Chapter 56

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Ich fuhr sehr schnell, selbst für meine Verhältnisse.
Meine Priorität bestand darin Taehyung nach Hause zu bringen, um ihm etwas Vertrautes auszusetzen.
Ich wusste das solche Methoden eigentlich gegen Panikattacken Wirkung zeigten, jedoch fiel mir auf, dass je  näher wir seinem Zuhause kamen, Taehyung sich mehr und mehr an meinen Rücken drückte.
Wir fuhren die Einfahrt hoch und das war der Moment,  in dem Tae sich nun absolut an meiner Hüfte verkrampfte.
Es war schon fast Abend und die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont, es waren keine Wolken zu sehen, jedoch nieselte  es ein wenig.
Die Tropfen perlten vom Motorrad ab und sammelten sich in einen größeren Wassertropfen an den Felgen, bis dieser sich löste und auf den Boden zersprang.
Ich wollte mich vom Motorrad erheben, aber der Druck seiner Arme um meinem Leib verstärkte sich und verweigerte mir so das Gehen, "Tae... was ist los?", fragte ich leise durch das Mikro.
Nachdem wir nun standen und nicht mehr mit einem halsbrecherischen Tempo fuhren, konnte ich seine Hände mit meinen bedecken und ihn noch ein Stück näher heran ziehen, bis wirklich kein Blatt mehr zwischen uns passen würde.
Taehyung antwortete nicht, was mich nervös machte.
Lag es an mir?
Hab ich was falsch gemacht?
"Tae... hat dir der Tag nicht gefallen, hab ich was falsch gemacht?", ließ ich meine Gedanken raus, "Oh Götter nein, nein!", sagte er zurückhaltend und schüttelte dabei hastig seinen Kopf, dann fing er an, sarkastisch hinter meinem Rücken zu lachen, "Du hast mir den schönsten Tag seit langem beschert und du wärst der letzte Grund, weshalb ich eine Panikattacke bekomme würde", fügte er hinzu, in seiner Stimme lag der pure Schmerz.
Wir saßen beide im Nieselregen und rührten uns nicht.
Ich wusste nicht, ob ich ihn fragen sollte was sein Problem war, vor was er Angst hatte.
Ich strich immer wieder behutsam über seine Hände, ich wollte, dass er wusste, dass ich für ihn da war.
"Tae... wollen wir nicht lieber rein gehen?", "Nein bitte nicht", "Warum nicht" flüsterte ich sachte zurück, "Es  regnet...", fügte ich hinzu, "Es ist drinnen so ....eng".
Das gleiche flüsterte er auch vorhin im Museum.
Ich löste Taehyung von mir und stieg vom Motorrad, zu meiner Erleichterung stand er ebenfalls auf, auch wenn es etwas zittrig wirkte.
Wir nahmen unsere Helme ab und er überreichte mir seinen.
"Ich möchte das Motorrad nur kurz irgendwo unterstellen, okay? Wir müssen nicht rein gehen, wenn du es nicht willst", sagte ich mit sanfter Stimme, was er jedoch nur mit einem stummen Nicken quittierte.
Wir liefen beide durch den immer stärker werdenden Regen.
Ich spürte Taehyung's Präsenz bis in jedes Detail meiner Selbst, ich konnte seine Gedanken nicht hören, aber seine Gefühle konnte ich halbwegs spüren.
Er war angespannt, ängstlich und wütend.
Ich wusste nicht, wie ich ihm all diese Emotionen nehmen konnte, ich wollte eine Stütze, eine Säule in seinem Leben bilden.
Vor mir erhob sich die Garage der Kims, die ich mit einem Schlüssel, den mir Taemin gegeben hatte, öffnen ließ.
Nachdem ich also die Tore öffnete, schob ich mein Motorrad hinein.
Nicht einmal in die Garage folgte er mir.....
Taehyung stand mit seinen schwarzen Schulsachen im inzwischen strömenden Regen, seine Klamotten klebten ihm am Körper und man konnte die schmale Gestalt darunter erahnen.
Seine Haare hingen in Strähnen in seinem Gesicht, worunter seine Augen mich durchgehend beobachteten.
Seine Haltung war unschlüssig, als wolle er etwas durchsetzten, was sein Körper jedoch nicht ausführen wollte.
Er machte kleine Schritte nach vorne, nur, um sich daraufhin zwei Schritte wieder zu entfernen.
"Taehyung.... was ist los?", er schaute mich mit großen Augen an, in seinem wunderschönen Gesicht liefen die Regentropfen in kleinen Bahnen hinab.
Er machte kurz den Mund auf, jedoch schloss er ihn wieder.
Es wollte sprechen, wusste aber nicht wie.
Ich überlegte, wie ich ihn helfen konnte, was ich sagen könnte, um ihm ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
So also fragte ich die wohl dümmste Frage, die ich hätte stellen können, denn ich wusste die  Antwort darauf schon, ich wusste sie durch die Verbindung, erahnte  sie durch seine vorsichtige und ängstliche Art, aber ich wollte es von ihm hören, ich wollte, dass diese Wörter seine wunderschönen Lippen verließen.
Ich schritt langsam und beschwichtigend auf ihn zu, bis wir uns wieder gegenüber standen.
Er im Regen und ich geschützt unter dem Dach der Garage.
Meine Augen verweilten auf seinen und ich wartete, bevor ich leise zu ihm sprach, "Taehyung.... geht es dir gut?".
Er reagierte zunächst nicht.
Dann, eine kleine Bewegung.
Er setzte zu einem Nicken an, er wollte mir zeigen, dass es ihm gut ging.
Unsere Blicke ließen kein einziges Mal von einander ab und das war vermutlich der Auslöser dafür, was den Ausdruck in seinen Augen verändern ließ.
Denn seine Fasade drohte zu bröckeln.
Er wollte standhaft bleiben, aber ich sah wie er gedanklich alles durch ging , bis er nun nachgab.
Seine Augen füllten sich wieder mit Tränen  die sich mit den Tropfen des Regens verbanden.
Das Nicken stockte und es wandelte sich zu einem zaghaften schütteln.
Sein Körper begann unter den angestauten Gefühlen zu beben und ein kleines Schluchzen entkam meinem  Engel.
"Mi-Mir geht es n..nicht gut, Kookie", schluchzte er völlig aufgelöst, bevor er sich in meine Arme rettete und seinen Kopf gegen meine Brust schmiegte und einfach alles herausließ.

Wörter: 876

Ich hoffe,  ihr habt alle ein schönes Weihnachtsfest.
🥰💜🦝

Stolen Mirror TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt