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Plötzlich hat der Hybrid es doch ziemlich eilig, hier raus zu kommen.
Ich komme gar nicht hinter ihm her, so schnell rennt er aus der kleinen Abstellkammer, in der sich seine ehemalige Gefängniszelle befindet. Vielleicht war das eben alles nur Show und er will das alles doch so schnell wie möglich hinter sich lassen. Wer kann's ihm verdenken? Ich meine, wer weiß, was er hier durchleben musste.

Als ich mich beeile, auch das kleine Nebenzimmer zu verlassen, um den Katzenjungen nicht aus den Augen zu verlieren, muss ich abrupt innehalten, um nicht gegen ihn zu prallen, da er keinen halben Meter vor der Tür wie angewurzelt stehen geblieben ist. Ich wundere mich schon warum und will mich an ihm vorbeischieben, um die schwere Ebenholztür endlich für immer schließen, doch da merke ich, wieso er sich keinen Millimeter bewegen mag. Alle anwesenden Polizisten starren ihn mit offenen Mündern und entsetzten Gesichtern an.
Wenn sie meinem Polizisten-Kumpel bisher nicht geglaubt haben, spätestens jetzt tun sie es doch.

Ich sehe, wie der Hybrid sich anspannt. Seine Ohren zucken gefährlich. Sein Schwanz peitscht hinter ihm schnell von links nach rechts und wieder zurück. Unbemerkt hat er die Hände zu Fäusten geballt. Seine Miene verhärtet sich mit jeder Sekunde mehr; er hat Angst. Er hat Angst vor den verurteilenden Blicken der Menschen. Und er hat Angst davor, was mit ihm passiert, wenn sie ihn so verurteilen.

Hastig senkt er den Kopf und zieht sich die dunkle Kapuze seines Sweaters über den Kopf bis tief in die Stirn. Er lässt seinen Schwanz unter dem Pulli verschwinden - wie macht er das!? - und vergräbt die Hände in seinen Hosentaschen. Kurz darauf stiefelt er blind drauf los, wohl auf der Suche nach dem Ausgang. Ich schaue ihm besorgt hinterher. Er sieht so enttäuscht und bedrückt aus. Ich glaube, er hat sich gewünscht, dass ihn niemand mehr so ansieht. Diese Mischung aus Unglauben und Entsetzen musste er sicher schon oft ertragen. Er tut mir leid. Ich will nicht, dass er denkt, er wäre weniger wert, bloß weil die Leute starren. Er ist etwas Besonderes, natürlich, er ist nicht wie andere, aber das muss ja nicht gleich etwas Schlechtes sein.

Schnell laufe ich ihm hinterher. „Hey", sage ich leise. Er bleibt stehen, dreht sich aber nicht um.
Ich bin mir nicht sicher, ob das, was ich vorhabe, wirklich richtig ist. Vielleicht schieße ich mich damit bei ihm auch komplett ins Abseits. Aber ich muss einfach. Es bricht mir das Herz, ihn von den Blicken der Anderen ganz verunsichert hier herumschleichen zu sehen.
Meine Finger zittern ein wenig, als ich ihm die Kapuze vom Kopf ziehe.
Ehe ich's mir versehe, fährt er blitzschnell zu mir herum und befeuert mich mit vernichtenden Blicken. Er steht in geduckter Haltung vor mir, als müsse er sich jede Sekunde verteidigen. Außerdem hat er seine Ohren angelegt und die Zähne gebleckt, wie ein Raubtier. Passend dazu steigt in seiner Kehle ein bedrohliches Knurren auf.

„Du brauchst dich nicht zu verstecken", sage ich ruhig, um mein Verhalten zu erklären. Er macht mir ein wenig Angst, wenn er so aggressiv ist. Trotzdem darf ich jetzt nicht die Nerven verlieren.
„Du brauchst deine Ohren und deinen Schwanz nicht zu verbergen. Das bist du, verstehst du das? Du musst nicht verstecken was- ... wer du bist."
Ich sehe ihm direkt in die Augen während ich rede, in der Hoffnung, ihn beruhigen zu können. Tatsächlich sind seine Ohren nicht mehr angelegt und er steht aufrecht vor mir. In seinem Blick liegt Interesse, keine Verachtung mehr.
„Du bist ein intelligentes, stolzes, faszinierendes Wesen. Du hast keinen Grund, irgend etwas zu verstecken. Du musst niemandem hier etwas beweisen. Anpassen ist langweilig. Sei du selbst. Steh dazu. Das macht dich aus. Ich glaube, du hast den Mut. Du musst nur ab und zu daran erinnert werden. Gerade jetzt."
Das Knurren wird leiser.
„Du hast da drinnen eine lange, schwere Zeit gehabt, richtig?"
Das Knurren setzt aus. Der Hybrid schweigt, hat also definitiv nicht vor, mir zu antworten. Aber er knurrt nicht mehr. Auch schon mal ein Erfolg.
„Ich weiß, dass er dich furchtbar behandelt hat."
Er erwidert meinen Blick aufmerksam. Ich weiß, dass er jedes Wort versteht, das ich sage. Er weiß ganz genau, worum es geht.
„Jetzt hast du die Chance, dein Leben weiter zu führen, wie es vorher war. Oder du fängst nochmal ganz von vorn an. Ganz egal, was du machst. Das klingt doch beides nicht schlecht, hm?"
Immer noch sieht er mich nur stumm an. Ich kann in seinem Blick aber auch nicht lesen. Als könnte ich das nur, wenn er es wollte... und jetzt will er es nicht. Was er jetzt wohl denkt? Bin ich ein wenig zu ihm durchgedrungen?
„Wenn du willst, kannst du mit mir mitkommen, du musst aber nicht. Sonst läufst du einfach raus in die Welt. Was auch immer du machst, du bist jetzt frei. Du hast deine Freiheit, verstehst du das? Du brauchst dich nicht mehr zu verstecken oder kleiner zu fühlen, als du bist. Okay?"

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt