Chapter 74

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POV Jungkook
Mit einem Lächeln auf den Lippen verfolgte ich die kleinen zaghaften Schritte von Taehyung, der nervös bis zur  Tür von Jimin lief.
Ich wartete, bis der blonde Mann meinen kleinen Engel mit ins Haus nahm, bevor ich den Motor des Autos startete und losfuhr.
Ich hatte einen überraschenden Anruf von meiner Eomma bekommen, die von mir verlangte, ihr einen Besuch abzustatten, was mich mehr als stutzen  ließ.
Ich umfasste das Lenkrad mit der einen Hand fester und die andere legte sich um mein Kinn, über die sie kurz drüber strich.
Ich machte mir nichts vor, mir war bewusst, dass dieses Treffen nur dazu diente, um herauszufinden ob es schon eine Entwicklung im Fall des Spiegels gegeben hatte.
Ich war angepisst, denn ich hatte definitiv besseres zu tun als mit meiner Eomma über sowas zu sprechen, natürlich war es mir wichtig, dass der Spiegel wieder an Soona zurück geht, obwohl es mir da eher darum ging, dass sie Tae dann in Ruhe ließe, wenn sie dieses vermaledeite Objekt wieder in ihrer Sammlung hatte, denn der Spiegel war nicht das einzige magisch-mystische in ihrer Obhut.
Ich fuhr 30 Minuten bis zu dem Standort meiner Eomma.
Sie lebte wie die Götter im Allgemeinen im Wandel.
Das besondere an ihr jedoch war, dass sie wöchentlich wanderte.
Athena zog immer dort hin wo sie denkt, gebraucht zu werden, zum Leidtragen ihrer Kinder.
Ein Stich durchzuckte mich, als ich an meine Geschwister dachte.
Einige von ihnen waren nur noch ferne Erinnerungen, Gesichter die mit leeren Augen in die Ferne starrten.
Eomma lebte schon an vielen Orten.... an vielen Orten an dem genau in diesem Zeitraum davon abgeraten wurde, sie zu besuchen.
Vor mir in der Ferne, mitten auf einem Feld erstreckte sich ein makellosen Anwesen.
Es war Groß und Prächtig, natürlich wars das.
Eomma passte sich immer an und bei ihrer jetzigen Mission den Spiegel zu beschaffen, war es nun einmal nicht vonnöten in einem strategischen Haus zu wohnen.
Ich verstand, dass sie dem überdrüssig wurde und sich nun an den prunkvollen Olymp orientierte.
Seufzend stieg ich aus und lief den langen Marmor verkleideten Weg entlang.
Der Bauer des Feldes würde einen Schlag bekommen....,wenn das Gebäude nicht nur für diejenigen sichtbar wäre, die es sehen sollten.
Wie von Zauberhand öffneten sich die schweren Türen die bis drei Meter hoch waren und ließen mich gewähren.
Es war alles so grell und unnatürlich sauber und das kotzte mich so dermaßen an.
Ich verstand nicht, warum die Götter so etwas erschaffen konnten, quasi über Nacht, jedoch keine Kriege beenden und Hungersnöte stoppen konnten oder eher gesagt, wollten und ich wusste, dass sie dass nicht wollten, ich hab genug Bürgerkriege erlebt die hätten beendete werden können, jedoch als Machtdemonstration noch mehr angefeuert wurden.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Ich hasste mich dafür, nichts unternommen zu haben, nicht einmal versucht hatte ich es....
"Jungkook, mein Schatz", kam eine mir bekannte Stimme  von einen der vielen Flure geschallt, ehe die Frau der sie gehörte zu sehen war, "Hallo Göttin", gab ich nur stumpf zurück.
"Wie ich sehe, wieder mit allseits bekannter, hervorragender, guten Laune", ich schaute sie nur aus kalten Augen an, als sie dies sah, seufzte sie und neigte ihren Kopf dabei leicht zur Seite.
"Schon verstanden, du willst es hinter dir haben, wenn du mir bitte folgen würdest, wir gehen für weiteres in mein Büro".
Sie drehte sich um und lief in einen der fünf Flure hinein, woraufhin ich ihr mechanisch folgte.
Als ich ihr mit kleineren Schritten nachlief, betrachtete ich ihren Rücken, auf dem ihre Haare leicht auf und ab hüpften, die zu einem eleganten Pferdeschwanz gebunden waren, unweigerlich musste ich daran zurückdenken wie oft ich ihr so gefolgt war, um an ihren Besprechungen teilnehmen zu können, genau diese Treffen die über Tod und Leben bestimmt hatten.
Hass, purer Zorn brodelte in mir, den ich versuchte zu unterdrücken.
Eine silberne Tür auf der ihr Wappentier, die Eule, schimmerte tauchte vor uns auf und öffnete sich wieder von selbst für uns.
Stumm folgte ich ihr und setzte mich dann ihr gegenüber an den Tisch.
"Was willst du hören?", fragte ich kühl, denn ich würde definitiv nicht beginnen, wieder seufzte sie, "Du könntest ja zumindest einmal so tun, als ob du mich nicht hassen würdest", "Als ob dich das stört", Wut blitzte kurz auf verschwand jedoch genau so schnell wieder, "Ich bin kein emotionsloses Monster auch, wenn du dies denken magst Sohn...".
Ich schnalzte mit der Zunge.
Es herrschte ein knisternde Stille ehe sie anfing ihren geistigen Fragebogen abzuarbeiten.
"Was hast du über den Spiegel?", "Taehyung hat Visionen, vielleicht Träume geschickt von Morpheus", "Was weiß Taehyung bisher?", "Ich hab ihm von den Göttern erzählt und was der Spiegel ist", ein überraschendes aufblitzen der Augen, die einzige Reaktion, "Was sagt er dazu?",  ich zuckte mit den Schultern.
Es war eine gleichgültige Geste, die zeigen sollte, dass es mich nicht wirklich kümmerte was er nun denken mag, aber in Wirklichkeit war es für mich eine herbe Erleichterung, dass er mich und meine Welt so akzeptierte und vorallem versuchte sie zu verstehen, obwohl es all seinen Normen widersprach, sein komplettes Weltbild war nun verkehrt.
"Ich schätze er kommt klar, ich wollte ihn nicht mehr anlügen und vor allem hab ich eingesehen, dass es vermutlich einfacher wäre, wenn er aktiv helfen kann und er weiß nichts von der Seelenverwandtschaft", sie betrachtet skeptisch meine Züge, "Ist er dir egal? Ist es dir egal, was er von dir denkt?", diese Frage war wohl auf die zuckende Geste bezogen, "Egal nicht, nein, aber nicht direkt von Belang".
Lügen, er bedeutet mir alles und ich würde wie eine Blume vergehen, wenn er mich hassen würde.
Sie beugte sich vor, ihre Hände miteinander verschränkt, "Du willst mir sagen, dass dir deine Seelenhälfte nicht von Belang erscheint?."
"Ich hab gedacht es geht um die Mission und nicht um mein Liebesleben", sie schloss die Augen und als sie sie wieder öffnete, erkannte ich, dass sie meinen Aussagen nicht glaubte, "Es geht um beides.... ich sehe dein Misstrauen ein und es ist berechtigt, weil es viele gibt, die der seltenen Verbindung auf die Schliche kommen wollen und ich nehme mich da sicherlich nicht  aus, aber ich bin kein Monster.... ich werde weder dir noch Taehyung in den Rücken fallen. Du denkst zwar, dass mir dein und sein Leben egal sei, aber dies stimmt nicht! Ich werde es  zu verhindern wissen, wenn ich auch nur einen Hauch Gefahr für dich und deinen Partner erkennen sollte".
Ich betrachtete sie weiter stumm, nahm ihr verzweifeltes Bild in mich auf.
Ich war das erste Mal unsicher, was sie und ihre Beweggründe zu bedeuten hatten, ich glaubte nicht an eine stabile Mutter-Kind-Beziehung die sie mir gerade auftischen wollte, aber ein kleines Fünkchen in mir wollte die Hoffnung nicht loslassen.
"Wie geht es Taehyung?", eine vorsichtige Frage, "Hat er Schmerzen?", ich würde etwas hellhörig, "Warum sollte er Schmerz empfinden? Es geht ihm den Umständen entsprechend besser", ich beobachtete sie skeptisch, aber ihre einzige Reaktion darauf war ein leises, grübelndes, "Verstehe...".
Sie war in sich gekehrt und ich wollte gerade gehen, als sie wieder zum sprechen ansetzte, "Würde er dir das denn mitteilen?", "Wie bitte?", fragte ich genervt, "Würde er dir sagen, ob ihn Schmerzen plagen","Er würde es mir sagen, wenn er sich dafür bereit fühlen würde, ich dränge ihn nicht und dies werde ich auch niemals".
Sie wurde wieder still, "Geh" und mehr brauchte es nicht, um mich zum verschwinden zu bewegen.

Ich fuhr die Einfahrt der Kims hoch, als es schon spät nach Mitternacht war.
Ich versuchte auf leisen Sohlen durch das Haus zu laufen ohne Taehyung oder Heesun zu wecken.
Mit einer schnellen, aber präzisen Handbewegung schaffte ich es die Tür zu meinem Zimmer zu öffnen, ohne ein lautes Geräusch zu machen.
Ich spürte Taehyung seine Präsenz hinter der Tür gegenüber von meiner.
Taehyung fühlte sich wie ein Wintermorgen an, an dem  die ersten Schneeflocken fielen und dabei die Bäume mit einem weißen Kleid bedecken.
Als er mit mir über unser Band kommunizierte, ließ er mich bisher immer ein wenig frösteln und neben diesem Gefühl, betrat dann noch der Geruch von Tannen die Bühne der Bindung.
Ich fragte mich unweigerlich, ob er auch so etwas spüren konnte, keiner kann in dieser Angelegenheit sagen was richtig oder falsch war, weil es zu wenige mit einer solchen Verbindung gab.
Ich werde ihn wohl oder übel nachher danach Fragen müssen.
Ich zog mir meinen Pullover über den Kopf und strich mir die Hose vom Leib, als ich einen Blick in den Spiegel warf, stachen mir direkt meine Tattoos ins Auge.
Als ich mich daran erinnerte, wie Tae sie erkundete, lief mir ein Schauer über den Rücken.
Ich wendete meinen Blick ab und löschte das Licht, mit geübten und sicheren Schritten lief ich zu dem Bett mit dem hellen Bettkasteb,  legte mich darauf und starrte die dunkle Decke an.
Ich ließ den ganzen Tag Revue passieren, dies jedoch führte dazu, dass ich mir das Einschlafen selber verbaute, weil ich anfing über alles Gesagte meiner Eomma zu grübeln.
Ein leises Geräusch von außerhalb ließ mich aus meinen Gedanken auf tauchen und ich begann angestrengt in die Dunkelheit zu horschen.
Da, wieder ein leises knacken von Dielen.
Meine Tür öffnete sich und das Flur Licht flutete ein Stück meines Zimmers und versuchte gegen die Dunkelheit anzukämpfen, jedoch brach das Licht ab, als Taehyung die Tür leise wieder schloss.
Ich hörte wie er mit zittrigen Beinen auf mein Bett zu getappelt kam und sich dann darauf niederließ.
Mein Herzschlag beschleunigte sich, ich hatte zwar mit Taehyung letzte Nacht schon zusammen in einem Bett geschlafen und auch Tags über mit ihm gekuschelt, aber der Unterschied darin lag, dass ich dabei nicht Oberkörperfrei und nur mit Boxer bekleidet war.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Tae die Nacht wieder bei mit verbringen wollen würde.
Sein warmer Körper kuschelte sich erst zaghaft an mich, jedoch erstarrte dieser kurz, vermutlich, weil er realisierte, dass ich nicht allzu viel trug.
Doch dann schmiegte er sich mit einer eleganten Bewegung an meinen Körper und ich konnte mir nur mit Not ein Lachen verkneifen, er war so goldig.
Mein Herz rasste  inzwischen.
Ich drehte mich so, dass ich Taehyung umarmen konnte und sein Atem meine nackte Haut am Hals streichelte.
Ich zog ihn noch ein Stück näher und streichelte ihm über den Rücken, zu meiner Überraschung trug er anscheinend auch nur eine kurze Boxer und ein sehr langes Hemd.
Ich schluckte.
Ich spürte Taehyung seinen Atem als er zum sprechen ansetzte, "Kookie...?", "Ja?", ich spürte wie er sich noch näher an mich schob und sein Gesicht in meiner Halsbeuge versteckte.
Als er weiter sprach spürte ich seine Lippen die zaghaft meine Haut streiften, "Es-Es tut mir leid, dass ich- ich dich einfach belästige, aber ich hatte wieder einen schlechten Traum und...", ich hörte wie seine Stimme anfing zu zittern, ich unterbrach ihn, "Psss alles gut Tae, du brauchst dich nicht entschuldigen, soll ich irgendwas für dich tun?", flüsterte ich in sein weiches Haar.
Ein kleines Nicken raubte meine komplette Aufmerksamkeit, "Kan-Kannst du mich vielleicht einfach halten und weiter streicheln? Wie du es die ganze Zeit schon tust, zeig mir einfach, dass ich nicht allein bin, dass ich nicht tot bin", flüsterte er leise zurück und ich konnte die Panik spüren, die seine Stimme beben ließ.
Ich kam seinen Wünschen nach und fing sogar an, leise Melodien zu summen, was ihn wirklich zu beruhigen schien.
Nach einer Viertelstunde spürte ich, dass er eingeschlafen war.
Ich beugte mich zu seiner Stirn und küsste sie, "Ich liebe dich", murmelte ich verlegen in den kleinen Raum zwischen meinen Lippen und seiner Haut, die einzigen Zeugen  meines Geständnisses waren die Sterne, die leuchtend hell vor meinem Fenster im Nachthimmel strahlten.

Wörter:1956

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt