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Yoongis POV      (Vorwarnung: ziemlich negative, anstößige Formulierungen)
Ich verschlucke mich an den Nudeln und muss husten.

Jimin - er tut was!?

Der Junge klopft mir vorsichtig auf den Rücken, weil ich mittlerweile von einem richtigen Hustenanfall geschüttelt werde. Er sieht besorgt aus.
„Hey", meint er leise, „Tut mir leid... Ich wollte nicht, dass dich das so aus der Bahn wirft." Er senkt verlegen den Blick.

Ich huste ein letztes Mal und räuspere mich dann.
„Das heißt, du...? Du stehst auf Kerle? So richtig?"
Jimin betrachtet mich ruhig. „Ja, Yoongi, ich bin schwul."

Das gibt es nicht. Das ist unfassbar.

Ich sollte ihn so weit von mir weg wünschen, wie es nur geht. Männer, die auf Männer stehen, waren für mich immer die Schlimmsten.
Frauen gingen einigermaßen klar, oftmals wollten sie mich gar nicht missbrauchen, sie brauchten nur jemanden, der sie befriedigte und kein Wort darüber verlor. Frauen waren einfacher. Meine Erfahrungen zeigen, dass Frauen mit Sex-Sklaven anders umgehen. Behutsamer. Nachsichtiger. Genügsamer.
Männer sind da anders.
Ich musste Dinge tun, die ich nie tun wollte.
Männer, die eindeutig hetero waren, haben sich von mir einen runterholen lassen. Das war etwas alltägliches. Sie wollten nicht mit mir schlafen, das hätte sie zu Schwuchteln gemacht. Ohne Witz - genau das hat mir ein Mann mal so gesagt. Das ist zwar Blödsinn, aber es hat mich gefreut, dass ich so glimpflich davonkam.
Aber Homosexuelle waren mein Untergang.
Wenn ich bei normalen Männern noch Glück hatte, dass ich sie nur zu berühren brauchte, war es noch erträglich.
Aber Männer, die auf Männer stehen, haben sich immer richtig an mir ausgetobt. Warum auch nicht? Ich war ihr Beuteschema. Sie brauchten keine Angst haben, schwul zu werden, weil sie es schon waren. Die hatten nichts zu verlieren.
Und was heißt das für rechtlose Hybriden? Exakt. Das volle Programm. Ich musste sie nicht nur anfassen, es kam auch vor, dass ich Blow Jobs geben musste oder dass ich voll und ganz ausgenutzt wurde, dass sie es mit mir trieben wie Tiere. Ich wurde so oft misshandelt, dass ich einfach aufgehört habe zu zählen. Am meisten von Homosexuellen.
Sie waren männlich, ich war männlich - das hat gereicht. Gereicht, um mir eine regelrechte Homophobie aufzuzwingen. Ich verbinde Schwulsein mit den schlimmsten Momenten meines Lebens. Mit Schmerz und Demütigung und Missbrauch.

Und trotzdem...

Trotzdem ist es mir egal, dass Jimin so ist.
Genauso wenig, wie es mich stört, dass er einen Hund hat, obwohl ich Hunde hasse.
Genauso egal ist es mir, dass Jimin zu der Gruppe Menschen gehören soll, die mir so fürchterliche Dinge angetan haben.

Tief in meinem Inneren kann ich etwas spüren.
Dieses Gefühl will dagegen angehen, dass ich behaupte, es sei mir egal.
Aber ich lasse es nicht.
Ich stopfe es ganz tief in mich hinein und stelle mir vor, wie 100 Kettensägen es zerschreddern.
Ich habe von mir selbst erwartet, dass ich alle Gays hasse. Dass ich auch Jimin hassen müsste. Dass er mich anekelt, dass ich in seiner Anwesenheit Panik bekomme, dass ich nicht mit ihm allein sein will, dass ich ihn verabscheue.
Dem ist nicht so.
Es ist mir einfach gleichgültig.
Gleichgültigkeit kann ich noch mit mir vereinbaren.
Das Gefühl, das sich urplötzlich in mir ausbreiten wollte, nicht.
Hoffnung sollte ich nicht spüren. Ich sollte alles fühlen, aber keine Hoffnung.

„Oh man", seufzt Jimin neben mir verlegen, „Wenn ich gewusst hätte, dass dich das so schockiert, hätte ich definitiv noch gewartet, bis ich's dir erzählt hätte."

Ich weiß nicht, was ich tun oder wie ich reagieren soll.
Ich bin wie gelähmt.
Jimin ist homosexuell, er steht auf Männer.
Ich bin eigentlich geradezu entsetzt, weil ich ein Trauma habe. Schwule Männer haben sich so oft an mir vergangen, wie es nur ging. Ich musste Sachen machen, auf die ich nicht stolz bin. Ich verabscheue solche Menschen.
Eigentlich.
Denn bei Jimin spielt es für mich keine Rolle.
Ich sollte auch ihn verabscheuen. Aber ich kann es nicht. Ich sehe in ihm immer noch den Menschen, mit dem ich allein Zeit verbringe und der mir noch nicht an die Wäsche gegangen ist, obwohl er schon zig Möglichkeiten dazu hatte. Ich sehe in ihm immer noch den, der er vor seinem Geständnis war. Freundlich und hübsch und umsichtig. Dabei sollte ich einfach aufstehen und gehen. Nicht nur, dass er ein Mensch ist, er ist auch noch gay.
Stattdessen aber ist in mir ein Gefühl wach geworden, das ich absolut nicht haben sollte. Ich habe positive Emotionen. Als würde mich das freuen. Mein Bauch fühlt sich an, als hätte ich aus Versehen eine Glühbirne verschluckt, die nun in mir leuchtet und ihre Wärme ausstrahlt. Etwas in mir macht sich Hoffnung. Ich weiß nicht worauf, aber wenn es im Zusammenhang mit Jimins Beichte steht, dann ist es durch und durch unangebracht.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt