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Yoongis POV
„Oh mein Gott", schwärmt Jimin nun schon seit geraumen Stunden, „Hast du diese perfekten Grand Jetés gesehen?! Diese Körperspannung, diese Eleganz, die Disziplin..." Er greift sich gerührt ans Herz. „Oh, diese Fouetté", haucht er.

Okay. Zugegebenermaßen schwärmt er nicht seit Stunden, da das Ballett erst seit einer halben Stunde vorbei ist und wir erst seit ein paar Minuten unterwegs zurück zum Auto sind.
Aber es kommt mir so lange vor. Er kriegt sich gar nicht wieder ein.

Einerseits ist das natürlich mehr als positiv. Es hat ihm gefallen. Das ist das Wichtigste.
Seine funkelnden Augen haben mich die gesamte Vorstellung über mehr fasziniert als das Rumgetanze auf der Bühne. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich von dem Stück nur die Hälfte mitbekommen habe. Aber Jimins Blick war viel spannender als diese Aufführung es je hätte sein können. Er hat es durchlebt. Ich habe innerhalb der letzten zwei - oder waren es drei? - Stunden so viel Euphorie, Sehnsucht und Schmerz gesehen, dass mir ganz schwindlig ist. Seine Begeisterung beim Applaus kannte keine Grenzen. Ich denke, dass ich ihm mit diesem Abend wirklich einen Gefallen getan habe. Er fand es gut. Das macht mich zufrieden.

Andererseits mache ich gerade einen schlechten Eindruck.
Ich würde mich ja gern mit ihm freuen und diskutieren, was ich wie toll fand, aber ich hab keinen Schimmer, was Grand Jetés oder Fouetté sein sollen. Er könnte mir hier was vom Pferd erzählen, das höchste meiner französischen Gefühle ist ‚Croissant'. Mehr verstehe ich leider nicht.
Wie viele Pluspunkte verschenke ich gerade, indem ich keine Ahnung von Ballett und dem ganzen Zeug, was dazugehört, habe? Das macht mir schlechte Laune.

„Oh Yoongi", flötet Jimin, immer noch hin und weg, „War das nicht großartig? Die Story, die Tänzer, die Inszenierung... Das waren drei Stunden im Himmel auf Erden!"

Aha, es waren also doch drei Stunden.
Wahnsinn, ich hab drei Stunden lang eine Person angestarrt - und die hat sich nicht mal auf der Bühne befunden.

„Du fandest es also gut?", resümiere ich ganz vorsichtig.
Jiminie lacht herzlich auf und mein Herzschlag beschleunigt sich.
„Gut?", fragt er, „Machst du Witze? Ich habe es geliebt. Es war fantastisch. Ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll. Das hier ist mit Abstand der schönste Abend in meinem gesamten Leben!"

Es ist vielleicht kindisch, aber dieser Satz bringt mich dazu, dümmlich vor mich hin zu grinsen.
Mit Abstand, hat er gesagt. Das heißt übersetzt: nichts, was ihm bisher passiert ist, reicht an diesen Abend heran. Das macht mich schon ein bisschen stolz...

„Das heißt, du kannst jetzt unbesorgt für die Hauptrolle vortanzen?", murmle ich ablenkend, weil ich nicht noch breiter grinsen will.
Jimin strahlt mich an und meine Magengegend beginnt zu kribbeln.
„Ja", sagt er ehrlich, „Das hat mir tatsächlich geholfen. Das sah so anmutig aus... so vollkommen... das will ich auch. Ich weiß jetzt, dass ich es will. Und ich werde alles dafür tun, es zu bekommen."

Mich beschleicht das Gefühl, dass ich den heutigen Abend genau so zusammenfassen kann.
Ich hab eindeutig gemerkt, dass ich in Jimin verliebt bin. Die Eifersucht auf den Kellner; die Freude, dass Jimin dessen Nummer ignoriert hat; die angenehmen Gefühle, als Jimin mich umarmt hat; das Herzklopfen, als er sich im Theater für mich eingesetzt hat; der Fakt, dass ich meine Augen während der Vorstellung nicht von ihm lassen konnte ... ich könnte ewig so weitermachen. Ich weiß nun zu 100%, dass Jimin mir den Kopf verdreht hat. Und Hoseok hat recht behalten. Ich weiß, dass ich in ihn verliebt bin. Und seit heute weiß ich auch, dass ich ihn will. Ich will mich nicht von ihm fern halten. Ich will nicht, dass andere Kerle ihm schöne Augen machen. Ich will ihn nur für mich. Auch, wenn das sehr unrealistisch klingt, aber das Herz will, was das Herz will.
Und genau wie Jimin, der sich nun auf diese Tanzrolle eingeschossen hat, werde auch ich einiges dafür tun, um das bekommen, was ich will; nämlich ihn.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt