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Yoongis POV
„Du wirst es lieben", sagt Jimin, als er die Autotüre auf der Fahrerseite schließt, „Es ist das beste Steakhaus der ganzen Stadt. Ich gehe oft mit meiner Familie dort hin."
Ich sehe ihn ungläubig an.
Bei dem Wort ‚Steakhaus' denke ich immer an zwei Meter große Biker, die tellergroße, saftige Steaks zerfleischen. Wenn ich dabei den Biker durch Jimins kleine Schwester ersetze, muss ich fast anfangen zu lachen.

„Wusste gar nicht, dass du so ein Steak-Fan bist", überspiele ich mein Schmunzeln.
„Machst du Witze?", fragt er und klingt dabei schon fast beleidigt, „Ich bin Sportler, die Proteine sind gut für mich."
Ich kann es mir nicht verkneifen und werfe ihm einen prüfenden Blick zu. Er seufzt und reibt sich peinlich berührt über den Oberarm.
„Und es schmeckt", seufzt er kleinlaut, „Guck nicht so. Ich sehe vielleicht nicht danach aus, aber Fleisch ist ein wichtiges Nahrungsmittel für mich. Man kann nicht ordentlich tanzen ohne genug Muskelmasse und Fleisch hilft, sowas aufzubauen. Und es ist nahrhaft..."

Er fängt an, zu erzählen, wie gut Fleisch doch allgemein für den Körper ist, wenn man es nicht übertreibt und so weiter, bla bla bla...
Ich fühle mich an den Tag zurück versetzt, an dem er mir die Stadt gezeigt hat und ebenfalls nicht aufhören konnte zu reden.
Damals ist mir nicht aufgefallen, wie drahtig er tatsächlich ist.
Dieser kleine, aber geschmeidige Mensch kann von Muskeln reden, weil er auch wirklich Ahnung davon hat.
Mein Blick tastet unauffällig seinen Oberkörper ab. Sein eng anliegendes blaues Shirt offenbart mir einen gut trainierten Body und die kurzen Ärmel bedecken nur notdürftig seine muskulösen Oberarme.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und zwinge mich, ihm wieder ins Gesicht zu sehen, bevor es auffällt, wie ich ihn anstarre.
Zwei Sekunden später wird mir bewusst: Wenn ich unter dem zartblauen Stoff diesen Sportlerkörper ausmachen kann, dann können alle anderen das auch.
Sofort wird meine Laune in die Hölle geschickt. Mein Stimmung ist direkt mies und ich sehe mich verstohlen um, ob irgendwer Jimin falsch anschaut. Und auch spüre ich wieder dieses Stechen in der Magengegend, das ich schon von der Studentenparty kenne, als Jimin sich mit diesem komischen Kerl unterhalten hat. Eifersucht nannte Hoseok das glaube ich, aber pah, daran denke ich gar nicht, dieses Gefühl gehört nicht zu meinem Wortschatz.

„Hörst du mir überhaupt zu?", fragt der Junge neugierig, keine Sekunde später schlägt er sich erschrocken die Hand vor den Mund und meint kleinlaut: „Rede ich schon wieder zu viel?"
Ich seufze.
„Ich dachte, wir haben das schon geklärt", sage ich belustigt, „Einer von uns muss viel reden, weil der andere nicht sehr gesprächig ist."
Jimin verzieht das Gesicht.
„Yoongi", quengelt er mit flehenden Blicken und zupft behutsam am Ärmel des grauen Hemdes über meinen Schultern, „ich will mich aber nicht mit mir selbst unterhalten. Komm schon. Erzähl mit mir."
Ich verdrehe die Augen.
„Du bist so ein nerviges kleines Kind", stichele ich.
Sofort werden seine Wangen feuerrot.
„Ich bin nicht klein!", ruft er empört.
Hoppla. Da ist aber jemand empfindlich.
„Das ist das Einzige, was du mitbekommen hast?", frage ich irritiert, „Ich sagte auch, dass du nervig bist."
Er verschränkt die Arme vor der Brust.
„Du sagtest aber auch, dass du mich für klein hältst", meint er gereizt, „Aber weißt du was? Du bist genauso groß wie ich. Und du bist älter als ich, das heißt, dass ich wenigstens noch Chancen habe zu wachsen."
Sein Lächeln ist gemein. Gehässiger kleiner Giftzwerg.

Ich muss lachen.
Ich kann nicht anders.
Jimin fängt an, mir Kontra zu geben und es ist wundervoll. Und ein wenig amüsierend, weil ich diese Seite von ihm bisher noch nicht so kennengelernt habe.

„Lachst du mich etwa aus?", fragt er verblüfft und lässt vor Überraschung die Arme sinken.
Ich grinse vor mich hin und offenbare so meine spitzen Eckzähne.
„Kleiner", sage ich betont, um ihn nochmal wütend zu erleben und tatsächlich rümpft er die Nase und schnaubt.
„Jimin", korrigiere ich mich, muss aber immer noch grinsen, „Die Art, die du an dir hast, wenn du sauer bist... Es tut mir leid, das ist unglaublich witzig."
Er fährt sich durch sein helles Haar und zieht misstrauisch die Augenbrauen zusammen.
„Was ist daran witzig, wenn ich sauer werde?", hakt er nach, „Wenn ich sauer werde, sollte man aufpassen, was man sagt und mich nicht auslachen."
Ich muss schon wieder lachen.
„Wenn du anfängst, gemeine Kommentare abzufeuern, die man von dir so nicht gewohnt ist, dann kann das schon echt lustig werden. Entschuldige, dass ich gelacht habe. Natürlich bist du unheimlich bedrohlich, wenn du wütend bist."
Jimin prustet. „Na klar", grinst er, „Gib es zu, du hast um dein Leben gefürchtet."
„Definitiv. Vielleicht brauche ich neue Hosen", sage ich trocken und bringe ihn so zum Lachen.
Er stupst mich an der Schulter an und lächelt warm.
„Ich mag es, dass du mich zum Lachen bringen kannst", sagt er leise und ich sehe, dass seine Wangen gerötet sind - aber dieses Mal sicher nicht vor Ärger.
„Und ich mag diese schlagfertige Seite an dir", schmunzle ich, „Die kannst du gern öfter mal mitbringen."
Er senkt verlegen den Kopf und lacht unsicher.
„Nur, wenn du es provozierst", seufzt er.
Ich unterdrücke das Bedürfnis, ihm in die Seite zu pieken und sage nur: „Dann weiß ich ja, was ich in Zukunft zu tun habe."
Jimin hebt ruckartig den Kopf. Er beginnt, mit seinen kleinen Fäusten auf mich einzutrommeln, aber es fühlt sich an wie prasselnde Regentropfen und tut kein bisschen weh.
Mir gelingt es, seine Handgelenke zu packen und ihn ruhig anzusehen, damit er runterkommt. Doch stattdessen kann ich nun seinen Herzschlag noch lauter und hektischer als zuvor hören. Nanu?

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt