~12 🐾

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Your POV

Okay, beruhig dich.
Komm runter.
Was würde der Neko sagen, wenn er dich so sehen würde? Er würde dich auslachen. Also hör endlich auf zu flennen.
Schließlich habe ich eigentlich keinen Grund dazu.

Oh doch, und wie ich den habe.
Dieses liebenswerte Wesen hat sein Leben förmlich aufgegeben, es ist ihm egal. Wie kann ich es da schaffen, ihn davon zu überzeugen, dass nicht alles so schrecklich ist, wie er es bisher erlebt hat?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann. Also weine ich. Aus Verzweiflung.

Aber jetzt muss Schluss sein. Du hast ihm erzählt, du würdest nur etwas zu Trinken holen. Er fragt sich bestimmt schon, wo du bleibst.

Ich richte mich auf - da ich draußen auf der Treppenstufe vor unserer Tür gesessen habe, um Yoongi das nicht hören zu lassen - und trete wieder ins Haus. Die Haustür schließe ich so leise wie nur möglich, damit der Hybrid nicht mitbekommt, dass ich draußen war.
Ich wische mir übers Gesicht und lasse so die Tränen verschwinden. Dann gehe ich in die Küche und hole zwei Gläser aus dem weißen Schrank mit gläsernen Türen. Aus dem Kühlschrank hole ich eine Wasserflasche und gieße die beiden Gläser voll. Nachdem ich die Flasche wieder zurückgestellt habe, gehe ich zurück ins Wohnzimmer.

Wenn ich noch verheult aussehe, dann ist der Hybrid zumindest so höflich und erwähnt es nicht. Er sitzt auf der Couch, seinen Schwanz in die Luft gestreckt und schaut sich um. Mein Gott. Wie lange kann man denn bitte ein und denselben Raum analysieren?

Ich reiche ihm das Glas, er nimmt es dankend an.
Als ich mich neben ihn auf das Sofa gesetzt habe, hat er es schon halb ausgetrunken. Der arme Kerl muss ja am Verdursten sein... Ich schiebe mein Glas zu ihm herüber und er sieht mich fragend an.
„Trink ruhig", sage ich, „Ich kann auch noch mehr holen." Er blinzelt kurz, dann senkt er den Kopf.
„Danke", murmelt er und stellt sein leeres Glas auf den Couchtisch.

„Es tut mir leid, dass das vorhin so rübergekommen ist, als würde ich dich für einen Lügner halten", sage ich reuig. Ich will das aus der Welt schaffen, immerhin war er ziemlich aufgebracht.
Er nagt an seiner Unterlippe. „Schon vergessen", meint er schulterzuckend.
Ein bisschen hat er auch überreagiert, aber das wird er niemals zugeben. Deswegen gebe ich mich mit seiner Antwort zufrieden.

„Du sollst aber wissen, dass ich das ernst gemeint habe", höre ich ihn sagen. Kurz überlege ich, was er damit meint. Doch dann sagt er: „Ich akzeptiere dich. Aber solltest du irgend eine Scheiße versuchen, wird das hier deine persönliche Hölle, das schwöre ich dir." Ich sehe ihn geschockt an. Ich will ihn fragen, warum er so ist. Aber dann fällt es mir ein. Das waren wir. Menschen wie du und ich. Die haben ihn so werden lassen. Er traut niemanden, hat eine Mauer um sich gebaut, schützt sich dadurch, dass er andere einzuschüchtern versucht. Schon wieder fällt mir das Atmen schwer und mir steigen Tränen in die Augen, aber ich schlucke sie herunter. Nicht schon wieder.

„Was soll ich denn versuchen?", frage ich leise, „Bitte, glaub mir doch, dass ich dir nichts Böses will. Ich hab dir doch wirklich nichts getan... Ich hab dich von dem Typen befreit, ich biete dir ein Zuhause... Du hast doch eigentlich gar keinen Grund, mir zu misstrauen." Seine scharfen Augen mustern mich. „Ich habe aber auch keinen Grund, dir zu vertrauen", murrt er. Ich seufze. „Okay", sage ich, um die Diskussion zu verkürzen, „fassen wir das zusammen: Du hattest grauenhafte Erlebnisse, deswegen vertraust du mir nicht von jetzt auf gleich." Er verdreht die Augen und murmelt: „Ich vertraue niemandem, der ein Mensch ist." Ich ignoriere das aber und rede weiter. „Das ist in Ordnung, Yoongi. Aber du musst wissen, dass das jetzt vorbei ist, okay? Wir tun dir nichts. Wir lassen dich nicht für uns arbeiten oder benutzen dich für Experimente. Im Ernst. Jetzt wird alles gut."
Er faucht leise. Das von einem Menschen zu hören ist irgendwie unwirklich. „Wann und wie alles gut wird, lässt du mich bitte selbst entscheiden", stellt er klar, „das ist mein Leben und ich sage, ob alles gut ist."
Tja... Ich denke, das hab ich wohl selbst verbockt. Das muss auch so etwas gewesen sein, was man ihm schon tausendmal gesagt hat - „Es wird alles gut", „Das ist nur zu deiner eigenen Sicherheit", „Das wird ganz bestimmt nicht wehtun" - und dann ist es wieder genau das Gegenteil gewesen.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt