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Your POV
Seit genau drei Tagen ist Yoongi wie ausgewechselt.

Er hat sich mit Jimin getroffen und mein allerliebster Nachbar konnte gar nicht mehr aufhören, darüber zu reden - oder besser gesagt: zu schwärmen. Auch weiß ich, dass sie sich in ein paar Tagen wieder treffen und dass Chim sich jetzt schon Gedanken macht, was er anziehen soll.

Yoongi hatte auch anderen Besuch. Zum ersten Mal war Hoseok hier bei ihm. Sie sind in seinem Zimmer verschwunden und man hat stundenlang nichts gehört. Gerade, als ich anfangen wollte, mir Sorgen zu machen, sind beide lachend und scherzend in der Küche verschwunden und zwei Minuten später mit einer Flasche Wasser wieder in Yoongis Zimmer zurück.
Die Verabschiedung mit Hoseok war auch eins der seltsamen Erlebnisse meines Lebens. Obwohl er mich bisher nur einmal auf dieser Studentenparty gesehen hat, hat er mich zum Abschied sofort in seine Arme gezogen und gedrückt. Ein wenig unangenehm war das zwar, aber dieser Hobi scheint einfach ein so herzlicher Mensch zu sein, er hat nicht eine Sekunde nicht gelächelt. Es wundert mich also überhaupt nicht, dass er sofort so liebenswert alle umarmt.

Seit Yoongi diese beiden Menschen gefunden hat, die Zeit mit ihm verbringen und ihn von allem ein wenig ablenken, ist er überraschend ruhig geworden.
Ich sehe ihn immer noch vor mir, wie er mit teuflischem Grinsen das Wasserglas vom Stubentisch fegt und danach auf unschuldig tut. So etwas hat er in letzter Zeit erstaunlicherweise unterlassen. Auch redet er locker mit mir. Mit meinen Eltern kommt er zwar gut klar, verhält sich aber immer noch respektvoll ihnen gegenüber. Und letztens habe ich ihn dabei erwischt, wie er draußen im Garten gesessen, sich gesonnt und ein Liedchen gepfiffen hat.
Ich wiederhole: der Neko, der immer die furchtbarste Laune hatte, hat eine Melodie gepfiffen.
In diesem Moment bin ich wirklich aus allen Wolken gefallen. Ich hätte nie für möglich gehalten, ihn mal so unbeschwert zu erleben. Aber es erfüllt mich mit größter Freude, dass er so gut klar kommt, nachdem sein Leben eine so unerwartete Wendung genommen hat.

Allerdings ist er auch ziemlich durch den Wind.
Es kommt vor, dass er in einen Raum geht und dort dann vergisst, was er wollte.
Er schleicht sich in mein Zimmer, setzt sich auf meinen Fenstersims und starrt stundenlang nach draußen, vergisst alles um ihn herum und ist dann empört, wenn ich mein Zimmer betrete und uns beide zu Tode erschrecke.
Und was auch häufig passiert: mitten in einem Gespräch wandern seine Gedanken woanders hin und dann schweigt er eine ganze Weile, bis man ihn daran erinnert, dass er gerade dabei war, etwas zu erzählen.

So auch jetzt.

Ich liege bäuchlings auf meinem Bett, Yoongi hat es sich auf meiner Couch bequem gemacht.
Wir reden über Belangloses, aber der Punkt ist: wir reden überhaupt. Es macht mich unendlich glücklich, dass er sich mir neuerdings so öffnen kann.

„Und dann hab ich erst gemerkt, dass das nur ein irrer Traum war", beendet er seinen Satz gerade kopfschüttelnd, „kannst du dir sowas vorstellen? Dass Träume sich so dermaßen real anfühlen?"
Ich denke eine Sekunde nach.
„Als Kind hatte ich auch immer solche Träume", sage ich gedehnt, „Ich fand das immer gruselig."
Yoongi kaut auf seiner Unterlippe herum.
„Weniger gruselig", meint er nachdenklich, „Eher seltsam. Ich meine... theoretisch könnte das hier auch alles nur ein Traum sein, der sich verdammt real anfühlt. Und irgendwann wache ich auf und stecke immer noch in einem Käfig..."

Huch, das ging jetzt aber in eine sehr deprimierende Richtung.

Der Hybrid schweigt, hängt seinen eigenen Gedanken nach. Ich könnte wetten, dass in seinem Kopf gerade mein werter Nachbar eine Rolle spielt.

„Nein", winke ich ab, „das glaube ich nicht."
Yoongi sieht mich irritiert an. Vielleicht hab ich gerade sein ganzes Gedankenkonstrukt zusammenbrechen lassen.
„Schau mal", sage ich sachlich, „hast du schonmal einen Traum gehabt, der mehrere Tage, sogar Wochen umfasst hat? Hm? Ich träume immer nur in Momenten. Höchstens einen Tag. Aber dein neues Leben geht jetzt schon über einen Monat so. Also... Beweis, dass du nicht träumst: gefunden."
Yoongi schmunzelt ein wenig.
„Richtig", sagt er gelassen, „und warum sollte ich auch von Menschen wie dir oder deinem komischen Freund träumen?"
Ich verdrehe die Augen. Er wird niemals Trevors bester Freund werden. Aber ich will diesen Satz auch nicht auf mir sitzen lassen, also grinse ich vielsagend.
„Ja", sage ich zustimmend, „Ich glaube, nicht einmal du, der große Min-Alleskönner-Yoongi, könnte sich eine Person erträumen und sich in diese fiktive Figur dann verlieben."

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt