~13 🐾

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„Was seid ihr denn für Angeber, dass euer Haus gleich zwei Stockwerke hat!?", bricht es aus Yoongi heraus, als wir die Treppe hinaufsteigen, damit ich ihm sein neues Zimmer zeigen kann.
Ich bin so verwirrt über diesen Kommentar, dass ich ihn mit offenem Mund anstarre, anstatt zu antworten. Darauf fällt mir einfach nichts ein.
Doch zu meiner Überraschung lacht er mich aus. „War ein Witz", meint er dann gelassen, „willst du mal wissen, wie viele Stockwerke das Gebäude hatte, in dem ich geboren wurde?"
Ich verdrehe die Augen. „Nein", sage ich knapp.
Ich vergesse immer wieder, wie gewitzt er ist. Ich empfinde immer noch Mitleid und Fürsorge, wenn ich ihn so reden höre, auch wenn ich wissen sollte, dass er nicht bedürftig ist und sich wahrscheinlich im Stillen (und im Lauten) über mich lustig macht. Das verletzt mich.

„Mein Gott", murmelt er bestürzt, „ich wollte nur die Stimmung auflockern. Dann nicht. Krieg dich wieder ein."

Ich seufze. Es fällt mir so schwer... Ich dachte, das wäre eine gute Idee gewesen. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich dachte, wir päppeln ein total hilfloses Hybriden-Wesen wieder auf und lernen ihn besser kennen. Dass wir nun einen bissigen, hinterlistigen Großkotz zuhause haben, der mir das Leben schwer machen will, war nicht ganz mein Plan. Natürlich freut es mich, dass ich ihm helfen konnte, dass er eine Bleibe und Essen hat. Aber wenn das weiterhin so anstrengend mit ihm ist, habe ich mir ja wohl selbst ins Bein geschossen.

„Hey, Kleine. Bist du mir böse wegen irgendwas oder so?"
Ich bleibe stehen, weshalb er fast in mich hineinrennt. Auf einer Treppe? Gefährlich. Aber nicht so gefährlich wie meine Stimmung gerade.

Ich drehe mich um und sehe ihn forschend an. Ich sage absichtlich nichts. Ich will ihn durch die Stille zwingen, mir zu sagen, was er meint. Er soll nicht denken, dass er alles mit mir machen kann.

Er seufzt und stützt sich mit einer Hand am Treppengeländer ab, mit der anderen reibt er sich unangenehm berührt über den Nacken.
„Hör zu", versucht er, in einem erklärenden Tonfall auf mich einzureden, „Das, was ich vorhin gesagt habe, war nur zur Klarstellung. Wir sind okay miteinander. Aber baust du Scheiße, kriegst du Schwierigkeiten. Heißt ja aber nicht, dass es so weit kommen muss. Momentan finde ich mich mit dir ab. Du hast erst mal nichts zu befürchten. Wie gesagt, dafür, dass du mich da rausgeholt und mich mit zu dir genommen hast, bin ich dir was schuldig. Also beruhig dich."

Ich sehe ihn an und stemme meine Arme in die Hüften.
Er runzelt die Stirn und ich sehe deutlichen Zweifel in seinen Augen, während ich versuche, mächtig auszusehen.
„Min Yoongi", sage ich, „ich will dir nichts Böses. Ob du es nun glaubst oder nicht. Ich will dich besser kennenlernen und, wenn möglich, mich mit dir anfreunden. Ich sage es jetzt noch ein Mal: ich will dir helfen, ein schöneres Leben zu haben. Nimm das Angebot oder lass es sein, das ist nicht meine Entscheidung. Aber bitte verhalte dich nicht so, als wäre ich dein Feind. Okay?"

Er schließt seine Lider, aber ich habe gesehen, wie er davor genervt die Augen verdreht hat.
„In Ordnung", sagt er monoton, „wenn du dann aufhörst, rumzuheulen. Gut."

Ich zwinge mich zu einem Lächeln. „Gut", wiederhole ich und fahre fort, die Treppenstufen zu erklimmen.

„Und ich hab mich für die Sache mit dem Glas schon entschuldigt", murmelt Yoongi hinter mir. „Ja", sage ich, „das hast du. Die ganze Aktion war überhaupt nicht nötig... aber du hast dich entschuldigt. Also Schwamm drüber."
Eine ganze Weile sagt Yoongi nichts. Ich glaube einfach, dass er nicht gedacht hätte, dass ich ihm antworte.
Dann meint er etwas lauter: „Also alles okay?"
Ich nicke. „Alles okay", antworte ich.

Natürlich ist gar nichts okay, zumindest von meiner Warte aus.
Dieser unverschämte Hybrid, dem ich einfach nicht böse sein kann, weil er so viel durchgemacht hat, denkt, er könne sich alles erlauben. Aber zumindest hat er sich mit mir gutstellen wollen. Für's Erste zumindest.
Ich zweifle immer noch daran, dass er sich ernsthaft zusammenreißen und sich mit mir vertragen will, ganz zu schweigen vom Anfreunden. Aber das Kriegsbeil erst einmal niederzulegen - denn das ist es, was er getan hat, er hat es nicht vergraben, er hat er nur abgelegt - ist ein Anfang. Ich kann damit leben und hoffe natürlich, dass sich unser Verhältnis im Laufe der Zeit verbessert.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt