Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten mich im Gesicht, als sie durch das Fenster schienen.
Laut murrend wollte ich mich in mein Kissen vergraben, jedoch traf ich auf straffe Haut.
Langsam öffnete ich meine Augen und erkannte einen Arm mit Tattoos.
Moment...
Tattoos!?
Hellwach riss ich die Augen auf und betrachtete den muskulösen Arm, dessen Pulloverärmel hochgerutscht war.
Ich konnt es nicht fassen, er war komplett tätowiert!
Es waren viele Schnörkel zu erkennen, ein Auge, ein Rockzeichen und... OMG war das eine Tigerlilie?
Fasziniert von den Farben fuhr ich mit dem Finger die Linien nach und musste mit Anerkennung feststellen, dass es meisterhaft gestochen war.
Wunderschön.....
Doch auf einmal bewegte sich der Arm und ein ebenso genervtes Murren, wie ich es vor einigen Sekundnen ausgestoßen hatte, war hinter mir zu hören.
Ich drehte leicht meinen Kopf, um mich zu der Person umzudrehen, der dieses leise Knurren gehörte.
Als ich den noch schlaftrunkenden Kookie entdeckte, der versuchte sich ins Leben zu kämpfen, konnte ich mir ein kleines 'Nawww' einfach nicht verkneifen.
"Mhm, dir auch ein guten Morgen", nuschelte er mit noch belegter Stimme die mir einen Schauer über den Rücken jagen ließ.
Ich kicherte, bevor ich mich nun endgültig zu ihm umdrehte und ihn anlächelte, "Dafür, dass du immer sehr sehr früh aufstehst um joggen zu gehen, bist du jetzt aber ganz schön müde", ein kleines Zucken seiner Mundwinkel verriet mir, dass er was sagen wollte, es jedoch ließ.
Ich betrachtet seine gleichmäßigen Züge und die langen Wimpern seiner noch geschlossenen Augen.
Ich kuschelte mich näher an ihn heran und vergrub dabei mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
Ich wusste nicht woher das Selbstvertrauen auf einmal kam, ihn so nahe zu kommen, vielleicht war es die Tatsache, dass er die ganze Nacht hier war oder es einfach zu verlockend war, sich an ihn zu schmiegen und mich seiner hypnotischen Wirkung hinzugeben.
Ich hatte kurz Angst, dass er mich wegschieben würde, denn er bewegte sich und drückte mich dabei ein Stück weg, jedoch nur, um mich dann wieder heranzuziehen und seine Nase in meinen Haaren zu versenken.
"Da ist aber jemand kuschel bedürftig", murmelte er verschlafen in mein Haar, daraufhin schmiegte ich mich nur noch mehr an ihn heran und schloss ebenfalls die Augen, "Was fällt dir auch ein, so herrlich warm zu sein", schnurrte ich leise an seinem Hals, was ihm zum Lachen brachte, "Natürlich, es liegt nur an der Wärme", seine Stimme ließ mein Herz schneller schlagen, seine Nähe raubte mir jeden negativen Gedanken den ich an gestern Abend verschwenden würde.
Es gab in diesen Moment nur uns beide.
Ich wollte nicht aufstehen, wollte dieser kleinen Welt die er mir erschuf, nicht entkommen.
Jungkook strich mir mit der einen Hand durchs Haar, die andere malte kleine liebevolle Muster auf meinem Rücken, wenn er mich weiter so verwöhnen würde, würde ich wieder einschlafen.
Aber da haben wir beide die Rechnung nicht mit Heesun gemacht, denn genau diese riss nun meine Zimmertür auf, "Junger Herr? Geht es Ihnen gut? Sie sind heute nicht zum Frühstü-..... OHH Verzeihung!", schrie sie und knallte die Tür wieder zu.
Jungkook und ich sind natürlich aufgeschreckt und schauten panisch zu dem Ort, wo die Frau vor einer Sekunde stand.
"Ich bin ja sowas von gefeuert", murmelte Jungkook neben mir, aber ich konnte die Belustigung heraushören und ich musste grinsen, "Quatsch, sie mag dich", "Mhm".
Ich stand auf und lief zu den Sachen, die ich mir für heute ausgesucht hatte und gestern schon fein säuberlich auf meinen Schreibtischstuhl drapiert hatte.
"Willst du zum Frühstück?", fragte Jungkook mich und ich nickte, "Soll ich auf dich warten oder kann ich schon vorgehen? Ich meine, irgendjemand muss Heesun den Schock nehmen",Kookie lachte, "Gut, ich komm nach", lächelte er und fuhr sich nebenbei mit der Hand des tätowierten Arms durch die schönen braunen Haare und schien etwas nervös.
"Na gut, aber bleib nicht zu lange liegen", sagte ich und verschwand.
Ich lief summend den Flur entlang.
Ich war glücklich und fühlte mich das erstenmal seit Tagen nicht schlecht.
Ich war ausgeschlafen.
Heesun stand in der Küche und wusch etwas ab, "Guten Morgen", ließ ich verlauten, was sie erschreckte, "Junger Herr!", sie schaute mich an und dann liefen ihre Wangen rot an, "Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe!", ich winkte ab, "Es war nicht so wie es ausgesehen hatte Heesun, er war dort als eine Art Übernachtungsgast, so wie bei einer Pyjama-Party".
Sie schien nicht wirklich überzeugt, aber nahm es so hin.
"Nett umschrieben", flüsterte mir eine bekannte Stimme ins Ohr, die mein Herz direkt wieder höher schlagen ließ.
Kookie grinste mich spitzbübig an, ehe er sich an den Tisch setzte.
Er trug nun wieder die Sachen, die ich an ihm gewohnt war.
Schwarze Kleidung, von Kopf bis Fuß.
"Wollen wir dann noch was unternehmen? Also spazieren oder so?", natürlich stimmte ich dem direkt zu, denn ich hatte Fragen die noch eine Antwort verlangten."Also, wie kann ich das kontrollieren!?", fragte ich Jungkook euphorisch als wir den gleichen Weg wie gestern entlangliefen, obwohl man tatsächlich durch die strahlenden Sonne denken könnte, dass wir noch nie hier waren, so verändert sah alles aus.
"Was meinst du?", fragte Kookie, was mich die Augen verdrehen ließ.
Oh Moment, meinst du das?
Jungkook grinste und ich streckte ihm daraufhin die Zunge heraus, "Idiot".
"Es ist wirklich nicht schwer, du musst einfach nur lernen leise zu denken", "Ja natürlich, wer kennt es nicht, den Lautstärkeregler für Gedankengänge", schnaubte ich genervt, was Kookie nur wieder leise lachen ließ, "Du musst es auch nicht kontrollieren können, die Normallage der Gedanken ist eine Art Ruhemodus, du bist nur laut, wenn du emotional beeinflusst wirst", versuchte er mein Gemüt zu besänftigen, was tatsächlich klappte.
Ich konnte also nur Gedanken unbewusst verschicken, wenn ich eine Emotion sehr stark ausübte.
Das hieß, dass alles ist nur eine Sache der Impulskontrolle, aber konnte ich das dann auch bewusst in diesem Ruhemodus?
Gerade war ich ruhig, also müssten meine Gedanke leise sein.
Ich versuchte es.
Kookie?
Der kleine Hase neben mir grinste, als er seinen Blick zu mir wandte.
Ja kleiner Rabe?
Laut lachend sprang ich herum.
Es hatte doch tatsächlich funktioniert!
"Warum der Spitzname Rabe?", fragte ich grinsend, als ich mich von meiner Freude beruhigte, "Weil deine Haare mich schon damals im Museum an Rabenfedern erinnert haben und diese Tiere ein hohes Maß an Intelligenz besitzen", um seine Aussage zu unterstreichen, wuschelte er mit durch meine schwarzen Haare, mit roten Wangen drehte ich mich von ihm weg, "Du bist also wie ein kleiner Rabe, mein kleiner Rabe", flüsterte er mir den letzten Satz ins Ohr und ich könnte schwören, dass mein Herz kurz unregelmäßig schlug.
Sanft lächelnd betrachtete mich Kookie und seine braunen Augen, die mich immer an geschmolzene dunkle Schokolade erinnerten, waren gefüllt mit einer Wärme, die ich nie gedacht habe, jemals zu bekommen.
Sein braunes Haar war durch die einfallenden Sonne deutlich heller an manchen Stellen und sah deswegen aus wie frisch gesägtes Holz mit unterschiedlicher Maserung.
Je länger ich ihn betrachtete, um so mehr wusste etwas in mir, dass ich angekommen war, meine Seele wusste, dass ich meinen verlorenen Teil gefunden hatte.
Es war das erste Mal, dass ich mir bewusst war, dass ich nicht mehr allein war und nie mehr allein sein würde.
Er war mein Licht in der Dunkelheit und die Person, die mich dazu zwang an Schicksale und Seelenverbindungen zu glauben....
Ich wusste tief im Inneren, dass ich mich nicht mehr nur zu ihm hingezogen fühlte aus Faszination, nein, sondern aus Liebe.Wörter: 1250
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Stolen Mirror Taekook
FanfictionTaehyung ist der Sohn von der Bürgermeisterin Hyun und wuchs behütet auf einem riesigen Anwesen auf. Er interessiert sich in seinem Alter für eher ungewöhnliche, gar seltsamen Themen, wie zum Beispiel für die Mythologien verschiedener Kulturen...