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Yoongis POV
Weil ich dem Sitzsack noch weniger vertraue als Hoseok, sitzen wir nun beide nach meinem Geständnis auf seinem Bett. Und reden.
Ausnahmsweise redet nicht nur Hobi die ganze Zeit. Es ist viel mehr so, dass er mich mit Fragen löchert und ich sie alle zu beantworten versuche.

„Das hab ich jetzt richtig verstanden", sagt er gerade, während er sich auf den Rücken rollt und sein Blick zur Zimmerdecke gleitet. Er hebt die Hände hoch und verknüpft irgendwelche imaginären Punkte in der Luft. „Deine Mum hat Gene eingespritzt bekommen. Und dein Dad hat Gene eingespritzt bekommen. Und du bist einfach so daraus entstanden? Ohne, dass man dir irgendwas einspritzen musste? Du hast diese coolen Ohren und den Schwanz, nur weil deine Eltern bestimmte Gene hatten?"
Ich seufze. Es ist krass, wie unverständlich das für Menschen hier in Europa noch scheint. In Asien hat bald jeder seinen hauseigenen Hybriden, da man gemerkt hat, wie gut das mit den Genen funktionierte.
„Ja", sage ich nur, „War's das jetzt mit den Fragen über V.Y.-Zeit?"
Hobi dreht den Kopf zu mir. „V.Y.?"
„Vor Yoongi", sage ich leicht genervt, „Du stellst Fragen über Dinge, da war ich noch Quark im Schaufenster. Ich hab keine Ahnung, wie das abgelaufen ist. Bitte weniger wissenschaftliche Fragen, auf die ich auch Antworten weiß, sonst kann ich dir auch nicht weiterhelfen."
Hoseok lacht leise und starrt wieder konzentriert an die Decke.

„Schön, okay. Weißt du, was mich an deiner Story irritiert?", fragt er. Das leichte Lallen in der Stimme hört man kaum. Er hätte vorhin auch mit dem Alkohol brechen und auf Wasser umsteigen sollen.
„Du bist also ein Wesen, das man irgendwie künstlich und natürlich zugleich erschaffen hat. Du bist eine Mischform aus Mensch und Katze. Der gesunde Menschenverstand sagt einem doch, dass das einfach nur abgefahren ist. Die alten Ägypter hätten dich wie eine Gottheit verehrt. Und selbst heute ist es doch was besonderes. Du bist der erste Hybrid dieser Art auf der ganzen Welt und nicht nur das, du hast auch Gene von zwei Lebewesen in dir drin. Theoretisch bist du uns allen überlegen. Und trotzdem hat man dich behandelt, als wärst du minderwertig. Das ist doch einfach nur dumm!?"
Ich sage nichts dazu.
Ich wüsste nicht, was ich da sagen sollte.
Aus Hoseoks Sicht bin ich ihm also überlegen.
Das ist vielleicht übertrieben. Aber als gleichgestellt würde ich mich ganz wohl fühlen.
„Weißt du", meint Hoseok gedehnt, „Ich habe eine Theorie, aber ich hab keine Ahnung, ob du dir die antun willst."
Ich muss grinsen. Menschen werden so furchtbar langsam, wenn sie betrunken sind.
„Schieß los", sage ich nur und betrachte Hobi dabei, wie seine Augen die Zimmerdecke abtasten, als suche er nach etwas.
„Ich denke, sie wussten es", sagt er und schaut mir mit einem Mal direkt in die Augen. Sein gleichgültiger Blick lässt mich etwas ratlos zurück.
„Wer wusste was?", hake ich nach.
Hoseok lächelt mich an. „Die Leute aus dem Labor, die dich erschaffen haben. Die wussten, dass du besonders bist. Die wussten, dass du eigentlich viel mehr wert bist als ein Mensch. Überlegen halt. Aber sie hatten Angst vor dir und was passieren würde, wenn du das herausfindest. Deshalb haben sie dir von kleinauf eingetrichtert, du seist weniger wert. Damit du es irgendwann selbst glaubst und sie mit dir machen konnten, was sie wollten. Unter anderem die Experimente und deinen Verkauf."
Ich schnaube. Sehr süß. Aber was ist wahrscheinlicher? Dass ich eigentlich die bessere Spezies bin und alle Angst vor mir hatten oder dass ich einfach wirklich minderwertig bin?
Ich sage nichts zu Hobi. Ich will seine Theorie nicht kaputt machen. Er sieht zufrieden aus, sich so diese Ungerechtigkeit, die mir in seinen Augen widerfahren ist, erklären zu können. Ich bringe es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass ich einfach wirklich nur einer unteren Klasse angehöre.

„Ich hab noch ne Frage", ruft er und hebt die Hand, als wäre er in der Schule.
Ich nicke nur, weil ich es leid bin, ständig nachzufragen.
„Dass die Ohren und der Schwanz echt sind, haben wir schon festgestellt", beginnt er.
Ich verdrehe die Augen, weil ich weiß, was kommt. „Nein, du darfst sie nicht anfassen", grummle ich genervt.
Hobi lacht und haut mir scherzend aufs Bein. Irritiert schaue ich ihn an.
„Ich weiß doch", sagt er amüsiert, „Das hast du mir letztes Mal schon nicht erlaubt, warum sollte ich nochmal fragen? Nein nein. Das war es nicht, was ich wollte."
Ich lege den Kopf schief. „Sehr vernünftig", muss ich anerkennend zugeben, „so schlau war bisher noch keiner. Aber was meintest du dann?"
Hobi zählt an den Fingern mit, als er sagt: „Du hast Katzen-Ohren und einen Katzen-Schwanz. Du kannst Krallen kriegen und bist häufig schlecht gelaunt. Gibt es noch mehr Zeug, was von deiner Katzen-Seite kommt?"
Ich runzle die Stirn. „Was soll das heißen, schlecht gelaunt?", maule ich, „Ihr Menschen seid einfach nur unerträglich fröhlich die ganze Zeit. Schlecht gelaunt... Du hast mich noch gar nicht erlebt, wenn ich schlecht gelaunt bin!"
Er ignoriert mein Pöbeln, sondern hakt immer weiter nach.
„Wenn du Krallen bekommst, wachsen dann auch Schnurrhaare?"
Ich seufze. „Nein."
„Bist du vorwiegend nachtaktiv?"
„Nein."
„Ouh, aber du magst schlafen?"
„Zugegeben", setze ich an, doch er redet einfach immer weiter, sodass ich nicht zu Wort komme.
„Bist du wasserscheu?"
„Blödsinn, ich-"
„Isst du nur Fleisch?"
„Nein."
„Aber du isst nur bestimmtes Essen, richtig? Wenn man etwas anderes kauft als das, was du gewöhnt bist, rührst du es nicht an und verhungerst lieber."
„Was soll denn der Schwachsinn? Kannst du mal aufhören, mich wie ein sprechendes Haustier auszufragen?", knurre ich.
Hobi setzt sich auf und schnippt mit dem Finger. „Schlechte Laune", flötet er grinsend.
„Oder einfach nur Ärger, weil mir ein betrunkener Fremder Löcher in den Bauch fragt", schlage ich vor.
Hobi prustet. „Ein betrunkener Fremder", echot er albern, „Sooo betrunken bin ich gar nicht, es hab schon viel schlimmere Abende für mich, glaub mir." Dann schiebt er seine Unterlippe vor. „Und ich dachte, wir sind auf dem besten Weg, Freunde zu werden."
Ich verdrehe die Augen.
„Ist das irgendwie dein Hobby?", fragt Hoseok im Spaß, „Genervt die Augen zu verdrehen?"
Ich grinse schief. „Aber nur, weil dein Hobby ist, sich zu betrinken und dann viel Mist zu labern."
Er lacht und lässt sich wieder nach hinten auf das Bett kippen.
„Ich interessiere mich eben für dich, okay?"

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt