Yoongis POV
Als ich ins Esszimmer komme, bleibt mir erst einmal der Mund offen stehen.
Die gesamte, riesengroße Tafel von einem Tisch ist mit Essen beladen. Die Dosen, in denen sich das bunte Zeug befindet, was Menschen immer aufs Brot schmieren. Aber auch Wurst und Käse - und beides noch nicht verschimmelt, wie ich es sonst kenne. Ein ganzer Korb voll mit diesem runden, hellen Brot steht da und kleine Döschen, bunt bedruckt, deren Inhalt sich nicht erschließen lässt. Ebenfalls ist da ein Teller, auf dem runde, platte Scheiben aus Teig unter einer gläsernen Glocke vor sich hin dampfen. Weiterhin Obst, Gemüse, duftende Speisen soweit das Auge reicht. Und Eier. Eine Schüssel voll Hühnereier.
Wie krass ist das denn? Wer soll das denn alles essen?Ich bin noch dabei, mich hungrig zu gucken, da schwingt die Tür zur Küche auf und das Mädchen kommt herein. Sie hat eine Pfanne in der Hand. Noch mehr essen? Wahnsinn. Sie sieht gar nicht so aus, als würde sie so viel alleine essen können.
Als sie mich entdeckt, lächelt sie. „Guten Morgen!"
Ekelhaft, diese gut Laune zu so früher Stunde. Dabei... wie spät ist es eigentlich?
„Morgen", sage ich, immer noch verblüfft. Ich bin wirklich gespannt, wie sie das schaffen will. Aber dann kommt mir in den Sinn, dass diese Familie ziemlich wohlhabend zu sein scheint und wahrscheinlich die Hälfte wegschmeißt. Einfach, weil sie's können.
„War ich zu laut? Habe ich dich geweckt?", fragt sie besorgt und stellt schwungvoll die Pfanne auf den letzten noch freien Fleck dieses vollbepackten Tisches.
Ich schüttle den Kopf. „Nein, keine Sorge. Bin von allein wach geworden."
Auf deiner Couch, füge ich in Gedanken hinzu, sorry dafür.
Sie lächelt wieder. „Na Gott sei Dank. Wie hast du geschlafen?"Ich denke drüber nach. Erstaunlich gut. Auch, wenn ich eigentlich in meinem neuen Bett hätte liegen sollen. Aber die Gewissheit, dass hier so viel anders ist als früher... das hat mich irgendwie beruhigt. Ich habe mit dieser Familie an einem Tisch gesessen und gegessen. Man wollte es so und hat mich nicht dafür bestraft. Das allein is schon irre. Aber ich habe ein eigenes Zimmer - da komme ich einfach nicht drüber hinweg. Und bisher hat man mir hier noch nicht einen Befehl erteilt. Wissen die überhaupt, wozu man Wesen wie mich erschaffen hat? Um Menschen zu dienen? Ihre Arbeiten zu verrichten? Unterwürfig alles zu tun, was sie von einem verlangen?
Offenbar nicht. Aber ich werde mich hüten, ihnen das unter die Nase zu reiben.„Angenehm, danke", antworte ich auf ihre Frage von vorhin. Ich erspare mir das höfliche ‚Und-selbst?'-Geplänkel, weil ich weiß, dass sie hier ruhig schläft. Das ist ihr Zuhause. Und vielleicht auch bald meines...?
„Gut, es war nicht dein Bett. Aber ich wollte dich nicht wecken", erklärt sie, „Ich glaube, du hast schon lange keinen richtigen Schlaf mehr bekommen."
Da hat sie Recht. Auf dem Boden schläft es sich tatsächlich schlecht. Das ist auch keine ‚Gewöhnungssache', auch nach Jahren wird der Boden nicht gemütlicher. Eine Couch ist da... Luxus.
Ich mustere sie. „Danke", sage ich nur. Sie wird schon wissen, was ich meine. Sie hätte mich ja auch aufwecken und ins andere Zimmer vertreiben können, um ihre Ruhe zu haben. Stattdessen hat sie mich zugedeckt und mich die ganze Nacht lang ertragen. Vielleicht schnarche ich sogar. Aber trotzdem durfte ich in ihrem Zimmer bleiben. Das hätte auch nicht jeder gemacht.„Kein Problem. Setz dich ruhig! Ich bin gleich da."
In der Tat überrumpelt mich das doch. Schon wieder? Am Tisch? Aber gut. Sie hat es gesagt. Sie hat gesagt, ich solle mich setzen. Da hin, an den Tisch.
Sie hat es gesagt.
Sie hat...
Ach, ich warte trotzdem auf sie. Sicher ist sicher.
Ich bin da ein gebranntes Kind. Mich kriegen keine zehn Pferde mehr an einen Tisch, es sei denn, ich habe die ausdrückliche Erlaubnis. Natürlich habe ich keine Angst. Es ist nur aus Sicherheitsgründen.
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Meow! [Yoonmin/Sope]
FanfictionDu entdeckst eines Tages ein dir unbekanntes Wesen; eine Mischung aus Mensch und Katze. Da du ihn aus einer misslichen Lage befreit hast, willst du diesen Hybriden aufpäppeln (und vielleicht auch ein bisschen besser kennenlernen) und nimmst ihn mit...