder sie ist übergeschnappt oder wollte doch einfach nur helfen - egal, was von beidem es ist, aber das hat mich überrumpelt. Mein Kopf war wie leergefegt.
Die Worte kamen einfach so aus mir herausgesprudelt und jetzt hab ich keine Ahnung mehr, was ich gelabert habe.
Hoffentlich nicht zu viel sentimentalen Dreck.
Oder?
Vielleicht ist das bei ihr ja wirksamer. Ganz viel sentimentaler Dreck, um ihr Herz davon zu überzeugen, dass sie es gar nicht wissen will.
Könnte funktionieren.
Allerdings weiß ich nicht, ob es funktioniert, weil ich nicht weiß, ob ich es angewendet habe, weil ich nicht weiß, was ich ihr erzählt habe.
Für meinen Geschmack ist das viel zu viel, was ich nicht weiß.

Ich bete zu einem Gott - falls es welche gibt -, dass ich ihr keine Details verraten habe.
Diese Dinge, die passiert sind, die...

Ich schüttle den Kopf, so schnell ich kann, um die Gedanken und vor allem die Bilder loszuwerden.
Verdammt nochmal, denke ich angestrengt, nein!
Lass doch endlich die Vergangenheit ruhen!
Wieso, fragt etwas in mir, wenn dich die Vergangenheit auch nicht ruhen lässt?
Ich stopfe diese nervige Stimme, die nervig ist, weil sie Recht hat, ganz ganz tief in den Hintergrund meiner Gedanken. Ich will sie nicht hören.

Ich will momentan nur hören, was ich ihr erzählt habe.
Ich habe tierische Angst, dass ich ihr mehr erzählt habe, als ich wollte.
Auch, wenn sie total freundlich ist und so - aber das geht sie nichts an. Das geht keinen etwas an.
Die Menschen, die mir das angetan haben, warten doch nur darauf, dass ich das jemandem erzähle, dass ich mich damit bloßstelle und doch nichts dagegen getan wird. Es wird sich nichts ändern, selbst, wenn ich es irgendwem beichte.
Was geschehen ist, ist geschehen. Und man kann die Vergangenheit nicht ändern - und schon gar nicht beschönigen.
Und genauso wenig, wie ich das Geschehene beschönigen will, so wenig will ich auch daran denken.

Mir ist natürlich klar, dass die Erinnerungen für immer bleiben werden.
Ich werde die Gesichter nie wieder vergessen können... oder ihre ekelhaften Finger auf mir... oder ihre hässlichen Stimmen, die mir sagen, was ich zu tun und zu lassen habe... was sie mögen, was sie nicht mögen... wie sie gefühlskalt feuchte Küsse auf mir verteilen, weil ihnen mein Wehren dagegen einen Kick gegeben hat...

Es läuft mir eiskalt den Rücken hinunter.

Ich versuche, alle Erinnerungen daran zu verbannen, in die tiefste Ecke, die in meinem Körper, ach, meinem gesamten Sein, existiert.

Nie wieder will ich daran denken müssen. Niemals wieder.

Menschen sind grauenhaft, diese Bilder in meinem Kopf erinnern mich jedes Mal aufs Neue daran.

Und wenn ich diese Bilder schon loswerden will, dann bedeutet das doch nur, dass sie nur mich etwas angehen.
Nur mich und niemanden sonst.
Ich lasse niemanden so nah an mich heran, dass das Thema jemals wieder aufkommen wird, das nehme ich mir vor.

Niemals wieder möchte ich daran denken, geschweige denn darüber reden.
Das ist einfach kein Thema, worüber man redet.
Und ich sowieso nicht.
Ich hasse es, über Gefühle oder so etwas zu reden. Manchmal wünschte ich einfach, ich hätte gar keine Gefühle. Die sind einfach nur anstrengend. Gefühle und meine Hartnäckigkeit darin, selbige zu erhalten, haben mich in den letzten Jahren ins Unglück gestürzt.
Ich habe immer gedacht, Gefühle seien wichtig, damit man ein erfülltes Leben haben kann.
Aber meine Vergangenheit zeigt, dass Gefühle einem das Leben nur erschweren, keinesfalls erfüllen.
Es hat sich bewehrt, meine Gefühle zu verstecken oder zu unterdrücken, um nicht verletzt zu werden. Ich wüsste nicht, warum ich diese Gewohnheit plötzlich ändern sollte. Auch, wenn ich dann kalt oder abweisend rüberkomme. Aber so schlimm kann das gar nicht sein, wenn ich mir dadurch nervige Menschen und Gefühlsduseleien vom Leib halten kann.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt