"Familie Kim", begrüßte der Arzt Taehyung seine Eltern, "Jungkook", nickte er mir zu.
Er hatte ein ernstes Gesicht, als er sich wieder zu den beiden Eltern drehte, die gespannt und besorgt auf Antworten warteten, "Wie geht es unserem Sohn, Sean?", fragte Taemin seinen Kollegen, "Er ist im Aufwachraum, mein Freund", antwortete dieser leise.
Mir viel ein gewaltiger Stein vom Herzen und dies schien nicht nur bei mir der Fall gewesen zu sein, denn TaeTaes Eomma drehte sich auch schluchzend weg und hielt sich eine Hand vor den Mund, "Aber?", hakte Taemin nach, der offensichtlich das zögern seines Freundes erkannt hatte, "Der Schatten ist größer geworden, die Tests zeigen nichts an und die Medikamente wirken nicht...", riss er die Pflaster nacheinander ab und die anfängliche Erleichterung verpuffte augenblicklich, "Wir wissen nicht weiter", fügte er leise hinzu.
"Wir müssen doch etwas tun können!", meldete sich die schwarzhaarige Frau zu Wort und ich konnte hören, wie ihre Stimme mit jeder Silbe mehr brach, wie ihr Herz zerbrach, "Wir werden bezahlen, wir werden die Kosten tragen für alle neuartigen Behandlungen. Es muss doch etwas geben!", versuchte sie es erneut.
Ich trat leise an sie heran und nahm sie in den Arm, woraufhin sie ihr Gesicht in meiner Schulter vergrub.
Taemin versuchte den Gedankengang seiner Frau weiter auszubauen, schlug Therapien vor, Behandlungen, aber jeder Vorschlag traf auf taube Ohren.
Ich hörte nicht mehr hin, alle Worte die die Beiden sprachen, flogen an mir vorbei, ihre Bedeutung kam nicht bei mir an, sie hing schwermütig zwischen mir in der Luft, denn ich konnte sie nicht richtig wahrnehmen, nicht begreifen.
Sie waren wie die Sonnenstrahlen, die man zu erreichen versuchte, wenn man bei einem Schiffsunglück vom Sog auf den Grund des Meeres gezogen wurde, sie waren so nah und doch so fern, alles um mich herum war still.
Ich fühlte mich wie unter Wasser und mir wurde die Luft zum Atmen geraubt.
Ich konnte ihn nicht beschützen.
Ich hatte versagt.
Und er war der Preis.
Ich umfasste die kleine Frau fester, "Sean, sag es uns einfach", hörte ich die müde Stimme meines Vorgesetztens leise durch den Dunst meines Geistes brechen.
Ich hob meinen Kopf und betrachtete beide Ärzte, "Min... wir können es weiter versuchen, auch wenn die Chancen schlecht stehen, wir....", "Sean, wir brauchen keine verschönernte Lügen... wird er es schaffen, wird irgendwas anschlagen?", "Du könntest dir die Unterlagen auch einmal ansehen, vielleicht haben wir etwas übersehen".
Taemin schloss die Augen und das erstenmal sah ich, wie erschöpft er aussah, er hatte die letzten Tage kaum geschlafen, kaum gegessen, "Ich habe sie eingesehen.... Sean bitte".
Der andere Mediziner schaute betrübt auf den Boden und man konnte erkennen, dass ihm das sehr nahe ging, schließlich sah er seinen Freund leiden, "Es tut mir leid", flüsterte er und dann schüttelte er den Kopf, "Es wäre ein medizinisches Wunder, wenn er sich wieder erholen würde", etwas zerbrach nun entgültig in mir und der kleine zierliche Körper an meiner Brust fing immer mehr an zu beben, "Er wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht schaffen", sagte der Arzt nun, das was wir alle befürchtet hatten.
"Wie lange noch", fragte ich und erkannte meine Stimme dabei kaum wieder, "Schwer zu sagen, aber wir sollten uns nicht allzuviel vor machen, er hat nicht mehr lange".
Taemin kauerte sich auf den Boden und seine Frau weinte lauter, als zuvor.
"Es tut mir leid", hauchte der Arzt ein letztes Mal, bevor er ging und eine Familie in Trümmern zurück ließ.
Nach einer Weile manövrierte ich die Bürgermeisterin auf einen Stuhl, wo sie in sich zusammengesunken zurückblieb und half dann Taemin auf, "Ich kann es nicht fassen, mein... mein Tae", zitterte auch seine Stimme, "Weißt du was die Menschen ausmacht?" , hauchte ich leise zu dem Appa meines Freundes, "Gewalt und schlechte Entscheidungen?", fragte er verbittert zurück, aber ich schüttelte den Kopf, "Damals als die Menschen, die Griechen durch Prometheus erschaffen wurden, aus Lehm und dem göttlichen Feuer der Athena, dass ihnen Leben und Wissen einhauchte, waren sie unbeschwert, sie waren frei und Gott ähnliche Gestalten, erst Zeus brachte durch eine List den Bruder Epimetheus dazu, ein Gefäß zu öffnen was Leid und Krankheiten über sie brachte, aber eine Sache konnte zurückgehalten werden, gerettet durch die Sicherheit und Weitsicht des Prometheus und zwar die Hoffnung, sie flackert immer noch rein und unbefleckt in diesem Gefäß und wird es auch immer tun. Menschen sind unbestritten herrische Wesen, aber egal ob gut oder schlecht, jeder Mensch glaubt an die Hoffnung, glaubt an einen Sieg, also sollten wir auch daran glauben, glauben, dass Taehyung den Sieg erkämpfen kann. Hoffnung macht die Menschen aus", flüsterte ich in den leeren Flur zu dem kauernden Mann und der niedergeschlagenen Frau, es wäre eine Lüge, wenn ich nicht Zweifel hätte, es wäre eine Untertreibung, wenn ich sagen würde ich hätte keine Angst um ihn, keine Furcht ihn zu verlieren, aber was blieb mir noch übrig außer, mich an die Hoffnung zu klammern.
Yoongi schwor mir, dass er alles versuchen würde um ihn zu retten, meine Eomma arbeitet an einer Heilung.
Zwei mächtige Götter müssen es schaffen können.
"Du klingst wie er", krächzte Taehyungs Eomma, ihre Stimme war rau, "Er hätte in so einer Situation auch ein Zitat oder eine Anspielung auf einen Mythos gebracht", fügte sie leise hinzu, "Hinter jedem Mythos steckt ein wahrer Kern", erwiderte ich genau so leise, was sie leise lachen ließ, "Das hat er auch immer gesagt".
Wir saßen nun alle drei auf Stühlen und unterhielten uns leise, Taemin und Hyun erzählten Geschichten aus Taehyungs Kindheit, um uns alle ein wenig abzulenken, zwischendurch hab ich Yoongi noch angerufen, um ihn von den neusten Ereignissen zu erzählen, auch Jimin hab ich benachrichtigt, dieser antwortete jedoch nicht.
Was mich nun aber am meisten überrascht hatte, war das meine Eomma mir geschrieben hatte.
Sie wusste anscheinend über Taehyung seinen Zustand Bescheid und fragte mich kühl wie sie war, um eine 'Unterredung' bezüglich der aktuellen Situation.
Ich erzählte meinen offiziellen Auftragsgebern davon, die dem zustimmten und so kam es, dass ich und meine Eomma uns nicht mal 30 Minuten später mit den Kims in einen Raum im Krankenhaus befanden.Wörter: 1016
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Stolen Mirror Taekook
FanfictionTaehyung ist der Sohn von der Bürgermeisterin Hyun und wuchs behütet auf einem riesigen Anwesen auf. Er interessiert sich in seinem Alter für eher ungewöhnliche, gar seltsamen Themen, wie zum Beispiel für die Mythologien verschiedener Kulturen...