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Your POV
Ich fühle mich inzwischen wie eine ruhelose Mutter, die ihr Kind zum ersten Mal in die Ferien ohne Eltern geschickt hat.
Es fühlt sich nach einer Ewigkeit an, seit Hoseok und Yoongi zum Zahnarzt aufgebrochen sind. Es ist bestimmt schon eine Stunde her, dass sie weg sind. Dabei habe ich Hobi doch eingeschärft, er solle mich auf dem Laufenden halten!
Gott, das macht mich verrückt.
Warum bin ich auch so überfürsorglich? Yoongi ist ein erwachsener Mann, er hat sein ganzes Leben ohne jemanden ausgehalten, der ihn bemuttert. Er ist stark und unabhängig und eigensinnig, er kriegt das schon geregelt. Außerdem hat er ja seinen besten Freund an seiner Seite, der ihm hilft.
Trotzdem fühle ich mich auf eine bestimmte Weise für ihn verantwortlich. Ich kann es mir nicht erklären, aber ich wäre jetzt gern bei ihm. Vielleicht hat er, als wir uns das erste Mal begegnet sind, Muttergefühle in mir geweckt, ich weiß es nicht, aber ich will nicht, dass er alleine zum Arzt, zum Einkaufen oder sonst irgendwo hin geht, weil ich nicht will, dass andere ihn blöd anstarren oder sogar anpöbeln.
Aber er ist ja nicht alleine, erinnere ich mich selbst, er hat Hobi. Der passt auf ihn auf.
...und ist unfassbar rücksichtslos gegenüber meiner Nervosität, weil er verflucht nochmal nicht anruft!

In diesem Moment klingelt es an der Tür.

Hä?
Die zwei können unmöglich schon wieder zurück sein. Das wäre dann ziemlich schlecht gelaufen und wir müssten Yoongi doch noch in eine Transportbox locken, um ihn zum Arztbesuch zu zwingen.

Vielleicht die Post, denke ich, als ich zur Tür gehe.

Aber als ich aufmache, begrüßt mich mein Nachbar.
„Hi", sagt Jimin und strahlt mich an, „Wie geht's dir?"
Ich lächle zurück, aber wahrscheinlich nicht so begeistert wie er, schließlich bin ich verrückt vor Sorge.
„Ganz gut", sage ich ausweichend und sein Lächeln wird deutlich weniger, „Und dir?"
Er runzelt leicht die Stirn.
„Nicht mehr so gut, wenn ich merke, dass du lügst", sagt er vorwurfsvoll.
Ich seufze.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht beunruhigen", sage ich, „Aber..."
Soll ich es ihm sagen? Wie viel darf ich ihm beichten? Was ist, wenn er sich dann auch noch Sorgen macht?

„Ist was mit Yoongi?", fragt Jimin geistesgegenwärtig.

Wow, dafür scheint er einen sechsten Sinn zu haben.
Irgendwie ist es süß, dass Jimins Gedanken scheinbar nur um seinen Neko kreisen und er zu jeder Zeit sicher gehen will, dass es ihm gut geht.
Aber irgendwie bringt mich das gerade ganz schön in die Bredouille.

„Gewissermaßen", gebe ich zu.
Ich kann förmlich sehen, wie bei Jimin alle Alarmglocken schrillen.
„Ist was passiert?", fragt er unruhig, „Hat er sich was getan? Ist er etwa im Krankenhaus?! Ist es etwas Schlimmes? Kann man ihm helfen? Darf ich zu ihm fahren?"
Ehe noch mehr Wörter aus ihm heraussprudeln können, ziehe ich ihn erst einmal in unseren Flur, damit wir das nicht wortwörtlich zwischen Tür und Angel besprechen müssen.
„Jimin, tief durchatmen", sage ich schnell, „Er hat sich nichts getan, er ist nicht im Krankenhaus, nur beim Arzt."
Jimins Wangen nehmen einen leicht rötlichen Schimmer an.
„Das ist jetzt peinlich", sagt er kleinlaut.
Ich muss kichern.
„Du bist verliebt. Das ist nicht peinlich, es ist sogar total schön zu sehen, dass du dich um ihn sorgst", erwidere ich. Daraufhin wird Jimin nur noch verlegener.

„Er hatte Zahnschmerzen", erkläre ich, um das Thema zu wechseln, „Er ist mit Hobi zum Arzt gefahren, damit der mal drauf schaut."
Jimins Gesicht sieht plötzlich ziemlich bitter aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
„Ach", sagt er und lächelt gekünstelt.
„Was?", frage ich irritiert. Was soll der säuerliche Ausdruck?
„Nichts", sagt er eiligst, „Ich finde es nur... erstaunlich, dass ihr ihn dazu überreden konntet. Yoongi und Menschen halt. Aber Gott sei Dank hat er ja... Hoseok."
Er verschränkt die Arme vor der Brust und vergräbt seine Fingerspitzen in seinen Oberarmen, aber das unechte Lächeln wird noch grimmiger, als der Name Hoseok fällt.
Wow.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt