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Your POV

Wie bereits angekündigt schauen wir zum Schluss nochmal beim Tierheim vorbei.
Die Sonne steht schon ziemlich tief, als ich das Auto am Straßenrand parke. Wir haben den ganzen Tag in der Stadt verbracht. Ich für meinen Teil hatte eine Menge Spaß und hoffe natürlich, dass auch Yoongi die Zeit ein wenig genossen hat. Aber ich glaube tatsächlich, dass er ein wenig aufgetaut ist. Zumindest zeigte sein Verhalten stark davon.
Allerdings weiß ich genau, dass man bei ihm nie so genau wissen kann. Das ist das Ding mit diesem Hybrid-Wesen. Er kann dir etwas vorspielen, so gut, dass du es für real hältst. Oder er zeigt dir seine wahren Gefühle, aber du hältst es nur für Theater. Bei dieser Person weiß man nicht so wirklich, woran man ist.

Aber auf Musik steht er total, das merkt jeder Blinde mit Krückstock. Autofahren scheint ihn zu stressen, aber sobald ich das Radio anschalte, ist er total tiefen-entspannt. Dass er so auf Musik steht, hätte ich nicht gedacht. Aber hey, ich entdecke immer neue Seiten von ihm. Das ist klasse!

Als ich den Motor abstelle, ruht sein Blick auf mir.
„Sag mal... langsam reicht das doch mit dem Einkaufen, oder? Ich mein... Boa, wie viel Geld wir für den Kopf gehauen haben und so..."
Er klingt erschöpft und ich glaube zu sehen, wie er sich ein kleines Gähnen verkneifen musste.
Ich lächle. „Du bist kaputt, oder?"
Er blinzelt. Dann schaut er schnell weg, aus dem Fenster. „Vielleicht", sagt er nur.
„Ich hatte dir doch von dem Tierheim erzählt", setze ich an.
„Ach ja, richtig. Die ganzen Tiere aus der Lagerhalle... und dein Kumpel, den du besuchen willst. Ich weiß, ich weiß", unterbricht er mich. Er will mir wahrscheinlich zeigen, dass er aufgepasst hat.
Ich nicke. „Richtig", sage ich, „Wenn du willst, kannst du im Auto bleiben. Es dauert auch nicht lang."
Ich schnalle mich ab und er greift nach dem Türöffner. „Wenn's nicht lange dauert, kann ich ebenso gut mitkommen", sagt er nur und verlässt mein Auto.

Trotzdem wartet er draußen auf mich und betritt auch erst nach mir das umzäunte Gehöft. Er ist zwar vorlaut, aber auch immer noch vorsichtig.

Schon auf dem Hof begrüßen uns geräumige Zwinger mit freudig bellenden, schwanzwedelnden Hunden. Ich merke, dass Yoongi sich anspannt. Er hasst Hunde. Das ist mir klar. Wie soll es auch anders sein?
So schnell und so nah hinter mir wie möglich kämpft er sich über den Hof. Es gefällt ihm hier kein bisschen, aber er wollte ja freiwillig mitgehen.
Ich mag es hier. Dieses Tierheim ist eines der wenigen in dieser Stadt, denen ich voll und ganz vertraue. Die Tiere sind gesund, es wird sich um sie gekümmert, sie haben Auslauf, Futter und immer jemanden zum Spielen, wenn sie es wollen. Das gibt mir ein gutes Gefühl.
Ich öffne die Tür des herzlichen alten Backsteingebäudes. Wie lange ich schon nicht mehr hier war! Das hab ich richtig vermisst, denn sogleich empfängt uns das pure Leben. Bunte Fische in Aquarien, quietschende Meerschweinchen, Hamster und Mäuse, laut zwitschernde Kanarienvögel und Papageien in allen Farben, Katzen, Kaninchen, Amphibien, Reptilien, Schildkröten - hier gibt es nichts, was es nicht gibt.
Ein Glöckchen an der Tür verrät dem Besitzer, dass wir eingetreten sind. Ich laufe schnurstracks durch die Gänge mit den Tieren bis nach hinten, wo Jack an der Rezeption steht. Dabei bemerke ich gar nicht, wie ich Yoongi hinter mir verliere, der fasziniert die ganzen Tiere bestaunt.

„Na wenn das nicht der Grund ist, warum ich gestern so einen großen Zuwachs bekommen habe! Ist ja ewig her!", ruft er mir schon freudestrahlend entgegen.
Jack ist ein Mann Mitte 30, fühlt sich aber noch wie Anfang 20. Er ist etwas untersetzt, nicht dick, das würde ich nie behaupten, aber er genießt gutes Essen so, wie die meisten Leute heutzutage es tun sollten. Sein Auftreten ist freundlich, seine Augen lebendig, seine Stimmung immer on top. Es gibt niemanden, den er nicht mag und auch niemanden, der ihn nicht mag - obwohl ich fast befürchte, dass Yoongi sich in diese Richtung entwickeln wird, wenn er merkt, dass Jack ein immerfröhlicher Menschenfreund ist, also genau das Gegenteil von ihm selbst.
Er hält mir seine kräftige Pranke hin und ich schlage ein.
„Jack", sage ich erleichtert. In mir macht sich eine Freude breit, wenn ich ihn schon wieder so glücklich sehe.
„Wie geht's dir so?", fragt er freudestrahlend, „Wie lange haben wir uns wohl schon nicht mehr gesehen? Du bist ganz schön gewachsen!"
Ich muss lachen. Schön wär's.
„Ach Jack", kichere ich, „Alter Charme-Bolzen. Mir geht's ganz hervorragend und dir?"
Er breitet seine Arme aus und strahlt. „Sieh dich um! Wir haben so viele Tiere und täglich kommen Leute, die sie adoptieren. Mir könnte es gar nicht besser gehen!"

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt