Chapter 88

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POV Taehyung
Mit gemächlichen Schritten lief ich mit Appa und Eomma, Jungkook und Yoongi als Stütze und Gepäckträger an meiner Seite und Heesun hinter mir, zur Eingangstür.
Jungkook hatte mir im groben erklärt, dass Heesun eine Art Spionfunktion für seine Eomma erfüllte, auch über den Plan von seiner Eomma hatte er mich unterrichtet, ich war 40 Prozent überrascht und 60 Prozent sehr sauer, weil sie ihren Sohn so manipuliert hatte und Kookie sich nun unglaubliche Vorwürfe machte. Jungkook wollte es zwar nicht zugegeben, aber der Verrat seiner Eomma schmerzte ihn.
Ich wollte ihn nicht leiden sehen, das tat er mit meiner aktuellen Situation schon genug, deshalb versuchte ich, ihn ein wenig aufzumuntern, was auch manchmal klappte, aber wenn er dann im Krankenhaus wieder die Geräte angesehen hatte, stürzte er wieder zum absoluten Nullpunkt seiner Gefühle.
Es vergingen seit der Verkündung meines baldigen Ablebens zwei Tage, den Freitag nicht mit einbezogen.
Die Ärzte hatten mir nun freigestellt zu entscheiden, ob ich.... ob ich Zuhause oder im Krankenhaus sterben wollen würde, so also hab ich mich für eine Palliativversorgung für Zuhause entschieden.
Ich würde eine Betreuerin oder eine Betreuer bekommen, der die nächsten Tage mich und meine Familie darauf vorbereiten würde, Abschied voneinander zunehmen, ansich finde ich dieses Programm recht gut, auch wenn ich mir momentan darunter noch nicht wirklich etwas vorstellen konnte, ich kann mir nicht vorstellen, dass es den Verlust eines Menschens schmälern könnte, nur weil man davor einige Therapienstunden als Familie machte.
Ach und die medizinisch Versorgung wurde von diesem Betreuer auch übernommen, das hatte ich beinah vergessen....
Ich spürte Jungkooks Hand , die sich in meine schob und mich so aus meinen Gedanken holte.
Ich schaute ihn an und betrachtete sein schönes Gesicht, wie lange werd ich es mir noch anschauen können?
Wir hatten immer noch nicht über unseren Beziehungsstatus geredet, wir waren keine normalen Freunde, aber lohnte es sich überhaupt noch eine Beziehung einzugehen?
"Alles in Ordnung?", flüsterte mir Kookie sanft ins Ohr und ich nickte zaghaft, "Ich war nur in Gedanken", "Also wie immer?", fragte er leise belustigt, was mir nur ein Schnauben entlockte.
Wir traten durch die mir bekannten Türen und direkt strömte mir der vertraute Geruch nach Heimat in die Nase.
Das Haus war mir in den letzten Wochen fremd erschienen, so dachte ich jedenfalls, aber nachdem ich die Zeit im Krankenhaus verbracht hatte, stellte sich mir die Frage, ob das wirklich der Fall gewesen war.
Das Krankenhaus war schrecklich und jede Sekunde dort drinnen war der Wunsch nach einen Ort der sich wie Zuhause anfühlt, gewachsen.
Mein Blick wanderte wieder zu dem braunhaarigen jungen Mann neben mir, dann zu den kleinen Schwarzhaarigen mit der Narbe und den bösen Audruck im Gesicht, der das Herz meines besten Freundes gestohlen hatte und letztendlich blieb mein Blick auf den Rücken meiner Eltern liegen.
Zuhause.
Zuhause war kein Ort, es waren die Menschen die dir das Gefühl geben, dass du angekommen bist, dass du sicher und geliebt bist.
Meine Freunde und meine Familie sind mein Zuhause.
Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen lief ich neben Yoongi und Jungkook zu meinem Zimmer.
Meine Eltern und Heesun waren im Büro verschwunden, vermutlich kündigte Heesun, weil ihre Tarnung aufgeflogen und ihre Dienste sowieso nicht mehr von Nöten waren.
Dies war mit aber relativ egal, nach alldem was vorgefallen war, hielt ich sie nicht für sonderlich zuverlässig.
Yoongi schritt durch mein Zimmer und schaute sich um, Eomma hatte aufgeräumt, fiel mir auf.
"Epos des Gilgameshs? Jungfrau von Orléans? Odyssee des Odysseus? Kim Taehyung, besitzt du ein soziales Leben?", fragte Yoongi verwirrt, als er die Titel in meinem Bücherregal las, was Jungkook auflachen ließ, "Ja Yoongs, ich besitzte ein soziales Leben", gab ich gespielt genervt zurück, "Yoongs?", "Ja dein neuer Spitzname", gab ich sachlich zu, "Kannst dich daran gewöhnen, ich hab auch einige", kam es von Jungkook, der sich auf meinen Bett ausgebreitet hatte, "Und dir gefallen sie alle, stimmts Kookie?", fragte ich zuckersüß, "Ja natürlich mein Engel", "War das Sarkasmus?", "Niemals", gab Jungkook entrüstet zurück, was mich kichern ließ.
Yoongi nahm eins der Bücher heraus und blätterte durch die Seiten, bis er bei einer Illustration von Persephone und Hades stehen blieb und die Augenbrauen hochzog, "Was zum...?!", er drehte das Buch zu Kooks, "Siehst du das?! Wer kommt denn auf die Idee, Hades blonde Trillerlocken zu machen", gab der Schwarzhaarige empört von sich, was Jungkook zum prusten brachte, "Und so ein schwammiges Gesicht", verzweifelt fasste er sich an die Wangen und blickte dann zu mir und Kookie.
Ich zog die Augenbrauen belustigt nach oben, "Wie stellst du ihn dir den vor?", "Ja nicht so!", ich schaute über meine Schulter zu Kookie, der sich beinah vor Lachen krümmte.
Hab ich da etwa einen Insider Joke zwischen euch beiden endeckt?
Selbst in den Gedanken konnte ich Jungkook kichern hören.
Könnte man so sagen~
Augenverdrehend betrachtete ich wieder den verstörten Mann vor mir, der immer noch ungläubig das Bild musterte.
Jungkook stand inzwischen auf und betrachtete mit Yoongs zusammen die Illustrationen.
Ich war froh, den beiden noch begegnet zu sein.
Ich glaubte eigentlich nicht mehr daran, zu überleben, aber das wollte ich keinen gegenüber zugeben, ich wollte nicht zuschauen, wie sie leiden und trauern.
"Tae wollen wir vielleicht heute was bestellen? Denkst du deine Eltern haben auch  Lust dazu?", fragte Jungkook und auch Yoongi schaute jetzt vom Buch auf, "Wir können ja fragen", Jungkook lächelte und schaute dann wieder auf das Buch und blätterte dessen Seite um.
Es war fast bizarr wie normal dieses Szenario doch war.
Ich ging zum Fenster und öffnete es, ich hatte festgestellt, dass ich die letzten Tage keine direkte Panikattacke mehr hatte, allgemein war ich nun irgendwie viel entspannter.
Es war wie eine Schifffahrt durch den heftigsten Sturm, man sieht die Wellen brechen, hört die Besatzung fluchen und die Dielen knarzen, man hat Angst, aber am Ende schwimmt man auf ruhiger See, es ist größtenteils still und man steht glücklich an der Reling und betrachtet das wunderschöne Meer und genau an diesen letzten Abschnitt der Fahrt befand ich mich.

Wörter: 1000

Ich wünsche euch im Voraus ein schönes Osterfest
💜🦝

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt