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Ich weiß, dass das Schwachsinn ist, aber ich bin trotzdem aufgeregt, dass ich heute meinen Freund sehe.
Ist das kindisch? Sicherlich.
Aber auch berechtigt, weil er heute zum ersten Mal den (männlichen) Neko kennenlernt, der jetzt bei uns wohnt? Ohne Zweifel.

Ich bin sehr erleichtert, dass ich heute nur wenig Kurse habe. Ich kann mich kaum konzentrieren.
Meine Gedanken schweifen immer zum Nachmittag, an dem ich Trevor wiedersehe, wir Zeit verbringen... und Yoongi mit noch einem Menschen konfrontieren.
Gott sei Dank bin ich sonst ein ziemlicher Streber, sodass mich die Profs in Ruhe lassen, als sie merken, dass ich nicht ganz bei der Sache bin. Ich würde mich nicht als Lehrer-Liebling bezeichnen, wer will das schon sein? Aber ich kann von mir behaupten, dass ich zu den meisten Professoren ein gesundes Verhältnis habe. Die verstehen, dass es mal einen Tag gibt, an dem ich nicht so gut drauf bin.
Das heißt... ich bin gut drauf. Aber aufgeregt.

Der Vormittag zieht sich unglaublich in die Länge. Ich hasse es, dass das immer so ist, wenn man Nachmittags was vorhat.

Dauernd muss ich daran denken, wie Yoongi wohl auf Trevor reagiert - und umgekehrt.
Ich hoffe irgendwie, dass Yoongi sich wie bei meinen Eltern total brav und wohlerzogen gibt. Ich wüsste nicht, warum er meinem Freund sein wahres Ich offenbaren sollte. Also denke ich, er wird wieder sein kleines Theaterstück aufführen, von wegen hilfloser, unterwürfiger Diener und so.
Später wird er mir sicherlich erzählen, dass er relativ wenig von meinem Freund hält. Einfach, weil er Yoongi ist und gern miese Laune verbreitet.

Von Trevor erwarte ich eigentlich Akzeptanz. Vielleicht wird er neugierig und fängt an, Fragen zu stellen. Ich hoffe ehrlich, dass er damit wartet, bis Yoongi das nicht mehr mitbekommt. Aber im Grunde wird Trevor angemessen darauf reagieren, da bin ich mir sicher.

Dennoch macht es mich ziemlich nervös und ich stehe unter Strom, als ich am Nachmittag Trevors Auto vorfahren höre.
Als ich von der Uni kam, war keine Spur von Yoongi. Ich vermute einfach mal, dass er schon wieder in seinem Zimmer vor sich hin grübelt - oder, dass er den ganzen Tag sein Bett noch gar nicht verlassen hat.

Schnell stürme ich die Treppe runter.
Noch bevor Trevor klingeln kann, reiße ich de Tür auf.
Der junge, blonde Mann schaut mich verdutzt an, seine Hand schwebt wenige Zentimeter vor der Klingel. Er zieht sie schnell zurück und richtet seine Brille.
„H-hallo", stammelt er überrascht.
Ich begrüße ihn mit meinem strahlendsten Lächeln und kann förmlich sehen, wie alle Anspannung von ihm abfällt. Seine Schultern entspannen sich und er schmunzelt leicht. Er tritt in unser Haus und sofort liege ich in seinem Armen. Ich weiß, wie abgedroschen das klingt, aber seine Nähe tut mir gut.
„Hey, Kleines", murmelt er liebevoll. Ich piekse ihn in die Seite. Dass wir uns kaum hallo gesagt haben und er mich bereits mit meiner Größe beziehungsweise unserem Altersunterschied aufzieht, ist so typisch.
„Du hast mir gefehlt", sage ich und kann seine sanften Hände auf meinem Rücken spüren.
„Zugegeben... du mir auch", erwidert er. Wahrscheinlich ist er feuerrot im Gesicht. Das Gestehen von Gefühlen und romantisches Gehabe sind sonst gar nicht sein Ding. Dass er mich umarmt und mir sagt, er hätte mich vermisst, bedeutet schon eine Menge.

Ich löse mich schweren Herzens von ihm, als er seinen Mantel auszieht.
„Wie war dein Tag?", erkundige ich mich und hänge seinen Mantel - altmodisch das Teil, aber so ist er nun einmal - an die Garderobe.
„Recht gut", sagt er höflich, „Ich hatte ein neues Manuskript zu bearbeiten und zur Abwechslung war es wirklich mal spannend. Allerdings war die Kaffeemaschine kaputt, das war ziemlich frustrierend. Wie war dein Tag?"
Ich nehme seine Hand und ziehe ihn mit mir durchs Esszimmer in die Küche. Irritiert folgt er mir.
„Ich musste die ganze Zeit an dich denken", sage ich grinsend, „Die Profs müssen glauben, bei uns ist wer weiß was passiert, dass ich so abwesend war."
Trevor lacht leise. „Demnächst bekommst du sicher Beileids-Karten, wenn das so weitergeht. Du musst ja wirklich Sehnsucht gehabt haben...! Sag mal, was wird das hier eigentlich?"
Ich unterbreche mein Herumwirbeln in der Küche und drehe mich zu ihm um. „Das nennt man: Kaffee machen."
Er mustert mich eine Sekunde verwirrt, dann lächelt er. „Wie zuvorkommend", murmelt er und ich sehe den rosa Schimmer der Verlegenheit über seine Wangen huschen, „Du machst Kaffee, extra für mich?"
Ich nicke, da ich keinen Kaffee trinke. „Ich kann ja nicht zulassen, dass du einen ganzen Tag ohne dein Lebenselixier aushalten musst. Was wäre ich denn für eine schreckliche Freundin?"
Er lacht. „Nur, weil ich ein Bürohengst bin, heißt das nicht, dass Kaffee mein Lebenselixier ist", meint er belustigt.
„Ich kenne dich", seufze ich, „Es ist so, du Hengst...!"
Meinen Kommentar überhört er geflissentlich.
„Danke auf jeden Fall, du bist ein Engel", meint er ausweichend.
Ich grinse. „Ich weiß. Erzähl mir etwas. Vielleicht von der Arbeit. Schließlich haben wir uns eine halbe Ewigkeit nicht gesehen."

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt