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Yoongis POV
„Weißt du was?", ruft Hobi mir über die immer lauter zu werden scheinende Musik zu, „Ich habe festgestellt: Die Ohren sind ja tatsächlich echt!"
Ich verdrehe die Augen.
„Tatsache, Sherlock? Das hab ich dir doch gleich gesagt! Hast du mir etwa nicht geglaubt?"
Hobi lacht und sein Mund formt sich zu einem Herzen.
„Weißt du, es ist ziemlich schwer, einem wildfremden Kerl zu glauben, dass er angewachsene Katzenohren hat", erklärt er, „Aber du hättest sie wohl kaum zu einer Party auf, wenn du die Wahl hättest, oder?"
Ich murre leise vor mich hin. Wie recht er doch hat. Wie schön wäre es, meine Ohren einfach abnehmen zu können?
„Darauf kannst du Gift nehmen", sage ich und hebe prostend meinen Plastikbecher, „Ich hasse es, wie die Leute starren."
Hobi knufft mich freundschaftlich in die Seite.
„Hey, ich will dir ja nicht die Illusion rauben, aber... hast du schonmal drüber nachgedacht, dass die Studenten dich nicht wegen der Ohren und dem Schwanz so anstarren?"
Ich runzle die Stirn und trinke einen Schluck. „Warum sonst?", frage ich abfällig.
„Weil du ein neues Gesicht bist. Man hat dich noch nie auf dem Campus gesehen, weder allein noch als Begleitung. Du bist einfach Frischfleisch. Und siehst dazu echt nicht schlecht aus. Da starren die Leute schon einmal. Du musst aufpassen, dass dir der ein oder andere nicht zu nahe kommt, wenn du das nicht willst."

Mich überläuft ein Schauder. Ich blicke schnell auf den Fußboden.
In mir kommen Bilder hoch, von all den Menschen, die mir jemals zu nah gekommen sind.
Damals durfte ich mich nicht wehren, weil ich entweder deren Besitz war oder den Befehl bekommen hatte, es über mich ergehen zu lassen.
Aber heute?
Ich wurde nicht verkauft, ich wurde befreit, ergo bin ich jetzt mein eigener Herr. Ich dürfte mich doch verteidigen, wenn mich jemand belästigt, richtig?

Um das herauszufinden, taste ich mich vorsichtig beim Gastgeber vor.
„Ha ha", mache ich steif, „Wenn das irgendwer versucht, kratze ich ihm die Augen aus."
Hobi lacht amüsiert. „Da kommen die Neko-Superkräfte, wie? Eigentlich cool. Hast du wirklich richtige Krallen? Und tun die sehr weh?"
Hm, es hörte sich zumindest nicht danach an, als würde er mich verklagen, wenn ich einen seiner Partygäste so zurichtend würde.
„Na ja", beginne ich und versuche, es so simpel wie möglich zu erklären, „Es gibt Momente, wenn ich mich menschlich überfordert fühle, in denen einfach instinktiv meine Katzen-Hälfte mein Denken und Handeln übernimmt. Und dann bekomme ich auch Krallen. Aber ich weiß nicht, wie sie aussehen oder ob sie wehtun, weil ich in dem Moment einfach nur versuche, wieder die Kontrolle über mich selbst zu bekommen."

Hoseok nickt mit ernster, nachdenklicher Miene.
Er nickt einfach, so als hätte er es verstanden.
Ich muss lachen, weil es so absurd ist. Das kann man als Mensch nicht verstehen.

„Wieso lachst du? Woran denkst du?", fragt er und legt den Kopf schief.
Ich schüttle meinen nur. „Lustige Katzenvideos?", scherze ich trocken und er grinst wieder.
„Dein Humor ist echt Gold wert", meint er und tippt mit seinem Becher meinen Becher an, als Zeichen, dass wir gemeinsam trinken.

Ich will nun aber wirklich wissen, ob es mir erlaubt ist, mich zu wehren, falls mich jemand angreifen sollte.
Ich muss das spezifischer angehen.

„Ich glaube aber, ich könnte eine Ausnahme machen", überlege ich laut.
Hobi sagt nichts und schaut mich nur aufmerksam an.
„Mit der Kontrolle über mich selbst", sage ich schnell, damit er weiß, worüber ich rede.
„Ach ja?", fragt er neugierig, „Was denn für eine?"
Ich lasse meinen Blick über die Leute schweifen.
„Wenn jemand hier es nicht beim Starren belässt, dann könnte ich mir vorstellen, meiner inneren Katze die Kontrolle für ein paar Minuten zu überlassen, um dem Menschen schön das Gesicht zu zerkratzen oder die Nase abzubeißen."
Hobi hebt die Brauen und trinkt einen Schluck, dann sagt er nur schulterzuckend: „Riechen ist eh der Unwichtigste aller Sinne."

Meow! [Yoonmin/Sope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt