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Yoongis POV
Oh, guck mich ja nicht so an! Du wusstest, dass ich Hobi für diesen Theaterschwachsinn ausnutzen würde.
Und nein, es ist nicht verwerflich, weil er irgendwie mein Kumpel ist.
Ich hab es halt nicht anders gelernt. Wenn du aufwächst in dem Wissen, dass du der Dienende sein sollst, dann wirst du entweder unterwürfig oder hinterlistig. Bei mir war es Gott sei Dank Letzteres. Ich hab es mir angeeignet, Personen dahingehend zu beeinflussen, dass ich sie ein wenig ausnutzen kann, ohne, dass sie es zwingend merken. Und wenn Hobi mir diesen einen kleinen Gefallen tut und seiner Tanz-AG vorschlägt, bei Schwanensee doch auf eine moderne Inszenierung mit vertauschten Geschlechterrollen zu setzen, dann tut er damit der ganzen Aufführung etwas Gutes. Also bin ich hier theoretisch nicht der Böse, sondern ein Wohltäter.

In Gedanken sehe ich Jimin erst in weißen, dann in schwarzen Klamotten - locker und unspektakulär, aber vielleicht ein wenig durchsichtig? - über die Bühne schweben.
Bei dem Gedanken daran, ihn in Kleidung zu sehen, welche meine Blicke durchlässt und mir mehr Details seines perfekten Körpers offenbart, werde ich ganz aufgeregt. Gott, was würde ich dafür geben...
Dann trifft mich die Erkenntnis, dass bei einer öffentlichen Veranstaltung das zu einem Problem werden kann. Denn wenn ich durch seine Klamotten sehen kann, dann können alle anderen es auch. Und das geht gar nicht.
Also muss ich mich damit begnügen, ihn tanzen zu sehen.
Und allein das stimmt mich wieder mehr als glücklich.

Ich habe es bisher nur einmal gesehen, wie er die Tanzfläche für sich einnimmt. Aber es hat mich umgehauen.
Vielleicht lag es auch ein wenig am Alkohol damals auf der Verbindungsparty, aber verdammt, Jimin ist einfach göttlich, in allem was er tut.
Seine Beweglichkeit, wie gelenkig er ist, wie elegant...
Fuck, ich hör mich an wie ein Groupie, aber ich liebe es, wie er sich bewegt. Wie er Geschichten mit seinem Körper erzählt. Wie er tanzt.
Und dass man in jedem seiner Schritte diese Anmut nachverfolgen kann, auch wenn er normal geht, ist einfach beeindruckend. Er ist der geborene Tänzer. Und er gehört auf diese Bühne. Als Schwan. Nur als Schwan.

Wenn ich daran denke, dass er sich mit der Prinzenrolle zufrieden geben würde, dann zieht sich mein Inneres zusammen. Er ist so gut, er hat so ein Talent. Und trotzdem will er sich nicht dafür einsetzen, es zu zeigen.
Er hat sich so dagegen gesträubt, meinen Vorschlag von den vertauschten Geschlechterrollen einzubringen, obwohl ich genau gesehen habe, wie es ihm gefiel, daran zu denken, den Schwan zu tanzen.
Er ist einfach hoffnungslos.
Da ist es doch nur gerecht, wenn Hobi und ich ihm unter die Arme greifen, richtig?

Ach...
Es dreht sich in meinem Kopf schon wieder alles nur um ihn.
Wie kann es sein, dass er mich dermaßen in den Bann gezogen hat, dass ich an ihn denke, obwohl ich ihn gleich sehen werde?

Jaa, er kommt mich besuchen.
Heute.
Bald.
Gleich.

Ich sitze auf meinem Bett und warte darauf, dass es klingelt.
Und nun, da ich meine Gedanken etwas von ihm und seinem bezaubernden Wesen ablenken will, versuche ich, mich an die Tipps zu erinnern, die Hoseok mir gegeben hat.

Ich soll ihm Komplimente machen.
Das werde ich wohl hinkriegen, immerhin sieht er immer himmlisch aus und ist auch sonst ein verfluchter Engel. Das wird mir kaum schwer fallen.

Ihm in die Augen zu schauen und ihm zuzuhören, manchmal zu lächeln - auch darin sehe ich kein Problem.

Tatsächlich finde ich, dass ich die größten Schwierigkeiten mit dem Körperkontakt haben werde.
Klar ist es Jimin, von dem wir hier reden.
Er ist süß und zutraulich, er ist liebesbedürftig und anhänglich. Er ist vor allem atemberaubend und wunderschön. Und er ist der Junge, der in mir eine gewisse Sehnsucht nach Nähe geweckt hat.
Um ehrlich zu sein, seitdem wir uns geküsst haben, muss ich ständig daran denken. Ich höre immer noch seine Geräusche, fühle immer noch seine warme, kleine Hand auf meinem Oberschenkel. Und ich sehne mich danach, dass das wiederholt wird. Etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte. Dementsprechend sollte es mir nicht schwerfallen, ihn so oft wie möglich zu berühren; ein Teil von mir brennt darauf.
Allerdings bin ich ein gebranntes Kind.
Allein wie er bei dem Kuss seine Hand in meine Schulter gekrallt hat, hat mich mental in eine Zeit zurückgeworfen, in der ich von jeglichen Menschen benutzt und beschmutzt wurde. Allein diese Berührung hat ausgereicht, um mich von dem Gedanken zu distanzieren, jemals wieder einem Menschen so ausgeliefert zu sein. Und wenn ich ihm durch Berührungen zu verstehen gebe, dass ich ihm nahe sein möchte, wird er es sicherlich erwidern - und vielleicht irgendwann mehr wollen. Das überlebe ich nicht. Ich will das unter keinen Umständen. Es darf niemals wieder so weit kommen.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt