Ich hatte es dunkler erwartet - natürlich, wenn die Fenster von außen mit Holz zugenagelt sind. Aber einige Beamten haben bereits riesige Flutlichter aufgestellt, die den ganzen Raum erhellen. So sehe ich besser als vorhin. Aber bin ich mir wirklich sicher, dass ich das überhaupt will...?
Der Raum ist etwa so groß wie eine Supermarkthalle. Die Wände bestehen aus blankem Stein und sind so hoch, dass ich das Dach nicht sehen kann, aber ich wette, es ist genauso heruntergekommen wie der Rest des Gebäudes. An manchen Stellen bröckelt die Wand, stellenweise fehlen Stücke und der Wind pfeift durch die Löcher. Es ist furchtbar kalt, mir fröstelt. Der nette Polizist, der neben mir hergeht, wirft mir einen prüfenden Blick zu. Ich versuche, normal zu reagieren und lächle ihm verhalten zu. Er runzelt die Stirn, doch ich gehe weiter, um ihn nicht zu beunruhigen. Ich will nicht mit einem Fremden darüber reden, was für ein unbehagliches Gefühl dieser Ort in mir auslöst.
Plötzlich bemerke ich: Es ist deutlich ruhiger. Ich höre kein Winseln, kein Knurren, kein qualvolles animalisches Wimmern mehr. Es ist totenstill. Unheimlich. Die Bretter vor den Fenstern und die ganzen Polizisten, die wie aus einem Krimi entsprungen hier herumstehen, bestärken dieses gruselige Bild nur noch. Erneut läuft mir ein eiskalter Schauder die Wirbelsäule hinab. Mein Kopf dröhnt, er ist erfüllt von nur einem Gedanken: Ich will hier nicht sein...
Alle Käfige, die hier immer noch wie vorhin eng gestapelt stehen, sind bereits leer. Wow, alle Tiere sind weg. Das ging schnell dafür, dass es eine ganze Menge waren. Ich hoffe nur, sie wurden gut behandelt. Gerade jetzt, wo sie so verängstigt sind und keine Ahnung haben, was los ist. Ich sehe mich vorsichtig um. Es sind nur Polizisten anwesend, und in die, die mich freundlich anlächeln, habe ich Vertrauen. Es wird schon alles gut gegangen sein. Diese Leute wissen, was sie tun. Ich muss die ganze Zeit an Rocky, den obdachlosen Hund, denken. Ob es ihm wohl gut geht?
Mein Blick schweift durch den Raum. Einige der Käfige sind schon verrostet und verbeult. An dem da hinten klebt... Blut!? Ist das Blut!? Scheiße... Was hat dieser Irre den Tieren hier angetan!? Warum ist da Blut???
Mein Herz pocht schwerfällig in meiner Brust, ich fühle mich traurig und leer. Was, wenn ich zu spät gekommen bin? Wenn trotzdem Tiere gestorben sind? Wenn alles umsonst war und der Mann trotzdem ganze Arbeit geleistet hat? Wenn viele Tiere trotzdem ihr Leben lassen mussten oder an Menschen geraten sind, die sie noch schlechter behandeln...?Der nette Polizist, der mich begleitet hat, unterhält sich gerade mit einem seiner Kollegen, aber als er bemerkt, dass ich stehen geblieben bin und in die Leere starre, unterbricht er sein Gespräch kurzerhand und tritt neben mich. Ich bekomme das allerdings nicht mit; der Gedanke daran, was wohl in diesem blutverschmierten Käfig passiert ist, quält mich zu sehr.
„Hey... Ist alles okay?", fragt er ruhig. Ich nicke nur schweigend, was ihn scheinbar stutzig macht und so folgt er meinem Blick. Als er sieht, was ich sehe, beißt er sich auf seine Unterlippe. „Hm...", murmelt er niedergeschlagen und fasst mich leicht an den Schultern. Ich zucke zusammen, weil ich ihn jetzt erst bemerke. Er zieht mich sanft mit sich, weg von dem Blut, weg von den Käfigen, weg von dem Leid...„Denken Sie nicht daran", schlägt er vor, als hätte er meine Gedanken gelesen, und lächelt ermutigend, „Er hat angegeben, er hätte genau 144 Tiere. Und genau 144 haben meine Kollegen hier rausgetragen. Machen Sie sich keine Sorgen." Das Frettchen könnte die Beamten angelogen haben. Oder der Polizist lügt, um mich zu beruhigen. Ich sehe ihn unsicher an. „Aber..." - „Nein", unterbricht er mich ruhig, „Sie haben getan, was Sie konnten und das war sehr beeindruckend. Ich kenne nicht viele, die sich so etwas trauen würden. Mein Gott, welche Schülerin kann schon von sich behaupten, sie hätte eine Razzia verursacht und einen illegalen Tierhandel platzen lassen?" Er schüttelt ungläubig den Kopf, als ich immer noch nicht sonderlich überzeugt aussehe. „Aber das Blut...", murmle ich. Er sieht mir intensiv in die Augen. „Das kann genauso gut von einem Menschen stammen. Wer weiß, vielleicht hat ja der Affe, der darin saß, den Mistkerl zu packen gekriegt und ihm eine schöne Platzwunde am Hinterkopf zugefügt." Bei dem Gedanken muss ich grinsen. Er hätte es verdient.
„Danke", sage ich leise und der Polizist lächelt. „Kein Ding. Es ist viel schöner, wenn Sie fröhlich sind. Das steht Ihnen mehr." Er zwinkert mir zu und ich werde rot. War das ein Flirt?! Himmel, ich bin so ungeschickt...! Ich kann nichts anderes tun, als ihn nur verlegen anzulächeln. Ihn stört das aber nicht in seiner Fröhlichkeit und er grinst entspannt zurück.
„Hey. Was halten Sie davon, wenn wir jetzt zusehen, dass wir hier rauskommen und dann fahre ich Sie im Polizeiwagen nach Hause. Mit Blaulicht." Ich muss lachen. „Das wäre ausgesprochen lieb von Ihnen - aber meine Eltern würden mich köpfen...!" Er lacht auch. „Oh je, tut mir leid. Stimmt, das könnte vielleicht komisch rüberkommen." Ich kichere. „Ein bisschen. Außerdem würde mein Auto dann hier die Nacht verbringen und obwohl der Tierquäler ja in Haft ist, vertraue ich dieser Gegend nicht so sehr, als dass ich ihr mein Auto überlassen würde." Er lächelt peinlich berührt. „Ja... Sie haben Recht. War eine blöde Idee. Aber ich will Sie hier nicht so niedergeschlagen stehen lassen. Zum einen, weil Sie uns hier enorm geholfen haben und zum andern, weil Sie einfach ungemein sympathisch sind." Er grinst und ich weiß, dass er immer noch den Spruch im Hinterkopf hat, dem ich dem Verbrecher an den Kopf geworfen habe, kurz bevor er abgeführt wurde.
„Wissen Sie was? Ich fänd's schön, wenn Sie mich benachrichtigen, sobald Sie mal meine Hilfe bei irgendeinem Fall gebrauchen könnten. Vorzugsweise kümmere ich mich um arme Tiere, aber wenn's da gerade nichts gibt, gebe ich mich auch damit zufrieden, den bösen Jungs einfach eine Lektion zu erteilen." Das ist ein guter Vorschlag, finde ich. Sobald ich meine Prüfungen beendet habe, werde ich vor Langeweile umkommen. So groß ist die Stadt nicht, als dass ich jeden Tag irgendwelche Tierquäler hochgehen lassen könnte. Und so würde ich mich nützlich machen und dabei vielleicht auch noch Spaß haben. Win-Win also. Der Polizist schaut erst ungläubig, dann lacht er auf. „Es wäre mir Ehre", sagt er belustigt. Ich grinse. Das nehme ich mal als Ja.
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Meow! [Yoonmin/Sope]
FanfictionDu entdeckst eines Tages ein dir unbekanntes Wesen; eine Mischung aus Mensch und Katze. Da du ihn aus einer misslichen Lage befreit hast, willst du diesen Hybriden aufpäppeln (und vielleicht auch ein bisschen besser kennenlernen) und nimmst ihn mit...