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Yoongis POV
Es gibt nicht viele Leute, von denen ich erwarte, dass sie mich besuchen.
Genau genommen gibt es nur zwei Menschen, denen ich das zutrauen würde.
Jimin und Hobi.

Als meine Füße die Treppenstufen berühren, schießen mir unangenehme Bilder von gestern Abend in den Kopf.
Ich hab fast gesabbert, als ich Jimin gesehen habe. Ich habe ihn halb gestalkt. Er hat mich mit Hobi abhauen gesehen und später, als er mit mir tanzen wollte, hat Hobi sich zwischen uns gestellt, als würde er jetzt zu mir gehören. Und anstatt etwas zu erklären oder sogar richtig zu stellen, bin ich einfach abgehauen.
Wie peinlich.
Ich hoffe inständig, dass nicht Jimin vor der Tür steht.
Oh Gott, den kann ich ja nun wirklich nicht gebrauchen.
Ich stelle mir vor, wie wir uns gegenüber stehen und uns anschweigen. Ich kann seinen vorwurfsvollen Blick schon sehen, der mich anklagt, ihn hintergangen zu haben.

Ich bete für Hoseok.
Dass er kommt und mit mir redet, dass ich mich bei ihm über irgendwas beschweren kann und ihm vorheulen kann, wie schwer und ungerecht das Leben ist. Ich will, dass er mich bedauert, weil ich mich ungewollt verliebt habe und absolut nichts damit anfangen kann. Ich will, dass er mir sagt, dass alles wieder gut wird und dass er mir beisteht.
Ihm würde ich das glauben.

Aber in dem Moment, in dem ich die Tür öffne, wird mir bewusst, dass Hobi keine Ahnung hat, wo ich überhaupt wohne. Meine Hoffnung schwindet.
Sie stirbt, als ich die Tür geöffnet habe.

Jimin steht vor mir.

Ich muss schlucken. Er sieht schon wieder so gut aus.
Zuhause mache ich mir nichts aus meinem Aussehen, ich laufe so zerschlissen und heruntergekommen herum wie eh und je, wie in Zeiten meiner Versklavung.
Und er sieht mal wieder aus wie ein Engel.
Seine Haare sind noch blond gefärbt, es raubt mir immer noch den Atem. Er trägt lange, dunkle Hosen, die sich an seine Hüften schmiegen. Seinen Oberkörper bedeckt ein lockeres, graues T-Shirt. Er fährt sich durchs Haar und lächelt mich an. Seine Augen werden dabei schmal und ich hoffe, dass er so nicht sehen kann, wie meine Knie weich werden.

„Hey", sagt er und hebt etwas unbeholfen die Hand.
„Hi", bringe ich überfordert heraus.

Was will er hier?, schießen die Fragen in meinen Kopf, Warum ist er gekommen?

Er reibt sich verlegen den Nacken.
„Ich wollte dich sehen", sagt er, als hätte ich die Fragen laut ausgesprochen, „Wir haben gestern nicht reden können."
Ich spüre, wie meine Wangen heiß werden, bei dem Gedanken daran, dass ich die Worte in meinem Kopf unkontrolliert nach draußen befördert habe und dass Jimin sie auch noch gehört hat.
Schnell drehe ich mich von der Tür weg und mache eine ungelenke Geste.
„Komm doch rein", sage ich nach einem unsicheren Räuspern und versuche, meine Gesichtsfarbe wieder zu normalisieren, „Worüber willst du denn reden...?"
Ich weiß gar nicht, ob ich das wissen will.
Er schmunzelt nur und seine Wangen sind so unglaublich knuffig, dass ich mich mental verprügele, weil ich das Bedürfnis habe, sie zu berühren.

„Weiß nicht", sagt er wage, „Ich wollte dich gestern auf der Party nicht so alleine lassen. Aber zuerst haben mich halt die Leute, die ich schon kannte, beansprucht und später..."
Er räuspert sich, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

Oh shit.

„Später wurdest du beansprucht", beendet er seinen Satz.

Wir schweigen uns an. Es ist unangenehm. Wie ich erwartet habe.
Nur sein Blick ist kein bisschen vorwurfsvoll, so wie ich dachte. Er sieht wie immer total verständnisvoll aus und es kotzt mich an, dass ich schlecht von ihm gedacht habe.
Warum nur ist mein Verhältnis zu Menschen so gestört?

„Wollen wir hoch gehen?", frage ich gedehnt.
Es ist mir unangenehm, dass wir hier so peinlich herumstehen und es nicht hinkriegen, einen ordentlichen Satz miteinander zu reden. Ich hoffe, dass sich das mit einer gemütlicheren Atmosphäre legt.

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt