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Yoongis POV
Es ist schon ziemlich spät, wahrscheinlich nach Mitternacht, als ich wie besoffen vor Glück das Haus betrete, in dem ich wohne.
Um die Erwachsenen brauche ich mir keine Sorgen zu machen, die sind ausgeflogen. Ein kleiner Wochenendausflug wurde mir erklärt, als Geschenk zu einem ganz besonderen Tag für die beiden... ich kann mich dunkel dran erinnern, dass mir auch gesagt wurde, wie der Kram hieß, irgendwas mit Edelmetallen glaube ich, aber sicher bin ich mir nicht mehr. Kannte ich vorher nicht, soll mir auch egal sein. Solange sie nicht da sind, muss ich mich nicht verstellen.
Das Menschenmädchen ist wahrscheinlich eh noch wach, also muss ich auch nicht unbedingt durchs Haus schleichen.
Im Gegenteil. Ich habe das Bedürfnis, ihr mitteilen zu wollen, was für einen geilen Abend ich hatte und dass sie von Anfang an Recht hatte und dass Jimin jetzt mein Freund ist.
Ich weiß nicht, warum ich ausgerechnet ihr ausgerechnet das ausgerechnet jetzt erzählen will, aber sie hat das ja so ziemlich vorausgesehen und ich fände es unfair, wenn ich es ihr nicht sagen würde.
Vielleicht will ich aber auch nur einer möglichst großen Anzahl von Menschen unter die Nase reiben, wie überglücklich ich gerade bin. Das vielleicht eher. Menschen recht zu geben klingt nämlich so gar nicht nach meinem Wesen.

Gut gelaunt tänzele ich die Treppenstufen hoch, mit den Gedanke bin ich bei Jimin.
Natürlich. Wo sonst?
Er wollte mich erst hier absetzen und dann selbst nach Hause fahren, aber ich habe es ihm ausreden können. Die zwei Meter zum Nachbarhaus schaffe ich zu Fuß - auch wenn es schwer fällt, mir das zu glauben. Da muss er mich nicht extra nach Hause fahren.
Das hat mir natürlich die Möglichkeit eröffnet, ihn ganz gentlemanlike zur Haustür zu führen, Arm in Arm, um ihn gebührend zu verabschieden. Küsse, die man als Paar teilt, sind viel schöner als normale Küsse. Zumindest kommt es mir so vor. Es fühlt sich einfach besser an. Vertrauter, süßer, enger - obwohl sich doch eigentlich so rein gar nichts geändert hat, außer unser Beziehungsstatus.
Jimin hat es übrigens nochmal gesagt. Die Worte. Diese drei wunderschönen Worte. Hört es jemals auf, sich so anzufühlen, als würde mein Herz übersprudeln, wenn er das tut? Ich hoffe mal ganz stark nicht. Das ist das schönste Gefühl, das mein Körper jemals hatte.
Wir wollten uns überhaupt nicht voneinander trennen. Und ja, verdammt, ich weiß, wie kitschig das klingt. Das ist ja sonst so gar nicht meine Art. Aber Jimin legt halt bei mir alle Schalter um. Und jetzt, wo ich ohne ihn bin, weiß ich wieder, warum ich nicht wollte, dass er geht.
Ich muss ihn anhauen, mir mehr Bilder von sich zu schicken. Das funktioniert nämlich sehr gut mit diesen Handy-Teilen. Du kannst nicht nur Bilder machen, du kannst sie auch anderen Leuten zeigen, ohne bei denen sein zu müssen. Finde ich cool - besonders, wenn ich daran denke, dass mein süßer Mensch mir jeden Tag Fotos von sich schicken könnte.
...oder wäre das kontraproduktiv, weil meine Sehnsucht dann nur noch größer werden würde? Nur Fotos zu sehen statt ihn tatsächlich berühren zu können wäre auf Dauer selbstverständlich keine Lösung. Ich brauche ihn im realen Leben. Und er mich auch - das weiß ich jetzt, sogar mit Sicherheit.

Man, ich hatte echt Bammel. Obwohl ich doch tief drin in mir wusste, dass er nicht nein sagt. Scheiß selbstmanipulierende kleine Kackstimme in meinem Unterbewusstsein. Jimin kannst du mir jetzt nicht mehr schlecht machen. Er gehört mir, ganz von sich aus und liebend gern. So!

Ich bin vor der Tür des Menschenmädchens angekommen.
Weil es doch schon ein wenig spät ist, lege ich zuerst mein Ohr vorsichtig ans Holz und lausche, ob ich sie höre. Vielleicht schläft sie ja doch schon. Oder sie ist ausgegangen, zu ihrem Bürohengst oder Freunden, die sie vielleicht oder vielleicht auch nicht hat.
Aber von drinnen höre ich eindeutig Geräusche, irgendwie Rascheln und Atmen, kurz ihre gedämpfte Stimme. Da ist nochwas, was mich irritiert, aber ich kann nicht sagen, was es ist. Das hält mich allerdings nicht davon ab, endlich mein Ohr von der Tür zu nehmen und anzuklopfen.

„Heyy", rufe ich, „Ich bin's. Können wir kurz...? Äh, kann ich kurz reinkommen? Ich würd gern was mit dir bequatschen."

Ich kann es mir einbilden, aber auf der anderen Seite der Tür wird es sofort totenstill.
Okay?
Ansonsten passiert nichts.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt