Chapter 90

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POV Jungkook
"Wird das klappen?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen Yoongi
über den Tisch hinweg , über den wir uns gebeugt hatten, er stöhnte genervt auf und blätterte durch die alten Aufzeichnungen, die ich ihn entgegen geschoben hatte, "Ehrliche Meinung? Ich denke nicht", dann schloss er diese und vergrub sein Gesicht in seinen Handflächen und seufzte frustriert auf.
Genervt und verzweifelt ließ ich mich ebenfalls zurück in den weichen Sessel fallen und betrachtete die verstreuten Blätter und Rollen, die alle schon seit Jahrhunderten nicht mehr angeschaut wurden, aber eine unserer letzten Hoffnungsträger waren, um Tae zu helfen.
Nachdem Taehyung heute morgen unter Tränen wieder eingeschlafen war, griff ich nach meinem Handy und informierte Yoongi das wir unbedingt unsere Möglichkeiten weiter ausarbeiten mussten, wir hatten uns beide die letzten Tage, während Tae und seine Familie mit der Palliativversorgung zusammen saßen, darauf konzentriert, parallel zu arbeiten, um eine größere Fläche an Informationen abdecken zu können, aber nun hatte ich ihn darum gebeten diesen ersten Plan über Bord zu werfen, um gemeinsam eine Lösung auszuarbeiten , bisher leider ohne richtige Erfolge.
Alles was viel versprechend aussah, entpuppte  sich schlussendlich als Fiktion und war demnach nicht zu gebrauchen.
Je mehr Zeit wir investierten, so mehr Panik machte sich in mir breit.
Ich würde Taehyung bis in die Unterwelt folgen wenn es nötig wäre, aber allein die Erfahrung zu sterben, würde bei Taehyung vermutlich gravierende Folgen hinterlassen und das versuchten ich und der Gott der Unterwelt mit allen Kräften zu vermeiden.
Yoongi konnte den Tod nicht beeinflussen, weder den der auf Taehyung zusteuerte, noch den Personifizierten.
Thanatos, der Gott des Todes, würde keine Rücksicht nehmen, erklärte mir Yoongi und sah dabei mehr als nur angepisst aus, ich sah wie es ihn innerlich zerfrass, nichts unternehmen zu können, außer Zeit zu erkaufen.
Letztendlich war er nur der Herrscher des Gebietes und derjenige, der aufpasste, dass dort nichts aus dem Ruder lief, aber er konnte nichts ändern, nichts anpassen, er hatte Kontrolle, aber er konnte diese nicht weit genug ausbreiten, um den Tod und den Fährmann beeinflussen zu können.
"Ich habe nie um etwas gebeten, immer alles getan, um es ihnen gerecht zu machen, aber trotz alledem weigern sie sich, einmal etwas für mich zu tun, einmal ihren scheiß Posten für eine Person zu verlassen,  die es nicht verdient hat dort zu leiden und zu krepieren", murrte er vor sich hin, als er mir davon erzählt hatte.
Ich verstand noch immer nicht, warum der Gott der Unterwelt sich ebenfalls so sehr in die ganze Misere reinsteigerte wie ich es tat, er hätte schon aufgeben können, spätestens als er davon erfuhr, dass Tae mit großer Wahrscheinlichkeit verenden würde, aber dies tat er nicht. Als ich ihn ebenfalls danach fragte, lächelte er nur sanft, "Der Menschling ist wie ein niedlicher Babytiger, selten und liebenswert, würdest du ihn denn Wilderern vor die Füße werfen?", dann zuckte er mit den Schultern, "Außerdem erinnert ihr beide mich an Persephone und mich und an die vielen anderen verliebten Narren, ich könnte mir nicht verzeihen, wenn meine Rasse euer Glück beraubt, nur weil sie wieder einen Egotrip verzeichnen mussten," fügte er hinzu.
Mir war schon oft aufgefallen, dass Yoongi nicht gut über die Götter dachte, weder über die Großen noch über die Kleinen, für ihn waren sie alle arrogante Arschgeigen, seine Worte, nicht meine....
Ich schätze das war ein weiterer Grund, warum er uns so erpicht versuchte zu helfen, er wollte einfach den ganzen Idioten eine auswischen.
"Jungkook, konzentrieren, bitte danke", riss er mich aus dem Grübeln, "Ja, ist gut", er rollte mit den Augen, "Ich hab nicht meinen Arsch auf den Styx gesetzt, damit du dich zurücklehnen kannst!", knurrte er, was mich leicht lächelnd ließ, "Ich weiß ehrwürdiger Herr, hast du was gefunden?", fragte ich angespannt, er schüttelte den Kopf was mich fluchen ließ, "Wenn wir hier nichts finden, gehen mir wirklich die Ideen aus", murmelte ich und Yoongi knurrte zustimmend, "Wir können aber auch nicht die ganzen alten Schriften durchgehen und  auf gut Glück hoffen, etwas zu finden", er fuhr sich seufzend durch die schwarzen Haare, "Es gibt zu viele, ich wüsste nicht mal wie ich sie kategorisch eingrenzen könnte, zumal ich nicht einmal weiß ob es überhaupt Aufzeichnungen über die Trennung eines göttlichen Objektes gibt".
Ich griff nach einer Wasserflasche und trank daraus, "Du meintest zu Athena, dass der Spiegel so oder so nicht verschwindet, bist du dir da sicher?", fragte ich, "Nein, aber es ist unlogisch, wenn er es tun würde, oder kannst du dir vorstellen, dass ein Objekt das mit so einer Kraft durchdrungen ist, einfach Adios sagt und auf Nimmerwiedersehen durchzieht? Ich weiß nicht ob deine Schöpferin Beweise für die Annahme hat, dass er sich mit Taehyung seinen Tod verflüchtigt und er deshalb Taehyung im lebenden Zustand entnommen werden müsste", mir wurde flau, "Warum konnte man den Spiegel nicht entnehmen, bevor er sich so an Taehyung geklammert hat? Ich meine vor dem ganzen Aktivierungsscheiß", "Nach Heesun ihrer Aussage die ich mir so sachte wie möglich ergattert hatte, muss er nicht spürbar gewesen sein, sie wussten anscheinend nur, das Tae ihn hatte, aber nicht, dass er sich an ihn festgesetzt hat", antwortete Yoongi langsam, "Aber wenn Taehyung ihn nicht an Mann gehabt hätte, wie hätten sie ihn dann gefunden?", Yoongi zuckte mit den Schultern, "Er ist trotzdem der momentane Besitzer, ich schätze er und der Spiegel sind auf eine komische Art und Weise zellulär verbunden oder so was in der Art", er schloss die Augen und schnaubte, "Ist aber nur meine Theorie", ich nickte bedächtig und widmete mich dann den Stapel den wir noch nicht durchgelesen hatten.
Es kehrte wieder eine Ruhe ein, die jedoch die Angespanntheit nicht komplett aus der Luft tilgen konnte, die sich zwischen mir und dem Gott breit machte.
Wir arbeiteten bestimmt schon sieben Stunden und durchstöberten altgriechische Texte, Yoongi fluchte sogar nur noch in dieser verlorenen Sprache.
"Es muss doch verdammte Alternativen geben", fauchte ich wütend und schleuderte das Schriftstück gegen die Wand, die Blätter die sich daraus lösten, fielen schwingend zu Boden.
Ich griff mir frustriert in die Haare und lief aufgebracht durch das kleine Zimmer, "Die einzige Lektion meiner Eomma die ich jemals als wahrhaftig logisch fand, war, dass es zu jedem Problem eine Lösung gibt, warum zum Teufel gibt es dann nur die, dass er stirbt", zum Ende hin wurde ich lauter und schlug heftig auf den Tisch sodass die Blätter hochstoben.
Yoongi betrachtete mich mit hochgezogenen Brauen, "Ich weiß, dass du sauer bist, wütend, frustriert, aber diese Ausbrüche werden das Schicksal und unser Glück nicht steigern", "Wir sind zu langsam", murrte ich und setzte mich wieder.
Yoongi kam zu mir herüber und legte mir aufmunternd eine Hand auf die Schulter, "Wir sind nicht die einzigen die nach einer Lösung suchen", versuchte er mich zu beruhigen, was mir jedoch nur ein Schnauben entlockte, "Meinst du die anderen Götter? Die, die ihn töten wollen, weil es der einfachste Weg wäre"
Yoongi schüttelte den Kopf, " Es gibt tatsächlich welche, die sich ebenfalls darauf fixieren, ihn lebendig zu lassen", ich lachte auf und betrachtete ihn skeptisch, "Ach?", er nickte, "Deine Eomma und Eris....", ich unterbrach ihn, "Wenn die beiden unsere letzte Chance sind, können wir schon mal einen Grabstein für Tae aussuchen", Yoongi verdrehte die Augen, "Ausreden lassen, Jungkook", schalt er, "Deine Eomma zumindest wird nun nach deinem leidenschaftlichen Eintreten für Taehyung versuchen einen besseren Weg zu finden, ich weiß das Demeter an Taehyung seiner Rettung arbeitet, Persephone hat sich ebenfalls an eine Recherche gesetzt und Hekate hat auch die Seite gewechselt", ich schaute ihn an, "Warum sollte Demeter Tae retten wollen? Warum sollte Persephone...", "Weil Persephone ebenfalls Mitleid hat und ihre Eomma hasst es, die Blumen welken zu sehen, wenn ihre Tochter traurig ist", erwiderte er, "Hekate ist eine.... Freundin von Persephone oder irgendwas in der Richtung, Persephone hat ihr die Leviten gelesen und nun arbeitet sie nicht mehr für deine Eomma und Mina", fügte er hinzu "Wenn sie so leicht die Seiten wechseln kann, was hält sie davon ab, uns in den Rücken zufallen?", Yoongi ging zu den Blättern die aufgefächert den Boden bedeckten und fing an, sie wieder zu ordnen, "Ehrgeiz und die Tatsache, dass ich ihr gedroht habe", antwortete er nüchtern.
Stumm ließ ich mich zurückfallen, es waren zwar neue Perspektiven, aber mein Glaube an die Götter, abgesehen an den mürrischen Bastard neben mir,  war mehr als nur angekratzt, "Kann man mit Demeter Kontakt aufnehmen?", fragte ich Yoongi, daraufhin verdüsterte sich sein Gesicht, "Ich denke nicht, dass sie uns direkt helfen wollen würde, es reicht ihr denke ich, uns die Informationen zu vermitteln....", "Du willst nicht mit ihr arbeiten", fügte ich trocken hinzu, "Das auch".
Ich nahm mir genervt erneut einen Stapel und durchstöberte ihn, nur um sie nach nicht einmal zehn Minuten wieder fallen zu lassen.
"Vielleicht sollten wir Schluss machen", flüsterte Yoongi über den Tisch hinweg, "Du bist nicht mehr ganz fokussiert und ich verdrehe auch schon die Buchstaben und lese Wörter falsch", fügte er leise hinzu und packte schon einige Schriften zusammen, "Lass mir was hier, ich,.... ich möchte noch weiter machen", hauchte ich, "Jungkook du bist erschöpft, hast du überhaupt geschlafen?".
Nein, hatte ich nicht, denn ab dem Zeitpunkt als Taehyung wieder eingeschlafen war, habe ich ihn einfach nur angesehen, seine makellosen Züge versucht mir einzuprägen.
"Das ist nicht relevant, der Spiegel ruht auch nicht", Yoongi kam erneut auf mich zu, "Jungkook du....", der Schwarzhaarige konnte den Satz nicht zu Ende bringen, denn auf einmal riss jemand die Tür auf.
Yoongi ließ die Dokumente verschwinden und stellte sich mit den Rücken zum Tisch.
Schwarze, flauschige Locken blitzen an der Tür auf und ein vertrauter Schopf schob sich daraufhin hindurch.
Mit zaghaften, wackeligen Bewegungen ließ er die Tür wieder ins Schloss fallen.
Tae war in den letzten Tagen ein wenig schwächer geworden, er versuchte dies zwar bestmöglich zu verbergen, aber in wenigen Momenten konnte man erkennen, wie schwer ihn manche Bewegung inzwischen fielen.
Als Taehyung sein Blick hob und mich und Yoongi erblickte, fing er an zu lächeln und kam zu uns rüber.
"Hier seid ihr also", stellte er fest und bedachte uns beide mit einem neugierigen Blick, "Was habt ihr so gemacht?", fragte er nach, woraufhin ich und Yoongi verstohlen Blicke austauschten.
Ich trat auf Tae zu und umfasste sein schönes Gesicht, "Ich hab Yoongi bei einer Recherche geholfen", flüsterte ich und küsste ihn dann.
Taehyung erwiderte direkt und ich konnte spüren, wie er sanft in den Kuss hinein lächelte.
Als wir uns wieder lösten, bedachte ich ihn nochmal mit einem liebevollen Blick und strich ihn durch sein weiches Haar.
Yoongi räusperte sich.
"Ich würde dir noch paar Akten da lassen Kooks....wenn du nochmal die Zeit haben solltest dort hineinzuschauen, wäre ich dir ungemein dankbar", sprach Yoongi und ich konnte heraus hören, dass er jedoch nicht wirklich einverstanden war mit der Tatsache, dass ich noch weiter recherchieren wollte, "Ach kein Problem, Yoongs", erwiderte ich spitzbübig und grinste dabei, woraufhin Yoongi so aussah, als ob er mir gleich eine Schelle geben würde.
"Bis dann Taehyung", verabschiedete sich der Gott bei meinem kleinen Raben und verschwand.
Kaum war Yoongi weg, zog mich Taehyung wieder zu seinen Lippen und versklavte sie.
Als ich mich dann wegen Atemnot löste, grinste Tae mich nur schief an, so wie ich es einige Minuten zuvor mit Yoongi getan hatte, "Hast du mich so sehr vermisst?", fragte ich immer noch atemlos, "Vielleicht hab ich das, vielleicht such ich aber auch nur Ablenkung wegen dem stundenlangen Gerede der Versorgungskraft", schnurrte er und betrachtete mich mit glitzernden Augen, was mich auflachen ließ.
Taehyung seine Hände wanderten zu meinen Haar und verankerten sich darin, als er mich erneut bestimmt zu sich zog, jedoch stoppte ich kurz vor seinen gierigen, verführerischen Lippen, "Mit beiden Optionen kann ich leben", raunte ich leise die Antwort auf seine Aussage, bevor ich mich ihn vollkommen hingab und wir beide uns fallen ließen und unsere Gedanken davon flogen.

Wörter:1977

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt