Chapter 11

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POV: Taehyung
Der Sonntag verlief recht ruhig. Ich verbrachte die Zeit in meinem Zimmer, um meiner Eomma aus dem Weg zu gehen. Ich schämte mich zwar dafür, weil es sehr feige von mir ist, aber ich konnte eine weitere, laute Konversation einfach nicht ertragen. Ich bin eine sehr emotionale Person, ich habe es oft probiert abzustellen, die aufkommende Gefühle zu unterbinden, aber funktioniert hat es nicht wirklich und  deswegen versuche ich Situationen zu vermeiden, wo von vornherein klar ist, dass sie in Tränen enden werden. Ich weiß zwar selber, dass dies nicht der richtige Ansatz ist, aber für heute muss das einfach reichen. Ich saß also nun hier in meinem Zimmer und skizzierte mystische Kreaturen, die Anregungen dafür nahm ich aus meinem Buch. Es beruhigte mich ungemein, dass vertraute Scharben des Stiftes zu hören, wenn er über das Blatt tanzte. Ich malte gerne Dinge, wie Blumen oder Landschaften, an Menschen probierte ich mich auch schon, aber da bin ich der festen Überzeugung, dass ich nur Frauen malen kann. Ich bin definitiv ein Perfektionist, ich machte mir selber viel Druck, bei quasi allem und in meinen Augen, ist die Hälfte die ich male nicht gut genug, um überhaupt offen herum liegen zu dürfen. Jimin meinte immer, ich soll mich nicht so haben, dass sie gut aussehen und so etwas, aber Komplimenten stehe ich auch immer kritisch gegenüber. Ich rede mir meistens ein, dass die Person die mich komplimentiert, das nur sagt, um mir eine Freude zu machen oder ich kann die guten Worte nicht annehmen, weil sie in meinen Augen nicht stimmen. Eine weitere Baustelle daran  ist, dass ich prinzipiell keine Ahnung hab, wie ich auf Komplimente reagieren soll, ein einfaches Danke, fällt mir immer sehr schwer, weil ich halt weiß, dass meine Arbeit nicht einmal in der Nähe der Perfektion ist. Es ist ein Teufelskreis.
Ich zeichnete die letzte Linie von der Gorgone, die ich malte und legte dann den Stift zur Seite. Ich werde es später weiter malen, im Grunde nur noch die Schattierungen und dann bin ich fertig. Ich lehnte mich im Stuhl zurück und schaute zur Decke. Morgen ist wieder Schule.
Ich gehörte dieses Jahr zur Abschlussklasse... na wenn das kein Spaß wird.
Es ist nicht so, dass ich Menschen nicht mag, es liegt denke ich eher daran, dass wir in einer scheiß Gesellschaft leben. Ich hab nicht viel mit meinen Klassenkameraden zu tun, aber wenn ich so höre, was sie so machen in ihrer Freizeit, möchte ich das auch gar nicht. Die Hälfte von ihnen sind an Alkohol und Drogen verloren gegangen und die andere Hälfte schläft sich durchs Umfeld und hat vermutlich so einige Geschlechtskrankheiten. Ich bin definitiv auch nicht fehlerfrei, ich trinke auch manchmal und gegen Familienfeiern hab ich nichts, aber so öffentlich Party machen, ist nichts für mich. In der Schule versuche ich neutral zu bleiben, ich schwimme unterm Radar und halte mich aus Konflikten raus. Mobber gibt es genug und diese warten nur darauf, jemanden wie mich zu finden. Eine Person, die sich auf ihre Zukunft konzentriert und deswegen versucht gute Noten zu schreiben. Sie suchen sich eine Person aus, die anders ist..., aber wie definiert man das Andersein eigentlich? Jeder Mensch sucht sich doch Dinge aus, die ihm Spaß machen, Sachen wo sie sich entspannen können und dann gibt es Leute die  sich anpassen, die mitlaufen und wenn sie dann auf ein  Menschen treffen, der nicht die gleichen Interessen teilt wie die Mehrheit, wird sie dann als Komisch oder Anders abgeschrieben. Ist man wirklich Anders, wenn man sich einfach nicht unterordnen will? Ist man Anders, weil man nicht einer von vielen sein möchte? Warum wird man  bestraft, wenn man versucht seinen eigenen Weg zu finden und nicht den ausgetretenen Pfad folgen möchte? Ich philosophiere vor mich hin, als mich ein Klopfen aus dem Denken riss. Appa trat herein mit einer kleinen Snackbox und einem Gemüseteller, "Hey Taehyung, ich muss gleich los, ich hab dir aber noch etwas zu essen gemacht, um dir die Unannehmlichkeit zu nehmen, allein mit deiner Eomma zu essen.", "Danke, aber ich fühle mich schlecht, wenn du das so formulierst...", "Oh T'schuldigung, ich möchte nur nicht, dass du wieder weinst, wenn ich nicht da bin, um dich zu trösten. Deine Eomma ist auch heute nicht gut gelaunt", " Ich verstehe..... danke nochmal für das Essen, viel Spaß bei der Arbeit Appa.", "Ich geb wie immer mein Bestes", wir umarmten uns nochmal, bevor er die Tür schloss. Ich nahm dann die Box und setzte mich aufs Bett, zunächst fischte ich nach den  kleinen Gurkenstückchen, bevor ich dann den Rest vernaschte. Ich hab die Angewohnheit, immer erst das nicht so leckere zu essen, sodas das leckerste dann am Ende übrig bleibt.
Nachdem ich alles verschlungen hatte  setzte ich mich wieder an meinen Schreibtisch, wo ich begann mein Bild zu schattieren.

Wörter:801

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt