Mir bleibt erst einmal geschockt der Atem weg. Der hat sich Luft gemacht. Aber Halleluja.
Ich hoffe inständig, dass die Standpauke endlich vorbei ist. Es zerreißt meine Seele, dass er so denkt. Alle Menschen seien bösartig und gemein und man könne keinem von ihnen trauen...
Ich weiß, ich habe mir vorgenommen, die Mauer, die er um sich aufgebaut hat, einzureißen und ihm wieder Hoffnung, Lebensdurst und Freude zu schenken. Allerdings würde ich das nach dieser aufgebrachten Rede eher in die Kategorie „Schwerer-Als-Gedacht" einordnen.„Schon klar", murmle ich, als er mich abwartend ansieht, „Du magst Menschen nicht, weil sie dich schlecht behandelt haben." Er verdreht die Augen, lässt es aber so stehen. Als er sich umdreht und weiter auf Entdeckungstour gehen will, sage ich leise: „Aber das heißt nicht, dass wirklich alle Menschen so sind."
Er fährt zu mir herum und sieht mich herablassend an. „Ach komm", sagt er, „Als wenn du mir jetzt erzählen willst, dass ausgerechnet du nicht so bist. Oder deine Eltern. Oder der Sohn des Hundes deines Nachbarn. Ich scheiß drauf, verstanden? Is mir egal, wie reich oder heilig ihr alle seid. Für mich zählt, dass ihr Menschen seid und es in eurer Natur liegt, Dinge, die ihr nicht kennt, zu verurteilen."Ich kann nur frustriert seufzen. „Also wenn du mit der Einstellung bereits an alles herangehst, dann kann ich dir ehrlich gesagt auch nicht weiterhelfen." Er sieht mich verächtlich an. „Mir muss nicht geholfen werden", spuckt er aus, „das hatten wir doch bereits. Ich weiß mir selbst ganz gut zu helfen." Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Ach ja", murmle ich, „die Theateraufführung..." Er grinst nur als Antwort und schleicht weiterhin im Zimmer umher.
„War denn das alles gelogen?", frage ich, „Du kommst gar nicht aus Südkorea? Du hattest keine schlimme Kindheit und wurdest für Experimente missbraucht? Wurdest du überhaupt so oft verkauft, wie du gesagt hast? Was bitteschön stimmt an deiner sentimentalen Geschichte eigentlich wirklich?"
Ehe ich mich's versehe, steht er schon wieder unmittelbar vor mir und beugt sich gefährlich nah über mich. Er mag vielleicht genauso groß sein wie ich selbst, aber wenn er sich vor dir aufbaut und du keinen Fluchtweg hast, dann scheint selbst diese Körpergröße bedrohlich. „Wenn du gerade damit sagen wolltest, dass du mich für einen Lügner hältst", knurrt er böse, „dann kannst du dich auf etwas gefasst machen. Wenn ich will, kann ich dir das Leben zur Hölle machen, Kleine." Ich drücke mich tiefer in die Couchpolster. „N-nein", sage ich empört, „das wollte ich bestimmt nicht damit sagen!" Er tritt einen Schritt zurück und ich bekomme wieder Luft. „Besser für dich", spuckt er aus.Er beobachtet skeptisch den Kamin und schleicht um den Hocker herum, der davor steht. Ich habe so das Gefühl, dass er diesen Platz ziemlich nett findet und ich ihn dort öfters sitzen sehen werde, besonders wenn es irgendwann Winter wird. Katzen und Wärme..., denke ich.
Er ist keine Katze, mahne ich mich selbst, Er ist ein Neko.
Aber er ist arrogant und selbstbewusst wie eine Katze, schießt es mir in den Kopf, ohne dass ich es verhindern kann.
Er ist nicht arrogant, versuche ich, ihn vor mir selbst zu verteidigen, nur verletzt.
Pff. Ja genau...!
Ich kann nicht mal mich selbst von diesem Gedanken überzeugen. Das wird ein ganzes Stück Arbeit. Ich möchte, dass er mir irgendwann vertraut. Er soll nicht komplett den Glauben an die Menschheit verlieren.„Und nein", unterbricht er plötzlich meine Gedanken, „natürlich war das nicht gelogen. Warum sollte ich mir so etwas ausdenken?" Ich sehe ihn erstaunt an, aber er steht mit dem Rücken zu mir. Ich hatte nicht erwartet, dass er mir noch antwortet.
„Ich komme aus Sükorea, ich wurde für Experimente benutzt und ja, ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft ich weitergereicht wurde. Das einzige, was wirklich fake war, waren die Schluchzer und scheinbaren Emotionen. Diese Geschichte lässt mich nämlich inzwischen kalt. Zufrieden?"Ich bringe kein Wort heraus. Oh man... Wenn diese Geschichte tatsächlich stimmt, dann hat er allen Grund, Menschen nicht zu trauen. Aber wenn er sagt, dass ihm seine Lebensgeschichte nichts mehr bedeutet, dass ihn kalt lässt, was passiert ist, dann könnte es vielleicht schon zu spät sein. Dann haben die ganzen schrecklichen Dinge ein emotionsloses Wrack aus ihm werden lassen. Und niemand auf der Welt könnte daran etwas ändern, schon gar nicht ich.
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Meow! [Yoonmin/Sope]
FanfictionDu entdeckst eines Tages ein dir unbekanntes Wesen; eine Mischung aus Mensch und Katze. Da du ihn aus einer misslichen Lage befreit hast, willst du diesen Hybriden aufpäppeln (und vielleicht auch ein bisschen besser kennenlernen) und nimmst ihn mit...